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Politik

Zwischen Ignoranz und Skrupellosigkeit

Thurau Jens Kommentarbild App
Jens Thurau
29. März 2017

Donald Trump hat schon im Wahlkampf getönt, mit der Klimapolitik seines Vorgängers Obama Schluss machen zu wollen. Das tut er jetzt gegen jede Vernunft. Denn er schadet den USA damit ganz massiv, meint Jens Thurau.

Kohleabbau im US-Bundesstaat Wyoming - von den Minen fahren die langen Züge direkt zu den KraftwerkenBild: picture-alliance/AP Images/R. Dorgan

Viele Arbeitsplätze im Kohle- und Industriesektor will Trump schaffen, indem er Obamas "Clean Power Plan" zurücknimmt. Mit ihm wollten die USA ihre Treibhausgase bis 2025 um bis zu 28 Prozent senken. Aber Trump hatte ja schon im Wahlkampf zum Besten gegeben, dass er den Klimawandel für eine "chinesische Erfindung" hält. Ihn kümmert auch kaum, dass große Investoren schon länger kein Geld mehr in die Kohle stecken. Auf  der ganzen Welt.

Er redet stattdessen davon, die Energieautonomie der USA wiederherstellen zu wollen. Nur: Die gibt es längst, wegen der umstrittenen Fracking-Methode, wegen vieler Wind-und Sonnenstromanlagen auch in Amerika. Und wenn der Energie-Riese Exxon Mobil an das Weiße Haus schreibt und den Präsidenten ermahnt, nicht aus dem Pariser Klimavertrag auszusteigen, werden wir wohl bald auf Twitter erfahren dürfen, wie sehr sich Trump darüber aufgeregt hat.

Beratungsresistent auch beim Klima

Diesen Präsidenten und seine Berater vom Gegenteil überzeugen zu wollen, scheint nicht möglich. Und er ist ja nicht der einzige Klimaleugner in den USA - auch wenn es von Jahr zu Jahr weniger werden. Interessant ist aber, dass Trump bei aller Prahlerei ("neue Ära in der Energiepolitik") kein Wort darüber verliert, ob er auch das 2015 beschlossene Paris-Agreement von rund 190 Staaten aufkündigen will. Denn mehr als alles andere würde das viele Umweltgruppen auch in den USA gegen ihn aufbringen. Nur: Ohne eine Politik, wie sie Obama betrieben hat, sind die Versprechen, die die Amerikaner in diesem Vertrag gemacht haben, kaum einlösbar.

Jens Thurau ist Klima-Experte der DW

Richtig fatal wäre es, wenn Trump auch die finanziellen Schwüre brechen würde, die reiche Länder in Paris gegenüber den Entwicklungsländern abgegeben haben. 100 Milliarden Dollar bis 2020, danach die gleiche Summe jährlich, aufgebracht von den Industriestaaten. Nur mit diesen Zusagen waren viele arme Ländern bereit, dem globalen Vertrag überhaupt zuzustimmen. Beruhigend ist, dass der weltgrößte Verursacher von Klimagasen, die Chinesen, bereits eiligst zugesichert haben: Sie stehen weiter zum Paris-Vertrag.

Der Klimawandel ist längst im Gange - auch in den USA

Trumps Klima-Dekret ist ein weiteres schockierendes Beispiel für die auf Amerika verengte Weltsicht dieses Mannes. Oder besser: Auf die Teile Amerikas, die ihn gewählt haben. Weltweit ist der Klimawandel im Gange, verursacht Hunger, Dürre und Stürme. Auch in den USA selbst. Längst ist die Wirtschaft aufgewacht, baut große Anlagen der erneuerbaren Energien, wendet sich von den fossilen Energieträgern ab.

Davon nichts zu bemerken, ist schon ein erstaunliches Stück Ignoranz. Oder Skrupellosigkeit. Den internationalen Zug der Klimakonferenzen, den Weg in die alternativen Energien, wird jedoch selbst dieser Präsident nicht aufhalten. Aber er schadet seinem Land. Dem Klima dort und der wirtschaftlichen Entwicklung. Und er suggeriert seinen Wählern in den verarmten Kohlegebieten der USA, dass es doch noch eine fossile Zukunft gäbe. Ein Betrug wider besseren Wissens. Oder vielleicht auch nicht. Wer weiß das schon bei Donald Trump? 

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