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Politik

Wie man eine Wahl vergeigt

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Max Hofmann
6. März 2017

Ex-Premier Alain Juppé verweigert sich als Kandidat, und Kandidat Fillon verweigert den Rücktritt. Die Republikaner in Frankreich taugen nur noch dazu, Marine Le Pen ein paar Stimmen wegzunehmen, meint Max Hofmann.

Bild: Reuters/C. Hartmann

Wie schießt man sich selbst mit Anlauf ins Knie? Die Konservativen in Frankreich machen es vor. Kurze Erinnerung: Ihr offizieller Kandidat Fillon hat seine Frau Penelope über Jahrzehnte mit Steuergeldern entlohnen lassen, ohne dass sie bisher dafür eine überzeugende Gegenleistung präsentieren konnte. Die meisten anderen Parteien hätten ihren Kandidaten in so einem Fall schon längst abgesägt und einen anderen aufgestellt. Nicht so die französischen Republikaner.

Bisher schien es so, als würden sie einfach nur den richtigen Moment abwarten. Immerhin zieht Fillon nach wie vor Gift und Galle spuckend durch die Lande, spricht von Rufmord, Verschwörung und Ehrverletzung. Solange der Patient noch so stark zuckt, wollen die Partei-Granden die lebenserhaltende Maschine vielleicht noch nicht abschalten. Dachte man. Spätestens Montag zeigte sich: den Republikanern fehlt ein Plan und eine überzeugende Alternative.

Ex-Premier Alain Juppé wäre eigentlich der richtige Mann gewesen. Als Zweiter der Vorwahlen besitzt er eine gewisse demokratische Legitimität, außerdem hat der 71jährige Polit-Opa seine Skandale wohl bereits hinter sich. Er hat dafür gebüßt, und es scheint als hätten ihm die Franzosen verziehen. Jüngste Umfragen jedenfalls gaben ihm hervorragende Chancen, die Stichwahl der Präsidentschaftswahl zu erreichen. Trotzdem will er nicht mehr.

DW-Korrespondent Max Hofmann berichtet aus Brüssel

Fallstrick für die Republikaner

Sein Argument, er könne die zentralen und rechten Kräfte des Landes in der jetzigen Lage nicht mehr vereinigen, ist angesichts der Umfragewerte schwer nachvollziehbar. Vielleicht ziert er sich nur. Oder aber er hat seit den Vorwahlen gemerkt, dass er doch eigentlich keine Lust aufs höchste Amt im Staat hat. Beides lässt ihn in keinem guten Licht erscheinen. Zusammen mit dem uneinsichtigen Raffzahn Fillon wird der ehemalige Hoffnungsträger zum Fallstrick für seine Partei.

Für die Konservativen war es vermutlich schwieriger, diese Wahl zu vergeigen als sie zu gewinnen. Die Franzosen haben dermaßen die Nase voll von Präsident François Hollande und seinen Sozialisten, dass sie sich mit sehr wenig zufrieden gegeben hätten. Das zeigt sich zum Beispiel an den Zustimmungswertenn für Fillon. Trotz allem wollen ihn immer noch 17 Prozent der Franzosen wählen. Viel zu viel für einen, der sich so aufführt. Nur, so fragt sich der konservative Wähler, wen soll man bitteschön sonst wählen?

Fillon als politische Mottenkugel

Und so hat Fillon, der gefallene Held der Katholiken und Rechtschaffenen, doch noch eine Funktion. Er zieht potentielle Wähler des Front National an. Die haben sowieso andere moralische Ansprüche (nämlich keine) an ihre Kandidaten, wie die vielen Skandale der "marineblauen" Le Pen zeigen. François Fillon funktioniert also noch: als politische Mottenkugel für flatterhafte Wähler die kurz davor sind, dem Front National auf den Leim zu gehen. Immerhin.

Einen wird die jüngste Entwicklung zu seiner Rechten freuen: Favorit Emmanuel Macron. Juppé hätte ihm viele Wähler der Mitte abgegraben. Ein skandalfreier Fillon wäre vielleicht zu stark für den charismatischen Politjüngling gewesen.

So aber sind seine Chancen noch einmal gestiegen, die Stichwahl zu erreichen und dort Le Pen zu schlagen. Bleibt zu hoffen, dass Macron als letzte Firewall gegen den Rechtspopulismus keine Leichen im Keller hat. Sonst lacht nämlich nur noch eine: Marine Le Pen.

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