Wahlen im Kongo
10. Dezember 2011Kaum hatte Daniel Mulunda, der Chef der Wahlkommission, Präsident Joseph Kabila zum Sieger mit rund 49 Prozent erklärt, feierten einige seiner Anhänger vor dem Sitz der Kommission in Kinshasa. "Ich bin sehr froh, dass er gewonnen hat, mit Kabila hat die Entwicklung unseres Landes gewaltige Fortschritte gemacht", sagte Florentine Diwala, eine der Demonstrantinnen.
Zur gleichen Zeit erklärte sich Oppositionsführer Etienne Tshiseked, der laut Wahlkommission auf 32 Prozent kam, selbst zum Sieger. "Ich betrachte diese Erklärung der Wahlkommission als eine wahre Provokation des kongolesischen Volkes. Bewahrt Ruhe, um euch auf die kommenden Ereignisse vorzubereiten, wenn ich euch sage, was zu tun ist", sagte er an seine Anhänger gewandt.
Vorwurf der Manipulation
Unterstützung bekam Tshiseked vom dritten Präsidentschaftskandidaten, Vital Kamerhe, der nach dem offiziellen Ergebnis rund sieben Prozent einholte. "Die Resultate, die in allen Wahllokalen in unserem Land aushängen, zeigen deutlich, dass Tshisekedi der wahre Gewinner ist." Kamerhe rief die Internationale Gemeinschaft auf, im Kongo zu vermitteln und eine friedliche Lösung zu suchen. Er bezichtigte die Wahlkommission, die Ergebnisse manipuliert zu haben, vor allem in Kabilas Herkunftsprovinz Katanga.
Das Stadtzentrum der Hauptstadt wirkte nach der Bekanntgabe der Ergebnisse wie ausgestorben. Über der Oppositionshochburg Limite, nicht weit vom Zentrum entfernt, stiegen schwarze Rauchsäulen auf, vermutlich brannten dort Autoreifen.
Angst vor Eskalation
"Wir haben die Entschlossenheit der Kongolesen gesehen und es bedarf keines weiteren Aufrufs zu Taten. Die Menschen werden die Verantwortung in ihre Hände nehmen und sich dieser Politik der gefälschten Wahlen entgegen stellen", sagte Jaquemin Shabani, Generalsekretär von Tshisekedi-Partei UDPS. Die Opposition hatte bereits vor Tagen erklärt, dass sie die Wahlergebnisse nicht anerkennen werde: Sie wirft der Wahlkommission, allen voran dem Vorsitzenden Daniel Mulunda, einem guten Bekannten von Präsident Joseph Kabila, Wahlfälschung vor.
Seit Tagen macht sich in der Hauptstadt Angst breit. Soldaten und Polizisten patrouillieren in den Straßen mit Maschinengewehren. Nach Angaben der Opposition setzten sie bereits Tränengas und auch scharfe Munition ein. Ob es Tote und Verletzte gab, ist nicht geklärt.
Autorin: Simone Schlindwein
Redaktion: Friederike Schulz