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Konfetti für die Frau mit Bart

11. Mai 2014

ESC-Siegerin Conchita Wurst wird in ihrer österreichischen Heimat umjubelt. Die Dragqueen wertet ihren Erfolg als Zeichen für eine gewachsene Toleranz in Europa.

Eurovision Song Contest 2014 Conchita Wurst Ankunft in Wien
Bild: Reuters

In Wien geht's um die Wurst: Die Fans jubelten, als die Siegerin des Eurovision Song Contests (ESC) auf dem Wiener Flughafen landete. Viele hielten Fähnchen hoch, sangen durch Megaphone – einige hatten sich aus Begeisterung für den Travestiestar einen Bart gemalt. Den Weg zur Pressekonferenz, an der rund 500 internationale Journalisten teilnahmen, beschritt Conchita Wurst im Konfetti-Regen.

Ein Statement gegen Homophobie

"Der Sieg richtet sich an einige Politiker, die wir kennen und denen ich sagen möchte, dass letztendlich das Gute immer siegt und unaufhaltsam ist", sagte sie. Auf die Frage, ob sie diese Aussage an den russischen Präsidenten Wladimir Putin und seine Kampagne gegen "homosexuelle Propaganda" richte, antwortete Wurst, die unter dem Namen Tom Neuwirth geboren wurde: "Unter anderen." Die Punkte auch von russischen Zuschauern zeigten aber, dass nicht alle Russen intolerant seien.

Russische Politiker ließen sich durch den Sieg Conchitas dagegen zu heftigen Verbalattacken hinreißen. Das Ergebnis zeige "Anhängern einer europäischen Integration, was sie dabei erwartet - ein Mädchen mit Bart", schrieb der Vizeregierungschef Dmitri Rogosin im Kurznachrichtendienst Twitter. Und der nationalistische Abgeordnete Wladimir Schirinowski sagte im russischen Fernsehen: "Unsere Empörung ist grenzenlos, das ist das Ende Europas." Mit Blick auf die Besatzung Österreichs nach dem Zweiten Weltkrieg, fügte er hinzu: "Vor 50 Jahren hat die sowjetische Armee Österreich besetzt. Es freizugeben war ein Fehler, wir hätten dort bleiben sollen."

Am Vorabend hatte die österreichische Dragqueen die europäischen Zuschauer nicht nur mit ihrem Lied "Rise like a Phoenix" begeistert, sondern auch durch ihr Auftreten: Ein hautenges Kleid, High Heels - und ein Bart. 180 Millionen Menschen aus 45 Ländern hatten das Spektakel verfolgt. "Ich glaube, das war nicht nur ein Sieg für mich, sondern für alle, die an eine Zukunft ohne Diskriminierung, basierend auf Toleranz und Respekt, glauben", sagte die 25-Jährige sichtlich bewegt.

Mit langem Kleid und einem Lied im Stil eines James-Bond-Titelsongs begeisterte Conchita die ZuschauerBild: picture-alliance/dpa

Deutsches Votum zweigeteilt

Auch die deutschen Zuschauer hatten Conchita via Telefon auf Platz eins gewählt, wie am Sonntag bekannt wurde. Die fünfköpfige Jury aus Deutschland stimmte dagegen einstimmig für den dänischen Beitrag. In den sozialen Medien kam das Votum der Jury nicht gut an. "Die fünf sogenannten Experten hätten zu viel Macht und verfälschten des Volkes Willen, hieß es. Zuschauer- und Jury-Voting werden 50:50 verrechnet. Anschließend werden den zehn besten Kandidaten die Punkte 1 bis 7, 8, 10 und 12 gegeben.

Platz zwei und drei waren an die Niederlande und Schweden gegangen. Deutschland landete mit dem Polka-Popsong "Is It Right" von Elaiza abgeschlagen auf Platz 18. Mit dem Sieg der Österreicherin wird der ESC im kommenden Jahr vermutlich in Wien stattfinden.

chr / wl (dpa, reuters, afp)

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