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PolitikEuropa

Konflikt um Gasvorkommen im Mittelmeer eskaliert

26. August 2020

Frankreich, Griechenland und Zypern starteten demonstrativ ein großes Manöver. Und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan schaltet nur noch auf stur.

Türkische Kriegsschiffe eskortieren das nach Erdgas suchende Forschungsschiff "Oruc Reis"  (Foto: picture-alliance/abaca/Turkish Naval Forces )
Türkische Kriegsschiffe eskortieren das nach Erdgas suchende Forschungsschiff "Oruc Reis" Bild: picture-alliance/abaca/Turkish Naval Forces

Frankreich, Griechenland und Zypern haben im Westen Zyperns umfangreiche Manöver in der Luft und zur See begonnen. An diesen nehmen neben drei griechischen F-16-Kampfbombern auch drei Kampfjets des Typs Rafale sowie ein Hubschrauber aus Frankreich teil. Die Flugzeuge operieren vom westzyprischen Stützpunkt Andreas Papandreou aus, der in der Nähe der Stadt Paphos liegt. Wie der zyprische Staatsrundfunk (RIK) weiter berichtete, sollen am Freitag auch eine französische und eine italienische Fregatte zu dem Manöver dazu stoßen.

Ein griechischer F-16-Jet im Landeanflug auf den zyprischen Stützpunkt Andreas Papandreou in der Nähe von Paphos Bild: picture-alliance/AP Photo/P. Karadjias

Die Militärübungen gelten als Reaktion auf die  türkischen Forschungen nach Erdgas, die ohne die Genehmigung der international anerkannten Regierung in Nikosia westlich und östlich von Zypern seit Monaten stattfinden. Die spektakuläre französische Militärpräsenz in Zypern hängt mit der Entdeckung von unterseeischen Erdgasvorkommen südlich von Zypern zusammen. Das französische Energieunternehmen Total ist an den Erkundungen beteiligt.

Erdogan: "Keine Zugeständnisse"

Diese Erdgasvorkommen haben zu schweren Spannungen zwischen Ankara auf der einen und Nikosia und Athen auf der anderen Seite geführt. Die Türkei erkennt Zypern nicht an und lehnt eine Beendigung der Erdgassuche vor einer Lösung der Zypernfrage und ohne die Zustimmung der türkischen Zyprer ab. Im Norden Zyperns wurde mit türkischer Hilfe eine Türkische Republik Nordzypern eingerichtet, die international nicht anerkannt, aber von türkischen Truppen geschützt wird.

Der türkische Präsident RecepTayyip Erdogan Bild: Reuters/Presidential Press Office

Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan erklärte in Ankara, sein Land werde "keine Zugeständnisse" im östlichen Mittelmeer machen. Griechenland rief er auf, "Fehler" zu vermeiden, die dessen "Verderben" sein könnten. Frankreich warnte seinerseits die Türkei, das östliche Mittelmeer als "Spielfeld" für nationale "Ambitionen" zu missbrauchen. Verteidigungsministerium Florence Parly erklärte per Twitter, die Region sei "ein allgemeines Gut".

Mitsotakis: "Die Provokationen stoppen"

Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis wiederum erklärte im Parlament, dass Athen zu einem Dialog mit der Türkei über die Festlegung des Festlandsockels sowie der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) in der Ägäis und im östlichen Mittelmeer bereit sei. "Die Provokationen stoppen, der Dialog beginnt", gab Mitsotakis als Motto zur Überwindung der Streitigkeiten aus. Griechenland hatte zuvor seine Hoheitsgewässer von bislang sechs auf zwölf Seemeilen ausgedehnt. Dies gelte jedoch nur für das Seegebiet im Westen des Landes (Ionisches Meer), teilte Mitsotakis mit.

Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis im Parlament in Athen Bild: Reuters/C. Baltas

Athen versucht mit der begrenzten Ausdehnung seiner Hoheitsgewässer nur im Westen Ankara nicht zu provozieren. Das türkische Parlament hatte vor 25 Jahren eine Ausdehnung der griechischen Hoheitsgewässer in der Ägäis als Kriegsgrund für die Türkei erklärt. Sollte Griechenland seine Hoheitsgewässer in der Ägäis ausdehnen, würde dieses Meer wegen der zahlreichen Inseln quasi zu einem griechischen See.

Auch Manöver von Türkei und USA

Die Türkei teilte unterdessen mit, dass sie gemeinsam mit den USA Manöver im östlichen Mittelmeer durchführe. An den maritimen Übungen nähmen die Kriegsschiffe TCG Barbaros und TCG Burgazada sowie der US-Zerstörer USS Winston S. Churchill teil, ließ das Verteidigungsministerium in Ankara verlauten.

Die NATO rief ihre Mitglieder Griechenland und Türkei zum Dialog auf. Das Bündnis sei "besorgt über die Situation", sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Berlin. "Was wir brauchen, ist Deeskalation, ist Dialog." Er begrüßte dabei die Versuche der Bundesregierung zu vermitteln und erklärte, er sei selbst "regelmäßig in Kontakt mit Ankara und Athen".

sti/uh (afp, dpa)