Kommt Viagra für Frauen in den USA?
5. Juni 2015
"Pink-Viagra" wird die rosa Pille wegen ihrer Farbe genannt. Experten sprechen von Flibanserin. Das Präparat soll die weibliche Libido stimulieren und könnte schon bald in US-Apotheken zu kaufen sein. Denn ein Gremium der dortigen Arzneimittelbehörde FDA sprach sich nun für die Freigabe des Medikaments aus. Die Empfehlung des Gremiums ist nicht bindend, aber wegweisend. Von den 24 Experten gaben 18 grünes Licht.
Deutsche Forschung
Bei zwei Prüfungen im Jahr 2010 und 2013 war "Pink-Viagra" noch durchgefallen. Die Entwicklung von Fibanserin stammt ursprünglich aus Deutschland. Das rheinland-pfälzische Unternehmen Boehringer Ingelheim hatten es nach der ersten negativen Prüfung der US-Arzneimittelbehörde vor fünf Jahren aufgegeben. Der US-Konzern Sprout Pharmaceuticals übernahm dann die Forschung.
Das Mittel ist ursprünglich ein Antidepressivum, das den Spiegel des lusthemmenden Hormons Serotonin absenken soll. Im Gegenzug hebt es die Konzentration des Glückshormons Dopamin und von Noradrenalin im Blut an; beide können die weibliche Libido steigern. Die Experten sehen aber auch die Gefahr von Nebenwirkungen wie Müdigkeit, niedrigem Blutdruck und Schwindelanfällen. Deshalb ist die Zustimmung auch an mehrere Bedingungen geknüpft. So müssen die Nebenwirkungen des Präparats weiter erforscht werden.
Großer Markt
Für die Mehrzahl der Sachverständigen überwog aber am Ende der Nutzen für Frauen, die keine Lust mehr auf Sex verspüren. "Alles, was ich weiß, ist, dass Flibanserin - jede Nacht eingenommen - für mich und meine Ehe funktioniert hat", sagte eine Probandin bei der Anhörung vor dem Expertengremium: "Für mich war der Effekt nicht bescheiden, sondern bedeutend." Das Mittel habe ihre Ehe gerettet.
Medizinischen Studien zufolge klagen mindestens 40 Prozent der Frauen über mangelnde sexuelle Lust. Pharmahersteller weltweit haben deshalb den Markt schon länger im Visir. Bisher ist aber noch keine luststeigernde Pille für Frauen erhältlich. Sprout Pharmaceuticals hofft bei einer endgültigen Zulassung durch die US-Arzneimittelbehörde FDA auf einen ähnlichen Erfolg wie beim Potenzmittel Viagra für Männer. Das Produkt wurde 1998 erlaubt und hat sich seitdem zu einem Kassenschlager entwickelt. So nahm der Hersteller Pfitzer allein 2012 mehr als zwei Milliarden Dollar mit den blauen Lustpillen ein.
nm/fs (dpa, afp, rtr)