Konzerne lassen Stromkunden bluten
24. August 2012
Der Problematik ist altbekannt. Aber jetzt liegt die konkrete Zahl von rund drei Milliarden Euro vor. Diese Summe bezahlen private Haushalte zu viel, weil die Konzerne die sinkenden Preise an den Strombörsen nicht an die Verbraucher weitergeben.
Derzeit müsste der Preis zwei Cent pro Kilowattstunde niedriger liegen, heißt es in der Untersuchung des Leverkusener Energieexperten Gunnar Harms, von der die "Saarbrücker Zeitung" berichtet. Seiner Analyse hat er den privaten Jahresverbrauch in Deutschland in Höhe von 140 Milliarden Kilowattstunden zugrunde gelegt.
Der Atomausstieg ist nicht schuld
Laut Harms sind die Preise im Stromeinkauf 2011 um zehn bis 20 Prozent gefallen. Die befürchtete Preissteigerung wegen des Atomausstiegs sei also ausgeblieben, heißt es seiner Studie.
Für Industrie- und Gewerbekunden seien die Preise um drei Prozent gesunken. Dagegen muss der Privatkunde stetig mehr bezahlen. Laut der Studie sind es seit 2008 rund 20 Prozent. "In den letzten fünf Jahren zeigt sich, dass gestiegene Einkaufspreise stets unverzüglich weitergegeben wurden, Preissenkungen hingegen nicht, zumindest nicht an das Kundensegment der Haushaltskunden", so Harms.
Regierungsverantwortung
Für Bärbel Höhn, Vize-Fraktionschefin der Grünen, ist allerdings auch die Bundesregierung zu einem Teil mitverantwortlich. Sie lade die Kosten der Energiewende bei den Verbrauchern ab, "indem sie die Unternehmen breit entlastet", sagte Höhn der Zeitung.
Die Grünen kritisieren seit Wochen, dass es für energieintensive Unternehmen zu viele Ausnahmen bei den Gebühren für den Gebrauch des Stromnetzes und der Umlage zur Förderung erneuerbaren Energien gibt. Deshalb müssten die privaten Haushalte beim Strompreis die Mehrkosten schultern.
Altmeier beschuldigt Solarförderung
Tatsächlich rechnet Bundesumweltminister Peter Altmaier damit, dass der Preis schon bald weiter steigen wird und zwar um fünf Prozent. Grund sei der zu schnelle Ausbau der Solarenergie. "Die Preise legt die Energiewirtschaft fest", erläuterte der CDU-Minister der "Rheinischen Post".
Er will deshalb die Subvention der Solarenergie vorzeitig beenden. Bislang gilt 2020 als Zeitpunkt. Sollte die geplante Leistungskapazität früher erreicht werden, laufe die Förderung entsprechend früher aus, so Altmeier.
uh/rb (afp,dpa)