Kongo: M23-Rebellen erobern Provinzhauptstadt Bukavu
15. Februar 2025
Im Osten der Demokratischen Republik Kongo hat die M23-Miliz bei ihrer Offensive mit verbündeten Soldaten aus Ruanda die Millionenstadt Bukavu eingenommen. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen und von humanitären Organisationen rückten die Kämpfer am Freitag in die Hauptstadt der Provinz Süd-Kivu ein. Zuvor hatten sie demnach den 30 Kilometer entfernten Flughafen der Stadt Kavumu erobert.
Süd-Kivu ist reich an Bodenschätzen. Hier werden einige der seltensten und wertvollsten Metalle der Welt in großen Mengen abgebaut, darunter Coltan, Gold, Nickel, Kobalt und Kupfer. Etliche dieser Rohstoffe werden zur Herstellung moderner Digitalgeräte wie etwa Smartphones benötigt.
Der Sprecher eines Dachverbands zivilgesellschaftlicher Organisationen in Bukavu, Samy Jean Takimbala, sagte der Deutschen Presse-Agentur, einige führende Militärs und Vertreter der staatlichen Verwaltung hätten Bukavu aufgrund des Vormarschs der M23 bereits am Freitagvormittag (Ortszeit) verlassen.
Kein nennenswerter Widerstand
Viele Geschäfte seien geschlossen. Bewohner hätten sich in ihren Häusern verbarrikadiert, so Takimbala. Nach Angaben von Obed Muta, einem Menschenrechtsaktivisten in der Provinzhauptstadt, flohen kurze Zeit später auch die Soldaten der kongolesischen Armee aus Bukavu. Die Miliz habe ohne nennenswerten Widerstand in die Stadt eindringen können.
Präsident Félix Tshisekedi befand sich während des Angriffs gerade in Deutschland. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz warb er um internationale Unterstützung. UN-Generalsekretär António Guterres rief derweil dazu auf, "die "Souveränität und die territoriale Integrität" des Kongos zu respektieren. Eine regionale Eskalation müsse unter allen Umständen verhindert werden. "Es gibt keine militärische Lösung", sagte Guterres auf einem Gipfel der Afrikanischen Union in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba. Jetzt müsse der Dialog beginnen.
Bereits vor einer Woche hatte der Vorsitzende der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC), Kenias Präsident William Ruto, eine "sofortige Waffenruhe" gefordert. Auf einem Krisengipfel in Tansania erklärt er, die von Ruanda unterstützte M23 müsse ihren "weiteren Vormarsch einstellen. Allerdings sollten auch die Streitkräfte der Demokratischen Republik Kongo "alle Vergeltungsmaßnahmen beenden", fügte Ruto hinzu.
Der Konflikt im Osten des zentralafrikanischen Landes war Ende Januar eskaliert. Rebellen der M23 und ruandische Soldaten drangen zunächst in Goma, der Hauptstadt der ebenfalls rohstoffreichen Region Nord-Kivu, ein. Obwohl die M23 eine Waffenruhe verkündete, startete sie in der vergangenen Woche ihre Offensive auf Bukavu.
Die Miliz ist seit Jahren im Ostkongo aktiv und kontrolliert mittlerweile große Teile der Provinz Nord-Kivu. Laut einem Bericht von Experten der Vereinten Nationen wird sie von rund 4000 ruandischen Soldaten unterstützt. In eroberten Gebieten setzen die Aufständischen neue Bürgermeister ein und erheben auch Zwangsabgaben. Dabei werden immer wieder Gräueltaten wie Vergewaltigungen und willkürliche Hinrichtungen gemeldet. Durch den Konflikt wurden nach UN-Angaben mindestens 350.000 Menschen obdachlos und innerhalb des Landes vertrieben.
Ihren Kampf finanziert die M23 unter anderem aus dem Bergbau. Ihr politischer Führer Corneille Nangaa hat die Einnahme weiterer Städte und Ortschaften angekündigt. Ziel sei es, Präsident Tshisekedi zu stürzen, erklärte er.
jj/sti (dpa, afp)