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Die USA kooperieren mit dem Iran bei Abschiebungen

2. Oktober 2025

Trotz jahrzehntelanger Feindschaft haben die USA und der Iran die Abschiebung von mehr als hundert Iranern koordiniert. Mehr als tausend iranische Migranten in den USA wurden von der Einwanderungspolizei festgenommen.

Deutschland Schönefeld 2024 | Flugzeug startet am Flughafen BER hinter Natodraht
Bild: Sebastian Gollnow/dpa/picture alliance

Die US-Regierung hat eine größere Gruppe iranischer Staatsbürger in ihr Heimatland abgeschoben. Am Mittwoch, dem 2. Oktober, bestätigte das iranische Justizministerium, dass 115 Iranerinnen und Iraner aus den USA mit einem Zwischenstopp in Katar in Teheran gelandet sind.

Sie seien im Iran weder verurteilt noch angeklagt. "Man werde den Fall jedoch aus menschenrechtlicher und bürgerrechtlicher Perspektive begleiten und bei Bedarf rechtliche Unterstützung leisten", hieß es.

Allein diese Aussage dürfte bei vielen Iranern Unbehagen auslösen, denn die iranische Justiz ist für ihre Willkür und ihren Einsatz als Instrument der Unterdrückung bekannt.

Laut der New York Times hatte das iranische Außenministerium die Ankunft der Abgeschobenen in Abstimmung mit den US-Behörden koordiniert und "Zusicherungen" erhalten, dass sie bei ihrer Rückkehr "keine Probleme" hätten.

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Zwei iranische Beamte, die anonym bleiben wollten, bezeichneten die jüngste Abschiebungswelle als einen "seltenen Moment" der Zusammenarbeit zwischen den Vereinigten Staaten und der iranischen Regierung nach monatelangen Gesprächen beider Seiten.

Der parlamentarische Generaldirektor des iranischen Außenministeriums teilte den iranischen Medien mit: "Die US-Regierung plant derzeit die Abschiebung von etwa 400 derzeit in den USA lebenden Iranern, von denen die meisten illegal eingereist sind."

Einige der Betroffenen hätten sich freiwillig zur Rückkehr bereit erklärt, nachdem sie monatelang in Haftanstalten festgehalten worden waren, andere hingegen nicht. Bereits im Februar hatten die USA 119 Menschen aus verschiedenen Ländern, darunter auch Iran, nach Panama abgeschoben.

Deutlicher Anstieg der Verhaftungen von Iranern in den USA

"Iranerinnen und Iraner in den Vereinigten Staaten sind besorgt", sagte der im Iran geborene Journalist und Autor Kourosh Ziabari auf Anfrage der DW.

Ziabari, der unter anderem für internationale Magazine wie Foreign Policy schreibt, fügte hinzu: "Die Maßnahmen der Trump-Regierung zur Durchsetzung von Einwanderungsgesetzen sind so weitreichend, dass sie nicht nur undokumentierte Migranten betreffen, sondern auch rechtmäßige permanente Einwohner und eingebürgerte Staatsbürger."

Die Zahl der Festnahmen iranischer Migranten in den USA ist in den letzten Monaten massiv gestiegen. Nach den US-Angriffen auf iranische Atomanlagen im Juni wurden plötzlich mehr als 200 Personen mit iranischer Herkunft verhaftet.

Das Heimatschutzministerium und das FBI trafen sich mit lokalen Behörden, um vor möglichen Bedrohungen durch den Iran auf US-amerikanischem Boden zu warnen – obwohl das Ministerium offiziell erklärte, es gebe keine konkrete oder glaubwürdige Bedrohung.

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"In den USA führte die Angst vor sogenannten 'iranischen Schläferzellen' nicht nur zu einem dramatischen Anstieg der Verhaftungen, sondern öffnete auch diskriminierenden Praktiken gegen Iraner im öffentlichen Leben Tür und Tor", bemerkt Ziabari.

