1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Glaube

Papst geißelt "Verräter" in der Kurie

21. Dezember 2017

Franziskus ist bekannt für seine unverblümte Kritik und drastische Wortwahl. Seine Weihnachtsansprache gerät zur Generalabrechnung mit Dogmatikern und Reformgegnern in der Führungsriege des Vatikan.

Vatikan Papst hält Weihnachtsansprache
Bild: Reuters/M. Rossi

"In Rom Reformen zu machen, ist wie die ägyptische Sphinx mit einer Zahnbürste zu putzen": In gewohnt klaren Worten hat Papst Franziskus das Topmanagement im Vatikan wegen Versagens und Korrumpierbarkeit angeprangert. Das Kirchenoberhaupt sprach von "Verrätern", von Intrigen und Illoyalität, von falschem Ehrgeiz und "Ruhmessucht" im vatikanischen Führungsstab. In seiner traditionellen Weihnachtsansprache an die römische Kurie (Artikelfoto) klagte der Pontifex insbesondere ehemalige Mitarbeiter an, die sich als "Märtyrer" darstellten, statt ihre Schuld einzuräumen.

Franziskus bei seiner Ankunft - wie immer umringt von begeisterten Gläubigen Bild: Reuters/M. Rossi

Der Papst beschrieb eindrucksvoll und anschaulich die Widerstände, mit denen er bei seinen Reformvorhaben konfrontiert werde. Es sei sehr wichtig, eine "unausgeglichene und degenerierte Logik der Komplotte und der kleinen Gruppen" zu überwinden, sagte Franziskus in seinem Appell an Kardinäle, Bischöfe und Priester.

Falsche Märtyrer

Er sprach von einem "Krebsgeschwür" von Cliquen und Bürokraten, die durch "Selbstbezogenheit" und "Eitelkeiten" korrumpiert seien. "Und wenn sie sanft aus ihrem Amt entfernt werden, erklären sie sich zu Märtyrern des Systems, des 'schlecht informierten Papstes' und einer 'alten Garde', anstatt 'mea culpa' zu sagen", berichtete Franziskus.

Das Kirchenoberhaupt lobte im Gegensatz dazu eine treue Mehrheit, die "mit bewunderswerter Hingabe, Loyalität, Kompetenz und Hingabe und auch mit wirklicher Heiligkeit" im Einsatz seien. Die Mitarbeiter der Kurie müssten als "Sendeantennen"  funktionieren, um "treu den Willen des Papstes und der Vorgesetzten" zu verbreiten, forderte er. 

Auch Kardinal Müller im Publikum 

In diesem Jahr hatten auch Ex-Mitarbeiter der Kurie immer wieder von Intrigen im Vatikan berichtet. Auch der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller lauschte nun der Papst-Rede und fühlte sich möglicherweise direkt angesprochen: Der Papst hatte im Juli dessen Amtszeit als Präfekt der Glaubenskongregation überraschend nicht verlängert. Müller hatte in Interviews unter anderem Franziskus kritisiert. Am Donnerstag reichte es dann nach der Rede nur für einen kurzen Handschlag mit dem Pontifex, während andere Kardinäle offensichtlich mehr Gesprächsbedarf mit Franziskus hatten.

"Spiritueller Alzheimer"

Franziskus hatte bereits in den Vorjahren die Ansprachen vor der Kurie zu harscher Kritik an den Verwaltungsorganen genutzt. 2014 zum Beispiel diagnostizierte der Argentinier der Kurie 15 Krankheiten, darunter "spirituellen Alzheimer", Größenwahn, Scheinheiligkeit und Geschwätzigkeit. 

Mit Blick auf die Beziehung der katholischen Kirche zu anderen Konfessionen sprach Franziskus von einem Weg der Ökumene, der unumkehrbar sei. Eine endgültige Einheit sei nur erreichbar durch gemeinsames Gebet, den Dienst am anderen und die Verkündigung des Evangeliums. 

Für den Dialog der Kurie mit anderen Religionen benannte Franziskus drei grundlegende Orientierungen: die Pflicht, zur eigenen Identität zu stehen, den Mut, der Andersartigkeit zu begegnen, sowie eine Ernsthaftigkeit in den Absichten.

SC/rb (APE, afp, dpa, KNA)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen