Konflikt im Irak eskaliert
2. Januar 2014Zahlreiche Wohnviertel und öffentliche Gebäude in der Stadt Falludscha haben die Kämpfer der militanten Sunniten-Gruppe "Islamischer Staat im Irak und in Syrien" (ISIS) laut Nachrichtenagentur dpa besetzt. In der Innenstadt seien zahlreiche Autos mit Bewaffneten und der Fahne von ISIS zu sehen gewesen seien. Die Gruppe steht dem Terrornetzwerk al-Kaida nahe und nutzt die Spannungen zwischen der schiitisch dominierten Regierung von Ministerpräsident Nuri al-Maliki und der sunnitischen Minderheit im Land aus. Diese wirft der Regierung vor, die Sunniten zu diskriminieren.
In den östlichen Stadtvierteln von Falludscha hat es nach dpa-Angaben zudem Kämpfe zwischen Sicherheitskräften und bewaffneten Stammesangehörigen gegeben. Dabei habe die Armee auch Artillerie eingesetzt. Die ISIS-Angehörigen seien an diesen Kämpfen aber nicht beteiligt gewesen.
Im Krankenhaus von Falludscha sollen Ärzte drei Tote und zehn Verletzte gezählt haben – viele Menschen versuchten sich in Sicherheit zu bringen.
Auch Kämpfe in Ramadi
Auch in der Provinzhauptstadt Ramadi besetzten die ISIS-Kämpfer der Nachrichtenagentur Sumeria News zufolge mehrere Stadtteile. Die übrigen Viertel stehen unter der Kontrolle von Stammesangehörigen. Augenzeugen berichteten, die Rebellen hätten auf den Straßen im Zentrum und im Süden der Stadt Kontrollposten errichtet, die jeweils von sechs bis sieben bewaffneten Männern besetzt seien. Es sei zu Kämpfen zwischen ihnen und den Stammesangehörigen gekommen. Erst Stunden danach sollen Soldaten der Regierung in der Stadt eingetroffen seien.
Der Vorsitzende der Bürgerwehren von Al-Anbar, Scheich Ahmed Abu Rischa, appellierte nach Angaben des Verteidigungsministeriums an die Bewohner der Provinz, sich von den Terroristen zu distanzieren.
Festnahme und Räumung des Protestlagers
Auslöser der erneuten Gewalt in der vorwiegend von Sunniten bewohnten Provinz al-Anbar im Westen des Irak war die Festnahme des sunnitischen Abgeordneten Ahmed al- Alwani am Samstagabend gewesen.
Am Montag hatte die Regierung dann das Protestlager sunnitischer Regierungsgegner in Ramadi geräumt. Aus Protest gegen die Räumung und aus Solidarität mit al-Alwani hatten schließlich 44 Parlamentarier erklärt, sie wollten ihr Mandat niederlegen. Ministerpräsident Nuri al-Maliki hatte die Räumung mit der Erklärung gerechtfertigt, dass das Lager von al-Kaida unterwandert werde.
ChR/wl (dpa, AFP)