Laut Statistiken ist die Zahl der inhaftierten iranischen Migranten von 27 Fällen in den ersten sechs Monaten 2024 auf 1310 in der ersten Jahreshälfte 2025 gestiegen.

Der US-iranische Journalist und Autor Kourosh Ziabari sagt: "Eine paradoxe Entwicklung zeigt sich darin, dass eine beträchtliche Zahl von Iranern in den USA die von Donald Trump unterstützten israelischen Luftangriffe auf den Iran, ungeachtet der zivilen Opfer, begrüßte – in der Hoffnung, ein Krieg könnte die Islamische Republik stürzen und es ihnen ermöglichen, ihren Lieblingspolitiker in Teheran an die Macht zu bringen. Doch es ist klar, dass jeder militärischen Aggression eine Einschränkung der bürgerlichen Freiheiten folgt."

Auch religiöse Minderheiten von Abschiebungen bedroht

Die Tatsache, dass die "Kooperation" zwischen Teheran und Washington nach mehr als 45 Jahren Eiszeit – seit der Islamischen Revolution im Iran 1979 – nun auf dem Rücken iranischer Migranten in den USA ausgetragen wird, dürfte für viele Iraner besonders bitter sein.

Sie werden ausgerechnet jetzt, wenn im Iran ein beispielloser Anstieg von Hinrichtungen und Inhaftierungen von Dissidenten nach dem iranisch-israelischen Krieg zu verzeichnen ist, aus den USA in den Iran abgeschoben.

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Die Identität der am Mittwoch in Teheran gelandeten Personen ist nicht bekannt. Aber unter den verhafteten iranischen Migranten in den USA sind auch Anhänger von Präsident Trump.

Ein Beispiel ist die im Iran geborene 39-jährige Arpineh Masihi, die im Alter von drei Jahren mit ihrer Familie in die USA kam. US-Medien berichten, sie sei in ihrer Nachbarschaft als Trump-Unterstützerin bekannt. Ende Juni wurde sie festgenommen und soll abgeschoben werden, weil sie 2008 wegen Einbruchs verurteilt worden war und ihre Green Card verloren hatte. Als christliche Iranerin durfte sie bislang dennoch in den USA bleiben.

Anfang September wurde zudem bekannt, dass die 55-jährige Shahereh Moghadam, Angehörige der im Iran verfolgten Bahai-Gemeinde, in Gewahrsam genommen wurde. Sie hatte an einem Termin mit Einwanderungsbeamten teilgenommen, den sie für einen Schritt Richtung Staatsbürgerschaft erhielt. Aber dort wurde sie verhaftet.

Ihr Ehemann Hooshang Aghdassi erklärte gegenüber US-Medien, Moghadam habe eine Green Card, die Einbürgerungsprüfung bestanden und nur noch auf die dazugehörige Zeremonie gewartet. Die US-Einwanderungsbehörde ICE teilte hingegen dem Sender NBC4 mit, sie sei keine Staatsbürgerin der Vereinigten Staaten und habe dokumentierte Vorstrafen.

Viele Iranerinnen und Iraner in den USA leben inzwischen in ständiger Angst. "Ob man eine Green Card hat oder nicht, scheint keine große Rolle zu spielen. ICE-Beamte gehen erbarmungslos gegen Migranten vor", sagt eine junge Iranerin, die kurz vor ihrer Promotion in Sozial- und Geisteswissenschaften steht und anonym bleiben möchte. "Ich kenne viele Iraner, die momentan wegen den Kontrollen an Flughäfen weder fliegen noch Behörden besuchen. Wer im Fadenkreuz der Einwanderungspolizei gerät, kommt nicht leicht heraus."

Sie berichtet: "Ich habe eine Green Card und immer sehr darauf geachtet, alles korrekt zu machen, um keinen Ärger zu bekommen. Trotzdem rief mich mein amerikanischer Anwalt an und empfahl mir, meine Green Card zu fotografieren, das Bild immer bei mir zu haben und die Karte bei meinem amerikanischen Verlobten zu lassen, damit er sich im Falle meiner Verhaftung für mich einsetzen kann."

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