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Kommentar: Wirecard ist selbst schuld

Brigitte Scholtes
18. Juni 2020

Der Zahlungsdienstleister Wirecard hat seine Glaubwürdigkeit verspielt und gehört nicht in die oberste Börsenliga, findet Brigitte Scholtes.

Wirecard Logo
Bild: picture-alliance/NurPhoto/A. Pohl

Es ist ein Fiasko. Mehrfach hat das einstige Vorzeige-Startup Wirecard, das vor zwei Jahren die Commerzbank im DAX ersetzt hatte, seine Bilanzvorlage verschoben. An diesem Donnerstag geschah das in buchstäblich letzter Minute.

Die Börsianer waren schon am frühen Morgen verschnupft, weil die Zahlen noch nicht vorlagen. Es ist übliche Praxis bei DAX-Konzernen, dass sie ihre Bilanzen vor Börsenbeginn veröffentlichen.

Nun aber hat Wirecard auch den letzten Rest an Reputation verloren. An einen Konzern, der im DAX 30 notiert ist, der ersten Börsenliga also, werden hohe Transparenzansprüche gestellt. Schon dieses Kriterium erfüllt der Zahlungsdienstleister nicht mehr.

Opfer oder Täter?

Er macht sich zunehmend angreifbar, weil immer noch nicht geklärt ist, ob er Opfer oder Täter ist. Viele Investoren ziehen offenbar den Schluss, dass die letztere Kategorie die wahrscheinlichere sei.

Wirecard hatte in den vergangenen Jahren immer wieder versucht, sein einstiges Schmuddelimage abzulegen: Groß geworden war das Unternehmen im Bereich des Glücksspiels und der Pornoindustrie.

Die Aschheimer wollten als seriöses Unternehmen wahrgenommen werden. Diesen Ruf haben sie nun verspielt. Freude bereitet Wirecard nur noch den Zockern: Die haben heute beim Absturz des Aktienkurses ein Vermögen verdient. Das ist eines DAX-Konzerns nicht würdig.

Es könnte sein, dass die Deutsche Börse nun ein Sanktionsverfahren einleitet. Wenn an dessen Ende der DAX-Rauswurf steht, dann hätte sich Wirecard das selbst zuzuschreiben.

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