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"Konklave": Papstwahl als Polit-Thriller

Stuart Braun
29. April 2025

135 Kardinäle werden ab dem 7. Mai in einem Konklave den Nachfolger von Papst Franziskus bestimmen. Der Oskar-prämierte Film "Konklave" kam zum richtigen Zeitpunkt und ist schon jetzt eine Sensation in der Popkultur.

Schauspieler Ralph Fiennes im roten Gewand mit einem Briefumschlag in der Hand
Zu viel Drama um die Papstwahl? Ralph Fiennes brilliert in dem Film "Konklave" (2024)Bild: Access Entertainment/FilmNation Entertainment/House Productions/Indian Paintbrush/picture alliance

Nach dem Tod von Papst Franziskus am 21. April 2025 muss der Vatikan Anfang Mai sein neues geistliches Oberhaupt wählen. Kardinäle aus aller Welt werden in der Sixtinischen Kapelle unter Ausschluss der Öffentlichkeit über den neuen Papst abstimmen.

Das als Konklave bezeichnete geheime Wahlverfahren hat nichts Geringeres als Ziel, als den Vertreter Gottes auf Erden zu bestimmen. Die Wahl des Pontifex war im Laufe der Jahrhunderte Gegenstand vieler Spekulationen, politischer Intrigen und künstlerischer Interpretationen.

Da die Kardinäle zum Schweigen verpflichtet sind, kann nur der neue Papst öffentlich über die geheimen Vorgänge bei der Wahl sprechen. Der jetzt verstorbene Papst Franziskus beschrieb etwa in seinen Memoiren 2024 die Intrigen hinter der Wahl des Nachfolgers von Papst Johannes Paul II. im Jahr 2005. Einige Kardinäle wollten nicht für den im Nachhinein siegreichen Kandidaten Benedikt XVI. stimmen und stellten Franziskus als Gegenkandidaten auf, um Stimmen vom deutschen Kardinal abzuziehen. Franziskus selbst entschied sich gegen seine Wahl und stimmte für Benedikt.

Eine "perfekte Geschichte"

Der britische Autor Robert Harris war so fasziniert von den Machtspielen bei den Papstwahlen, dass er beschloss, den rätselhaften Prozess in seinem Roman "Konklave" zu behandeln. Das Buch erschien 2016.

Ließ sich von dem Wahlritual inspirieren: der Autor Robert HarrisBild: Ian West/empics/picture alliance

"Eigentlich soll Gott die Kardinäle dazu bewegen, den Papst zu wählen, aber zwischen den Sitzungen in der Sixtinischen Kapelle gibt es auch jede Menge Politik", sagte der Autor bei der Veröffentlichung seines Romans in einem Interview mit dem Verlag Penguin.

Das Buch konzentriert sich auf den Dekan des Kardinalskollegiums, das den Pontifex wählt, und seine Rolle bei den geheimen Absprachen, versteckten Agenden und Leaks, die vor der endgültigen Wahl stattfinden.

"Mich faszinierte das Gefühl, eingeschlossen zu sein, sowie der straffe Zeitrahmen", erklärt Harris. "Für mich war es eine perfekte Geschichte, und ich bin überrascht, dass noch keiner vor mir diesen Stoff aufgegriffen hat."

Harris, der mit dem Bestseller "Vaterland" (1992) - einem Nazi -Thriller, dessen Handlung sich in einem fiktiven Dritten Reich abspielt, das den Zweiten Weltkrieg gewonnen hat und nun Europa dominiert - berühmt wurde, fühlte sich auch von den akribisch geplanten Ritualen bei der Papstwahl angezogen. Was spielt sich hinter den Kulissen ab? Wie werden die Stimmen abgegeben? Wie werden die Stimmzettel danach verbrannt?

"Conclave": Dss Buch war eine Sensation 2016, die Verfilmung folgte 2024. Nun steht die reale Papstwahl an.Bild: Penguin

Die heilige Zeremonie zur Wahl des geistlichen Oberhaupts von etwa 1,3 Milliarden Katholiken weltweit könne auch ziemlich "profan" sein, sagt Harris, besonders wenn es um einen Machtkampf zwischen den Fraktionen gehe.

"Konklave" auf der großen Leinwand

Dass die Verfilmung des Papstwahl-Thrillers ausgerechnet 2024 für die Leinwand adaptiert wurde, kann man nicht anders als ein perfektes Timing bezeichnen. Weniger als zwei Monate vor dem Tod von Papst Franziskus wurde der Film von Edward Berger mit einem Oscar (für das beste adaptierte Drehbuch) ausgezeichnet.

Mit Ralph Fiennes in der Hauptrolle als Dekan des Kardinalskollegiums und Isabella Rossellini in der Rolle einer ehrwürdigen Schwester, die die Entscheidung der männlichen Wähler ebenso mitprägt, deckt der fiktive Film die Intrigen des geheimen Konklaves auf.

Das von Kritikern hochgelobte Vatikan-Drama beschwört eine Glaubenskrise in der Kirche herauf und wurde acht Mal für den Oscar nominiert, unter anderem für den besten Film. Es hat wesentlich dazu beigetragen, die Papstwahl zu einem popkulturellen Phänomen zu machen - am Vorabend der ersten Papstwahl seit 2013.

Doch die Darstellung des Konklaves in dem Film wurde auch heftig kritisiert.

Das unabhängige katholische Magazin "Missio Dei" bezeichnete den Film als "eine verfälschte Darstellung der Papstwahl", da in dem Streifen "interne Konflikte dramatisiert" würden und die Kirche als politisch motiviert dargestellt werde.

"Der Film täuscht das Publikum über den wahren Geist, der die Wahl eines neuen Papstes durch das Kardinalskollegium leitet, nämlich den Heiligen Geist", schrieb die amerikanische Theologin und Publizistin Christina M. Sorrentino. Ihrer Meinung nach führt die offensichtliche Konzentration des Films auf "Skandale und Machtkämpfe" dazu, "dass negative Stereotypen über Kirchenführer aufgebaut werden".

Die Basilika Santa Maria Maggiore - Wunschkirche des Papstes

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Wie politisch wird das kommende Konklave?

Schon Wochen vor dem Tod des Papstes Franziskus hatten sein Gesundheitszustand und der Krankenhausaufenthalt Spekulationen über seinen potenziellen Nachfolger ausgelöst. Robert Harris hat jedoch nach eigener Angabe zahlreiche Interviewanfragen der Medien abgelehnt. In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Associated Press im Januar betonte er, es sei "extrem geschmacklos", wenn man versuche, aus der aktuellen Situation "irgendeine Art von Publicity" für sein Buch zu machen.

Auf die Frage, wie sich die Politik auf das kommende Konklave auswirken könnte und ob er etwa eine Wahl des ersten afrikanisch-stämmigen Pontifex für möglich halte, sagte der Autor, er hoffe, die christliche Moral werde die Oberhand gewinnen.

"Wer weiß, was die Zukunft bringt", unterstrich Harris im April in einem Gespräch mit der Zeitung "The Boston Globe". "Der Zweck der Kirche bleibt aber, für bestimmte ewige Werte, christliche Werte, zu stehen." Und diese Werte seien "nicht unbedingt die gleichen wie die von Elon Musk und Donald Trump sowie der AfD in Deutschland", fügte er hinzu. "Wir werden sehen."

Bis der weiße Rauch über die Sixtinische Kapelle steigt, dauert es eben eine Weile.


Adaption aus dem Englischen: Anastassia Boutsko

Stuart Braun Australischer DW-Journalist und Buchautor.
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