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Politik

Korea: "Herausforderungen bleiben"

Esther Felden
9. Januar 2018

Nord- und Südkorea haben miteinander gesprochen, erstmals nach über zwei Jahren. Wie die Ergebnisse zu bewerten sind und welche Probleme bleiben, schätzt Patrick Köllner vom Giga-Institut für Asien-Studien ein.

Handshake zwischen den Delegationsleiter Südkoreas(l) Nordkoreas in Panmunjom
Bild: IANS

Deutsche Welle:  Allein die Tatsache dass Nord- und Südkorea sich überhaupt wieder gemeinsam an einen Tisch gesetzt und geredet haben, wurde schon als Erfolg gewertet. Jetzt ist das Treffen vorbei. Was hat es gebracht?

Patrick Köllner: Zum einen wurde vereinbart, dass Nordkorea sich an den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang beteiligen wird. Und das garantiert natürlich dann auch ruhige und sichere Spiele. Das ist für die südkoreanische Regierung natürlich von allergrößter Bedeutung. Zum anderen wird es wohl eine Wiederaufnahme der Familienzusammenführung geben, die seit mehreren Jahren ausgesetzt sind. Und es könnten sich vertrauensbildende Maßnahmen in Form von Gesprächen zwischen den beiden Militärs herauskristallisieren.

Das sind die greifbaren Ergebnisse. Was ist aus Ihrer Sicht die wichtigste Botschaft, die zwischen den Zeilen von dem Treffen in Panmunjom ausgeht?

Patrick Köllner leitet das Hamburger Giga-Institut für Asien-StudienBild: GIGA

Eine wichtige Botschaft ist, dass jetzt tatsächlich die beiden Akteure, die im Mittelpunkt des Konflikts stehen -  die beiden Koreas - wieder zu Gesprächen zusammengekommen sind und dass die Initiative jetzt wieder in Seoul und Pjöngjang liegt. Das vergangene Jahr war ja vor allen Dingen gekennzeichnet durch die Rüstungsbemühungen Nordkoreas und die darauf folgenden Reaktionen der Vereinigten Staaten und der Internationalen Staatengemeinschaft. Es ist ganz zentral, dass die beiden Regierungen wieder miteinander reden, denn der Konflikt betrifft ja in erster Linie die über 70 Millionen Koreaner. 

Gab es denn aus Ihrer Sicht etwas Überraschendes oder verlief das Gespräch so, wie man es erwarten konnte?

Es lief insofern positiv, als die Nordkoreaner nach allem, was wir wissen, nicht darauf beharrt haben, dass die geplanten Militärmanöver zwischen den USA und Südkorea abgesagt werden. Diese Übungen stehen für die Zeit nach den Olympischen Spielen an und wurden zwar verschoben, aber eben nicht abgesagt. Eine solche Bedingung hätte wahrscheinlich auch zum Scheitern der Gespräche geführt.

Welche Ziele verfolgen denn beide Seiten mit den Gesprächen und welche jeweilige Agenda steht dahinter?

Die Nordkoreaner verfolgen natürlich weiterhin das strategische Ziel, einen Keil in die Allianz zwischen Washington und Seoul zu treiben. Das wissen allerdings auch die Südkoreaner. Das schließt allerdings nicht aus, dass nach Gelegenheiten gesucht wird, um die wirtschaftliche Kooperation wieder in Gang zu bringen - vor allen Dingen zwischen den beiden Koreas.

Diese ist ja im Zusammenhang mit den Nuklear- und Atomtests Nordkoreas in den letzten Jahren auf Eis gelegt worden. Selbst die humanitären Hilfslieferungen Südkoreas wurden stark reduziert. Hier hat die nordkoreanische Seite ein Interesse daran, die wirtschaftliche Kooperation wieder voranzubringen. Auf der anderen Seite hat Südkorea ein Interesse daran, die Gespräche über die Entwicklung auf der koreanischen Halbinsel nicht an Seoul vorbei führen zu lassen und hier auch wieder gewissermaßen mit auf den Fahrersitz zu kommen.

Die Positionen scheinen vom Grundsatz her unvereinbar. Nordkorea will an seinem Atomprogramm festhalten. Südkorea auf der anderen Seite möchte eine atomwaffenfreie Halbinsel. Das macht es extrem schwierig, tatsächlich konkret etwas zu bewirken. Wie viel Spielraum haben die Unterhändler der jeweiligen Seiten überhaupt, um sich aufeinander zuzubewegen.

In der Tat wird das Ganze stark dadurch verkompliziert, dass die Möglichkeiten eingeschränkt sind: durch das internationale Sanktionsregime, dem sich Nordkorea gegenübersieht. Südkorea kann natürlich jetzt nicht vorpreschen und mit Maßnahmen gegen diese Sanktionen verstoßen. Außerdem wird das Ganze auch dadurch erschwert, dass im Hintergrund die USA als Akteur mitwirken. Dadurch entsteht auch immer wieder Koordinationsbedarf in Richtung Washington, sowohl von Pjöngjang als auch von Seoul aus. Aber was möglich ist, das wären vertrauensbildende Maßnahmen, vor allen Dingen erstmal auf Seiten der Militärs. Möglich ist auch eine Vergrößerung der humanitären Hilfeleistung Südkoreas. All das könnte dann längerfristig einen Rahmen bilden oder die Grundlage für Gespräche legen; die dann wiederum die USA mit einbeziehen. Solche Gespräche könnten dann auch den größeren Kontext der nuklearen Entwicklung auf der koreanischen Halbinsel mit einschließen.

Gibt das heutige Treffen aus Ihrer Sicht schon Grund zur Hoffnung auf eine Entspannung der Gesamtlage oder ist das verfrüht?

Man muss zunächst einmal sehen, dass sich auch durch die Gespräche an der grundsätzlichen Konstellation nicht allzu viel verändert hat. Das Nuklear- und Raketenprogramm Nordkoreas läuft weiter. In seiner Neujahrsansprache hat Kim Jong Un angekündigt, in die Massenproduktion zu gehen. Insofern bleiben die Herausforderungen natürlich klar bestehen. Es gibt aber auch Positives, vor allem die Tatsache, dass die beiden Koreas wieder im Gespräch sind und dass jetzt wieder die Stunde der Diplomatie schlägt. Wir haben im vergangenen Jahr in erster Linie militärische Aktionen und daraus resultierende Drohungen erlebt. Und da ist es wirklich eine gute Entwicklung, dass jetzt wieder die Diplomatie ihre Rolle findet.

Prof. Dr. Patrick Köllner ist Direktor des Giga-Instituts für Asien-Studien in Hamburg.

 

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