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Kommt die Mega-WM?

9. Januar 2017

Am Dienstag berät das FIFA-Council, das höchste Gremium des Fußball-Weltverbands, über eine WM-Aufstockung auf bis zu 48 Teams. Der deutsche Fußball steht mit seiner deutlichen Kritik ziemlich alleine.

Hände am WM-Pokal. Foto: dpa-pa
Bild: picture-alliance/dpa/J. Carstensen

Die Bundesliga ist sich einig: Eine WM-Aufstockung auf bis zu 48 Mannschaften ist unnötig und schafft nur Probleme. Bei der möglicherweise schon entscheidenden Sitzung des FIFA-Councils am Dienstag in Zürich wird jedoch kein Vertreter der Bundesliga mit am Tisch sitzen. Der ehemalige DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hatte seinen Posten im höchsten Gremium des Weltfußballverbands niedergelegt, nachdem die Sperre gegen ihn wegen der Affäre um die WM 2006 bestätigt worden war. Der neue DFB-Chef Reinhard Grindel, der für Niersbach nachrücken will, muss im April erst einmal von der UEFA bestätigt werden.

40 oder 48 Teams

Schalke-Manager Christian HeidelBild: picture-alliance/G. C. von der Laage

"Ich kann mich nicht erinnern, dass Herr Infantino seine Idee vorher mit den Klubs diskutiert hat, welche die WM-Teilnehmer beschäftigen und bezahlen - auch während des Turniers", sagte Christian Heidel, Sportvorstand des FC Schalke 04, zur Vorgehensweise von FIFA-Boss Gianni Infantino. Der Schweizer hatte eine größere WM in seinem Wahlkampf propagiert und will nun sein Versprechen vornehmlich für die Verbände in Asien und Afrika einlösen. 40 oder 48 Teams, lautet eigentlich nur noch die Frage. "Ich kann keiner der beiden Varianten irgendeinen Charme abgewinnen", regt sich Heidel auf. "Wenn bei der nächsten Wahl des FIFA-Präsidenten ein Kandidat eine WM mit 211 Teilnehmern propagiert, wird er womöglich auch noch gewählt. Dann diskutieren wir, ob ein Spiel nur noch 45 Minuten dauert, damit das Turnier überhaupt durchgeführt werden kann."

Das kleinere Übel wählen

Auch Alexander Rosen ist dafür, am bisherigen Modus mit 32 Mannschaften festzuhalten. "Die WM ist gut, so wie sie ist", sagte der Sportchef von 1899 Hoffenheim. "Über die Tatsache, dass hinter diesen Gedankenspielen keine sportlichen Beweggründe stecken, brauchen wir uns ohnehin nicht zu unterhalten. Diese Entwicklung ist meiner Meinung nach gefährlich." Rudi Völler, Sportdirektor von Bayer 04 Leverkusen plädiert für den "ungünstigen Fall", dass eine Aufstockung unumgänglich sei, "für das kleinere Übel - also für ein Turnier mit 40 Mannschaften."

Grindels Schlingerkurs

Bundestrainer Löw ist gegen die WM-AufstockungBild: picture-alliance/augenklick/S. El-Saqqa

Karl-Heinz-Rummenigge, Vorstandschef des deutschen Meisters FC Bayern München und gleichzeitig Vorsitzender der European Club Association (ECA), macht seit Monaten Front gegen die geplante WM-Reform. "Ich habe meine Meinung zu diesem Thema nicht geändert. Eine WM mit 48 Mannschaften ist das falsche Signal. Hier spielen nur politische Gründe eine Rolle, nicht der Sport", sagte Rummenigge jetzt der Zeitschrift "Sport Bild". Neben Rummenigge hatte sich auch Bundestrainer Joachim Löw immer wieder vehement gegen eine WM-Aufstockung ausgesprochen und sogar eine "Verknappung" der begehrten Ressource Profi-Fußball propagiert. DFB-Chef Grindel fuhr zuletzt einen merkwürdigen Schlingerkurs. An der Seite von FIFA-Generalsekretärin Fatma Samoura akzeptierte er kurz vor Weihnachten noch unter bestimmten Bedingungen eine WM-Ausweitung, um nach dem Jahreswechsel eine Reform wieder abzulehnen.

Der Fifa-Chef und sein Unterstützer: Gianni Infantino (l.) und Argentiniens Fußball-Legende Diego Maradaon Bild: picture-alliance/AP Photo/W. Bieri

Maradona für WM-Aufstockung

Außer der UEFA ist logischerweise kein Kontinentalverband dagegen, da sich mehr Teams aus aller Welt qualifizieren würden. Und selbst Europa ist sich in der Ablehnung nicht einig. Sogar der englische Verband soll sich nun für ein Turnierformat mit 48 Teams ausgesprochen haben. Das Für und Wider brachte der Ungar Pal Dardai, Trainer des Bundesligisten auf den Punkt: "Für ein kleineres Land - wie Ungarn - ist das schön. Für die großen Nationen ist das ärgerlich. Die großen Stars sind eh schon todmüde und dann kommen noch mehr Spiele dazu." FIFA-Chef Infantino zeigte sich am Vortag der Council-Sitzung in Zürich öffentlichkeitswirksam mit Fußball-Legende Diego Maradona. Der 56 Jahre alte Argentinier unterstützt den Plan Infantinos. "Es ist eine wunderbare Idee", sagte Maradona. "So haben Länder die Möglichkeit zur Teilnahme, die normalerweise niemals eine WM spielen dürften. So gibt man jeder Nation Hoffnung, und die Leidenschaft für Fußball lebt neu auf."

sn/asz (dpa, sid)

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