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Holocaust-Konferenz

Matthias Jung10. Dezember 2006

Zu einer Konferenz Anfang der Woche hat der Iran jetzt Holocaust-Leugner aus aller Welt nach Teheran eingeladen. Und das ausgerechnet in zeitlicher Nähe zum Tag der Menschenrechte.

Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin, Foto: dpa
Denkmal für die ermordeten Juden Europas in BerlinBild: dpa

Unter dem Titel "Studien über den Holocaust – weltweite Perspektive" findet Anfang nächster Woche in Teheran eine Konferenz statt. Nach Angaben des iranischen Außenministeriums nehmen Wissenschaftler aus 30 Ländern teil. Auch aus Deutschland, Großbritannien und Frankreich werden Teilnehmer erwartet. Das Mullah-Regime hat mit dem Termin der Konferenz ausgerechnet die Nähe zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember gesucht. Erwartet werden Holocaust-Leugner, Geschichts-Revisionisten und islamistische Antisemiten aus aller Welt.

Laut Angaben des iranischen Außenministeriums habe Präsident Mahmud Ahmadinedschad die Frage aufgeworfen, ob "ein Holocaust genanntes Ereignis tatsächlich stattgefunden hat". Ziel der Konferenz sei, das Thema "ohne Propaganda" zu diskutieren, sagte am Mittwoch (06.12.) Vize-Außenminister Manuchehr Mohammadi. Ein Thema heißt beispielsweise: "Die Gaskammern: Verleugnung oder Bestätigung".

Wer die sogenannten Wissenschaftler sind, hielt das iranische Außenministerium unter Verschluss. Zu groß ist die Angst, dass Regierungen ihre Bürger an der Reise hindern könnten. So geschehen beispielsweise im Falle des rechtsextremen Horst Mahler, dem das Land Brandenburg bereits Ende Januar 2006 den Reisepass entzogen hatte, um seine Teilnahme an der angekündigten Konferenz zu verhinden.

Lange Reihe antisemitischer Ausfälle

14. Dezember 2005: Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad nennt den Holocaust einen "Mythos"Bild: AP

Die Konferenz war schon Anfang 2006 angekündigt worden. Sie reiht sich ein in eine Kette von israelfeindlichen und antisemitischen Ausfällen Ahmadinedschads. Seine ersten offenen Verbalattacken datieren auf Ende Oktober 2005. Auf einer Konferenz mit dem Titel "A World without Zionism" bedrohte er Israel in einer Hassrede mit der Ankündigung, den Staat von der Landkarte tilgen zu wollen.

Im Dezember 2005 legte er nach – und erntete auch dafür heftige internationale Kritik. Er bezeichnete den Massenmord an den europäischen Juden während der Zeit des Nationalsozialismus als "Märchen". Im Februar 2006 unterstrich er seinen Hass auf Israel erneut. Der staatlichen Nachrichtenagentur ISNA sagte er wörtlich: "Der Imam (Ajatollah Chomeini) hatte die Ausrottung Israels prophezeit, genauso wie er das Ende des Ostblocks und Saddam Husseins prophezeit hatte."

Vom Karikaturenstreit zum Karikaturen-Wettbewerb

Gleichzeitig schlug er den Bogen zum Karikaturenstreit und reagierte auf erste internationale Proteste gegen die angekündigte Holocaust-Konferenz. "Wie ist es möglich, dass die Beleidigung des Propheten der Muslime weltweit mit Pressefreiheit gerechtfertigt wird, nicht aber eine Untersuchung über das Märchen des Holocaust?"

Wütende Proteste: In Indonesien verbennen Demonstranten im Februar 2006 eine dänische FlaggeBild: AP

Am 30. September 2005 hatte die dänische Zeitung "Jyllands- Posten" zwölf satirische Karikaturen des Propheten Mohammed veröffentlicht. Sie zeigten den Propheten unter anderem mit Bombe im Turban und mit Teufelshörnern. Daraufhin war es vor allem in muslimischen Ländern zu monatelangen und teilweise gewaltsamen Protesten gekommen.

In Anlehnung an die Zeichnungen hatte die iranische Zeitung "Hamschahri" dann im Februar zu einem Karikaturenwettbewerb aufgerufen. Thema: die Verunglimpfung des Holocaust. Rund 1200 Zeichnungen aus 62 Staaten gingen bei den Organisatoren ein, einige auch aus europäischen Ländern.

Antisemitismus mit pseudowissenschaftlichem Anstrich

Auch wenn wenig über die Konferenz nach außen dringt, scheint ihr Ziel mehr als klar: Sie soll den offenen Holocaust-Leugnungen des iranischen Präsidenten einen vermeintlich wissenschaftlichen Anstrich verleihen. Ahmadinedschad stilisiert sich ein weiteres Mal zum Führer einer Widerstandsbewegung in der islamischen Welt, gegen eine von ihm ausgemachte westliche Allianz, die seiner Meinung nach mit Hilfe des "Mythos" Holocaust die Gründung Israels im Jahr 1948 erzwungen habe.

Dass die Konferenz in zeitlicher Nähe zum Tag der Menschenrechte stattfindet, ist ein weiterer Affront. Wahrscheinlich wollte man damit den eigenen Anspruch auf Meinungsfreiheit unterstreichen – selbst, wenn die in puncto Holocaust geäußerte Meinung als reine Propaganda zu werten ist, weil sie im krassen Widerspruch zu allen wissenschaftlichen Erkenntnissen steht.

Die Leugnung des Massenmordes an den Juden ist auch 60 Jahre nach Nazi-Deutschland immer wieder Thema, auch für die Justiz. Am Donnerstag (07.12.) wurde in Mannheim der Prozess gegen den Holocaust-Leugner Ernst Zündel fortgesetzt. Auch der bekannte britische Holcaust-Leugner David Irving wird wohl nicht an der Teheraner Konferenz teilnehmen können: Der britische Publizist verbüßt im Moment in Österreich eine Haftstrafe wegen "NS-Wiederbetätigung".

Den "Holocaust im transnationalen Gedächtnis" untersucht auch eine Veranstaltung der "Bundeszentrale für politische Bildung/bpb" in Kooperation mit dem "Zentrum für Antisemitismusforschung" der Technischen Universität Berlin. Gegenstand der Konferenz am 11. Dezember in Berlin ist, wie der Holocaust erinnert wird – in Deutschland, Europa und der muslimischen Welt.

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