Konfliktherd Kaukasus
9. August 2008 Tschetschenien
Die Unabhängigkeitsbestrebungen des Gebiets lösten in den
1990er Jahren zwei Kriege aus. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hatte sich die Kaukasusregion 1991 einseitig von Moskau losgesagt und betrachtet sich seither als unabhängig. 1994 startete Russland seinen ersten Tschetschenien-Feldzug. Nach 21 Monaten musste die russische Armee das Feld geschlagen räumen. Im Oktober 1999 marschierten erneut russische Soldaten in Tschetschenien ein. Zwar war der Krieg nach wenigen Monaten beendet - der Konflikt dauert seither jedoch an und hat auch außerhalb der Grenzen Tschetscheniens zahlreiche Menschenleben gekostet.
Dagestan
Die größte russische Kaukasusrepublik war in den Tschetschenien-Kriegen immer wieder ein Nebenschauplatz. Der zweite Tschetschenien-Konflikt begann im Oktober 1999, nachdem in Dagestan tschetschenische Kämpfer unter dem Rebellenführer Schamil Bassajew einmarschiert waren. Moskau antwortete darauf mit einer Militäroffensive. Dagestan wird häufig von kleineren Anschlägen auf Polizisten und Soldaten erschüttert.
Inguschetien
In der ärmsten russischen Republik leben etwa eine halbe Million Einwohner, die historisch enge Kontakte zu Tschetschenien haben. Inguschetien geriet im Juni 2004 ins Visier der Rebellen von Bassajew. Ein mehrere hundert Mann starkes Kommando überfiel zeitgleich mehrere Ortschaften und nahm Staatsgebäude unter Beschuss. Dabei starben knapp 90 Menschen.
Nordossetien
Die Osseten leben in zwei Staaten: Während Südossetien völkerrechtlich zu Georgien gehört, ist Nordossetien an Russland angegliedert. Moskau hat dort seine wichtigste Militärbasis im Kaukasus. Der Konflikt um das benachbarte Tschetschenien belastet auch Nordossetien stark. Die Provinz war im September 2004 Schauplatz des Schulmassakers von Beslan. Ein pro-tschetschenisches Kommando aus drei Dutzend Rebellen überfiel die Grundschule und hielt 1200 Menschen mehrere Tage als Geiseln. Bei einem desaströs gescheiterten Einsatz russischer Sicherheitskräfte fanden 331 Menschen den Tod, mehr als die Hälfte davon Kinder.
Südossetien
Nach einem bewaffneten Konflikt mit Georgien sprachen sich die Südosseten Anfang 1992 in einem Referendum mit überwältigender Mehrheit für ihre Unabhängigkeit und die Vereinigung mit Nordossetien aus. Im Juni desselben Jahres wurde nach einem Waffenstillstandsabkommen zwischen Russland und Georgien eine aus den drei Konfliktparteien bestehende Friedenstruppe an der georgisch-südossetischen Grenze stationiert. Damit endete die Gewalt jedoch nicht. Im August 2008 entbrannte der militärische Kampf zwischen Georgien und Russland um die Vormacht in der Provinz.
Abchasien
Die Region an der Schwarzmeerküste erklärte 1992 einseitig ihre Unabhängigkeit von Georgien. Nach einem einjährigen Krieg, bei dem tausende Menschen starben, unterlag die georgische Armee den Aufständischen. Nach den Kämpfen stationierte die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) eine Friedenstruppe in dem Gebiet. Im Zuge von Spannungen um den Status Abchasiens stockte Russland zur Verärgerung Georgiens Anfang Mai seine Truppen in dem Gebiet auf. Einen von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier vorgeschlagenen Friedensplan lehnten die Separatisten ab.
Berg-Karabach
Die hauptsächlich von Armeniern bewohnte Enklave auf aserbaidschanischem Territorium war während des Zerfalls der Sowjetunion Anfang der 1990er Jahre Schauplatz eines blutigen Konfliktes. Etwa 20.000 Menschen kamen damals ums Leben. Seit der Waffenruhe 1994 steht das strittige Gebiet unter der Kontrolle Armeniens - dennoch reißen Vorfälle zwischen armenischen und aserbaidschanischen Sicherheitskräften nicht ab.