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Konflikte

Kongo: 890 Tote bei Gewalt im Dezember

16. Januar 2019

Bei Zusammenstößen im Dezember starben laut Vereinten Nationen viel mehr Menschen als bislang bekannt. Schauplatz war die Stadt Yumbi im Westen des Landes, deren Bewohner schließlich bei den Wahlen übergangen wurden.

Symbolbild Überfülltes Schiff auf dem Kongo-Fluss, Provinz Bandundu, Kongo
Etwa 16.000 Menschen sollen über den Kongo-Fluss in die benachbarte Republik Kongo geflohen sein (Archivbild)Bild: picture-alliance/imageBROKER/F. von Poser

Die Vereinten Nationen haben Informationen veröffentlicht, wonach bei gewaltsamen Zusammenstößen im Westen der Demokratischen Republik Kongo mindestens 890 Menschen gestorben sind. Damit ist die Zahl der Toten wesentlich höher als bislang angenommen. Zuletzt hatte ein lokaler Aktivist und Priester von 400 Opfern gesprochen. Die jüngste Bilanz stützt sich nach UN-Angaben auf "Berichte aus glaubwürdigen Quellen", hieß es aus Genf. "Es ist entscheidend, dass diese schockierende Gewalt sofort und gründlich untersucht wird und die Täter zur Verantwortung gezogen werden", teilte die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, mit.

Drei Tage rohe Gewalt

Der Gewaltausbruch in vier Dörfern im Gebiet der Stadt Yumbi hatte am 16. Dezember begonnen und drei Tage angedauert. Offenbar gerieten Angehörige der Ethnie der Banunu mit jenen der Batende in Streit, als sie sich nicht auf einen Ort für die Beerdigung eines Dorfältesten einigen konnten. Daraus entwickelten sich regelrechte Kämpfe, vor denen schätzungsweise 16.000 Menschen über den Kongo in die benachbarte Republik Kongo flüchteten.

Nach UN-Angaben wurden mehr als 450 Gebäude angezündet oder geplündert - darunter Schulen, ein Gesundheitszentrum und das lokale Büro der Nationalen Wahlkommission. Ob es tatsächlich einen Zusammenhang mit den Präsidentenwahlen gab, die wenige Tage später abgehalten wurden, ist unklar. Mit Verweis auf die Gewalt setzte die Regierung die Stadt Yumbi auf die Liste der Gebiete, in denen die Wahl erst im März nachgeholt werden soll. Trotzdem soll der neue Präsident schon am 22. Januar vereidigt werden - die 1,2 Millionen Wahlberechtigten in Yumbi sowie in zwei Gebieten im Osten des Landes sind also faktisch von der demokratischen Partizipation ausgeschlossen.

In Beni, das genau wie Yumbi von der Wahl ausgeschlossen wurde, improvisierten Bürger eine symbolische AbstimmungBild: Getty Images/AFP/A. Huguet

Machtwechsel in Sicht

Nach dem Wahlgang am 30. Dezember deutet sich ein Machtwechsel an, da Langzeitpräsident Joseph Kabila nach 17 Amtsjahren nicht erneut antreten darf, und sein Wunschnachfolger Emmanuel Shadary ein schlechtes Ergebnis einfuhr. Überraschend erklärte die Wahlkommission Céni den Kandidaten Felix Tshisekedi zum Sieger. Wahlbeobachter verweisen auf massive Diskrepanzen zu ihren Beobachtungen in den örtlichen Wahllokalen, nach denen der Oppositionskandidat Martin Fayulu deutlich gewonnen hätte. Oppositionelle äußern den Verdacht, Kabila habe mit Tshisekedi eine Vereinbarung getroffen, die ihm Amnestie und einen Teil der Macht sichern könnte.

ehl/sti (rtr, afp)

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