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Kongress von Weltreligionen in der Hauptstadt Kasachstans

22. September 2003

Bonn, 21.9.2003, DW-radio / Russisch

In Astana wird am 23. und 24. September ein Kongress von Weltreligionen und traditionellen Volksreligionen stattfinden. Vorrangiges Ziel dieser Veranstaltung ist nach Auffassung von deren Organisatoren die Aufnahme eines Dialogs zwischen den verschiedenen Konfessionen. Zur Teilnahme an dem Forum sind etwa 20 Delegationen eingeladen worden, die verschiedene religiöse Strömungen vertreten, ferner Mitarbeiter der UNO, der OSZE, der UNESCO und der UNICEF. Der Kongress soll mit einem gemeinsamen Gebet der Teilnehmer beendet werden, das den Frieden als Grundlage der Religionen und das Streben nach Eintracht zum Ausdruck bringt.

Bereits vor mehr als einem Jahr ist in Kasachstan ein interreligiöses Gremium gebildet worden, das die Aufgabe übernommen hat, den Kongress zu organisieren. Die Arbeit dieses Gremiums koordiniert der stellvertretende Leiter der Präsidentenadministration Kasachstans Erschan Utembajew:

"Die Vorbereitungen zu dieser Veranstaltung - von der Idee bis zu ihrer Umsetzung - sind bereits recht lange im Gange. Geboren wurde die Idee schon im Jahre 1994. Darüber war mit dem Papst während seines Kasachstan-Besuchs gesprochen worden. Erörtert wurde die Idee mit dem UN-Generalsekretär und mit Vertretern führender Weltreligionen. Auch sie waren der Meinung, dass Kasachstan für ein solches Forum wegen seiner Lage sozusagen im Herzen der euroasiatischen Region, in der drei Weltreligionen - die christliche, die islamische und die buddhistische - aufeinander treffen, sehr geeignet ist. Und Astana ist das geografische Zentrum Eurasiens.

Entscheidend für den Kongressort Astana war auch die Tatsache, dass in Kasachstan mehr als vierzig Konfessionen friedlich zusammenleben. Davon konnte sich jeder, der unsere Republik besucht hat, überzeugen."

(Frage) Nach welchen Kriterien werden die Teilnehmer ausgewählt? Wer wird eingeladen und wer nicht?

(Utembajew) "Wir haben uns mit den Oberhäuptern der führenden Weltreligionen erst einmal über die etwaigen Teilnehmer geeinigt. Das für die Vorbereitung des Forums zuständige Gremium hat dann den Teilnehmerkreis genauer präzisiert. Es wurde die Entscheidung getroffen, jeweils fünf bis sechs Vertreter der einzelnen Konfessionen und jeweils eine große Delegation der traditionellen Volksreligionen einzuladen. Es sollten nicht zu viele Teilnehmer sein, der Teilnehmerkreis sollte jedoch repräsentativ sein. Kleine Religionen und Sekten gehören nicht dazu. Das Verhältnis der traditionellen Religionen zu den Sekten ist recht negativ."

(Frage) Wird auf dem Kongress über religiösen Extremismus und dessen Bekämpfung gesprochen werden? Sind Themen bereits geplant?

(Utembajew) "Das entscheidende Thema, über das gesprochen werden sollte, ist die Beilegung von Religionsstreitigkeiten. Die wichtigste Lösung sollte der Dialog sein und auf keinen Fall die gewaltsame Lösung. Denn wir alle spüren, dass sich die Situation seit den letzten fünf, sieben Jahren sehr verschlechtert. Jede Seite sollte dazu ihren - wenn auch nur kleinen - Beitrag leisten, um diesem Prozess ein Ende zu setzen."

(Frage) Wie würden Sie die Veränderungen kurz charakterisieren, die sich in Kasachstan seit seiner Unabhängigkeit (in Bezug auf die Religion) vollzogen haben?

(Utembajew) Die Dinge haben sich grundsätzlich geändert. Zu Zeiten der Sowjetunion wurde die Religion verdrängt, der Atheismus war allgegenwärtig. Seit dem Moment, da Kasachstan unabhängig wurde, dürfen die Menschen ihrem Glauben frei nachgehen. In den vergangenen zehn Jahren wurden im Lande viele neue Moscheen, Synagogen, christliche Kirchen usw. errichtet. Die Menschen können heute frei ihre Religion wählen. Der wichtigste Grundsatz unseres Präsidenten und unseres Staates ist Toleranz. Die Anhänger der einzelnen Religionen sollten sich mit großer Toleranz und Achtung entgegentreten. Der Staat arbeitet daran. In Kasachstan ist eine Sonderversammlung der Völker Kasachstans gegründet worden, sozusagen eine kleine Organisation der Vereinten Nationen, die zweimal im Jahr zusammentritt, zu der alle in Kasachstan vertretenen Ethnien und Religionen eingeladen werden. Dort werden alle kritischen Fragen erörtert, die es zwischen Menschen unterschiedlichen Glaubens und unterschiedlicher Nationalitäten gibt."

(Frage) Ist denn nach Abschluss der Veranstaltung irgendein Schlussdokument zu erwarten?

(Utembajew) "Geplant ist die Annahme einer Deklaration, deren Kern darin bestehen soll, dass der Grundsatz des Friedens und der Eintracht das wichtigste ist und dass das Geistige einen höheren Rang einnimmt, dass bei der Lösung von Streitigkeiten der Dialog zum wichtigsten Instrument wird. Ob eine solche Erklärung verabschiedet wird, darüber sollen die Teilnehmer des Forums entscheiden. Wir hoffen, dass sie verabschiedet wird. Zur Zeit treffen Experten ein, die dieses Dokument vorbereiten sollen." (TS)