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Politik

Wo ist Elon Musk?

Thurau Jens Kommentarbild App
Jens Thurau
4. September 2020

Der Tesla-Chef war in Berlin. Einfach so und ohne die ganz große Bühne. Jens Thurau hat sich dazu so seine Gedanken gemacht.

Elon Musk am Dienstag mit Mundschutz beim Besuch des Biopharma-Unternehmens Curevac in TübingenBild: picture-alliance/Pressebildagentur Ulmer/M. Liss

Wer wurde da in dieser Woche in Berlin erwartet? Der Papst? Wladimir Putin, Donald Trump oder die Queen? Den Eindruck konnte man gewinnen, wenn etwa ein Radiosender in Berlin und Brandenburg die Flugroute des prominenten Besuchers recherchierte und am Mittwoch aufgeregt meldete: Ja, am Vormittag werde die Gestalt, um die sich alles dreht, tatsächlich in Berlin landen.

Die Person heißt Elon Musk, Multi-Milliardär aus den USA. Der Gründer von Tesla. Ein Unternehmer, dessen hauptsächliches Produkt die Zukunftshoffnung ist. Elektroautos, Impfstoffe, Paypal, Raumfahrt. Umstritten und bizarr, unverschämt erfolgreich, laut. Mehrfach verheiratet, zweimal allein mit derselben Frau. Für die einen ein Heilsbringer, der alles hat, was den Deutschen so fehlt: unerschütterlicher Glaube an sich selbst, Risikobereitschaft. Für andere ist Musk dagegen schlicht ein Gaukler.

Was hält die Bundesregierung von Musk?

Die Bundesregierung hat offenbar noch nicht so recht entschieden, zu welcher der beiden Gruppen sie tendiert. Es mag auch an Musks berüchtigter Spontaneität liegen, dass am Mittwoch lange gar nicht herauszufinden war, wo und wann Musk denn nun wen trifft. Eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums sagte nur in dürren Worten, über nicht-öffentliche Termine ihres Ministers gebe sie keine Auskunft.

DW-Hauptstadtkorrespondent Jens Thurau

Kann Musk vielleicht helfen, einen Corona-Impfstoff in Deutschland zu produzieren? Kein Kommentar. Gerüchte schwirrten herum, der großen deutschen Boulevard-Zeitung 'Bild' sei gesteckt worden, Musk würde an einer Veranstaltung der Unions-Fraktion im Bundestag teilnehmen, auch die Kanzlerin werde kommen. Unruhe soll sich dann breitgemacht haben, dass Musk vielleicht wieder absagen könnte. Alles sehr geheim, alles sehr verworren. Schließlich fand doch ein Gespräch "am Rande" mit Wirtschaftsminister Peter Altmaier, Gesundheitsminister Jens Spahn und Forschungsministerin Anja Karliczek statt.

Die Aufregung der Radio-Moderatoren in Brandenburg aber ist durchaus verständlich: Musks Aktivitäten sind seit Monaten eines der Hauptthemen in ihrem Bundesland. Kein Tag vergeht ohne neue Meldungen rund um die "Firma": Bis zum nächsten Sommer will Musk seine neue riesige Fabrik in Grünheide bei Berlin mit bis zu 12.000 Arbeitsplätzen fertigstellen und dort pro Jahr 500.000 Elektroautos bauen.  Die endgültige Genehmigung der deutschen Behörden fehlt noch - gebaut wird aber schon mal, typisch Amerika halt.

Skeptische Brandenburger

Viele Brandenburger wollen noch nicht so recht daran glauben, dass da wirklich etwas Segensreiches entsteht, etwas, das dem Land nützt. Denn viele erinnern sich an eine vermeintliche Formel-Eins-Rennstrecke in der Lausitz. Oder an einen top-modernen Luftschiffbauer. Alles geplant und versprochen und errichtet nach der Wende 1990, um das Berliner Umland wirtschaftlich voranzubringen. Alles gescheitert. Vom Flughafen, dessen permanente Nicht-Inbetriebnahmen die Menschen nur noch fassungslos macht, ist jetzt mal ausdrücklich nicht die Rede. Immerhin: Der soll ja wirklich fertig werden dieses Jahr. Ganz bestimmt. Na, mal sehen.

Deutsche Vorbehalte gegen Unternehmer

Der merkwürdig öffentlichkeitslose Besuch von Elon Musk fällt auch in eine Zeit, in der die Deutschen in ihrer Ablehnung großer Wirtschaftskapitäne wieder mal bestärkt werden durch den unfassbaren Skandal um den Niedergang des Zahlungs-Dienstleisters Wirecard, nebst untergetauchten Managern und Bilanzfälschungen in Milliardenhöhe. Große Unternehmer sind den Deutschen dann am liebsten, wenn sie Familienbetriebe leiten wie den Schuhhändler Deichmann oder den Nahrungsmittel-Giganten Oetker. Und wenn sie mit ihren Milliarden nicht protzen. Tatsächlich sind viele dieser Unternehmer kaum zu sehen in der Öffentlichkeit.

Ein Mensch wie Musk, der die Beschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie in seiner kalifornischen Heimat lauthals als "faschistisch" bezeichnet, ist den Deutschen nicht geheuer. Der Regierung offenbar auch nicht. Bau du erst mal, lautet die Botschaft, halte die Umweltstandards ein, bezahle deine Leute anständig. Und dann mal sehen, ob wir dich mögen. Dann gibt es beim nächsten Mal vielleicht auch einen richtigen Empfang. Und melde dich bitte rechtzeitig vorher.

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