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Konkurrierende Werte im digitalen Zeitalter

Sven Pöhle24. Juni 2015

Was bedeuten Twitter&Co für Medien und Politik? Das achte Global Media Forum diskutierte die Auswirkungen des ständigen Informationsstroms unserer Zeit - und bot einen Ausblick auf kommende Herausforderungen.

GMF 2015 Closing ceremony
Bild: DW/M. Magunia

"Ich war beeindruckt von den vielen interessanten Konferenzteilnehmern in Bonn", resümiert Hussein Dawood seine Eindrücke von drei Tagen Global Media Forum. Der 30-jährige Journalist aus dem Irak ist einer von rund 2000 Teilnehmern aus mehr als 100 Ländern, die sich in der ehemaligen Bundeshauptstadt über die Zukunft der Medien ausgetauscht haben. Die Veranstaltung habe ihm einen guten Einblick in die Verhältnisse in anderen Ländern ermöglicht, sagt Dawood. Das Thema der Konferenz - Medien und Außenpolitik im digitalen Zeitalter - sei heutzutage ausgesprochen wichtig, findet er. Kein Wunder, denn in Zeiten, in denen Millionen Menschen weltweit Personen und Ereignissen in Echtzeit folgen können, gehören Internet und die sozialen Netzwerke zu Instrumenten, die aus der modernen Politik und Diplomatie nicht mehr wegzudenken sind.

Auch Ar Raji aus Bangladesch hat drei Tage am Global Media Forum teilgenommen und mit vielen Teilnehmern und Rednern diskutiert. Der 44-Jährige unterrichtet Journalismus an der Universität in Chittagong. Besonderen Eindruck hat bei ihm eine Debatte über die Berichterstattung in Krisengebieten hinterlassen. Sie war Teil eines der mehr als 30 Workshops und Panels, bei denen sich die Konferenzteilnehmer über die Frage nach dem Einfluss der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien auf die internationalen Beziehungen austauschten. Über Fragen wie "Mehr Blut, mehr Klicks?", "Aus den Schlagzeilen, aus dem Sinn?" wurde ebenso diskutiert, wie über Wege aus dem globalen Dschihad und das Thema "Menschenrechte und Religionsfreiheit im digitalen Zeitalter".

Der Kampf für Meinungs- und Religionsfreiheit stand auch bei der Verleihung der diesjährigen "BOBs", der DW-Auszeichnung für Online-Aktivismus im Mittelpunkt. Der saudische Blogger Raif Badawi erhielt den erstmals verliehenen "Deutsche Welle Freedom of Speech Award". Die Bloggerin Rafida Bonya Ahmed, die die Arbeit ihres im Februar in Bangladesch ermordeten Mannes Avijit Roy weiterführt, wurde unter anderen für ihr mutiges Engagement für diese grundlegenden Werte ausgezeichnet.

Rund 2.000 Teilnehmer aus mehr als 100 Ländern zählte das Global Media Forum im World Conference Centre BonnBild: DW/M. Magunia

Medien. Freiheit. Werte.

Einen Wertewandel attestierte Scilla Elworthy in ihrer Abschlussrede den sogenannten "Millennials", der Generation der zwischen 1980 und 2000 geborenen. Diese Gruppe mache im Jahr 2020 etwa die Hälfte aller Arbeitnehmer und die größte Zahl an Konsumenten weltweit aus, sagte die Gründerin der Oxford Research Group und Mitglied des Welt-Zukunftsrats. "Wir sehen den Aufstieg junger Menschen, die den Status quo nicht länger akzeptieren." Dazu gehöre beispielsweise die sich stetig weitende Schere zwischen Armen und Reichen und die Zerstörung des Planeten durch rücksichtsloses Wirtschaften. Dies macht Elworthy Hoffnung, denn den Status quo beschreibt die dreifach für den Friedensnobelpreis nominierte Schottin durchaus düster: "Unsere Welt sieht sich einer Vielzahl von Krisen gegenüber - und alle Versuche, sie zu lösen, funktionieren nicht." Sie appellierte daher an führende Köpfe aus Industrie und Politik, für einen wertebasierten Konsum einzutreten, der die Zukunft der Menschheit und des Planeten nicht gefährde.

DW-Intendant Peter Limbourg: "Grundlage für Qualitätsmedien ist ein starker innerer Kompass"Bild: DW/M. Magunia

Eine klare Position in der Debatte um unterschiedliche Werte sieht DW-Intendant Peter Limbourg als unerlässlich: "Das digitale Zeitalter ist auch eins konkurrierender Wertesysteme. Eine Konkurrenz, die vor allem über Medien ausgetragen wird." Viele Referenten hätten auf die Versuche autoritärer Systeme hingewiesen, unliebsame Informationen zu unterbinden oder durch eigene Medien zu übertönen. Auch mit ihrem neuen englischen Fernsehprogramm, das zeitgleich mit dem Global Media Forum startete, wolle die Deutsche Welle weiterhin für die Bedeutung und die Vermittlung von Werten wie Freiheit des Worts, der Medien und der Meinung einstehen, so Limbourg. In den zurückliegenden Tagen sei deutlich geworden, "wie grundlegend die Trias Medien - Freiheit - Werte für das friedliche Miteinander in einer globalisierten Welt ist", sagte der DW-Intendant. Das nächste Global Media Forum stehe daher unter dem Thema: "Medien. Freiheit. Werte."

"Ich freue mich darauf", sagt der irakische Journalist Hassan Dawood. Er hofft, auch 2016 wieder an der Konferenz teilnehmen zu können. Auch Ar Raji würde im nächsten Jahr gerne wieder nach Bonn kommen. Er hoffe, dass die mediale Berichterstattung bis dahin nicht vornehmlich globale Krisen und führende Politiker in den Blick nehme, sondern vor allem die Probleme der armen und ärmsten Teile der Welt. "Über die Macht der Machtlosen zu berichten, sollte Priorität haben", findet Raji.

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