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Korkweltmeister Portugal

5. Juni 2017

Kork ist Portugals großer Erfolgsschlager: Er wird in 133 Länder exportiert - als Korken, Baumaterial und Modeartikel. Begonnen hat die Erfolgsgeschichte mit Sandalen eines deutschen Herstellers.

Portugal Korkverarbeitung in Mozelos
Bild: DW/J. Faget

Jeweils fünf Männer in grünen Anzügen sitzen hintereinander an den grünen Maschinen. Ein kurzer, fachmännischer Blick auf den vorgeschnittenen Korkstreifen, dann stanzen sie Flaschenkorken aus der Rinde. Zehn, zwölf nacheinander, jeder Tritt auf das Pedal ein neuer. Manchmal auch nur einen - je nach Qualität des Rohstoffs.

Kork ist ein Naturprodukt, die Qualität nicht immer gleich. Damit die Stanzmaschine trotzdem stets perfekte Korken ausspuckt, müssen die Männer die Rinde überprüfen. Zwölf- bis fünfzehntausend Korken schafft ein geübter Korkschneider am Tag in der Amorim-Korkenfabrik im nordportugiesischen Mozelos, der größten des Landes.

Von der Sandale...

Portugal ist Korkweltmeister, gleich mehrfach: Die größte Korkanbaufläche der Welt, die größte Korkproduktion, der größte Korkexporteur: 937,5 Millionen Euro hat das Land damit im vergangenen Jahr eingenommen, Korkprodukte in immerhin 133 Länder verkauft. Stolze vier Prozent mehr als 2015; das sind rund 7,5 Prozent aller portugiesischen Exporte - und die Tendenz geht weiter aufwärts.

Neben Flaschenkorken, die noch immer drei Viertel der Produktion ausmachen, wird Kork als Baumaterial immer wichtiger. Selbst die Modeindustrie hat den Naturwerkstoff Kork entdeckt.

Carlos de Jesus vom Korkhersteller AmorimBild: DW/J. Faget

"Alles hat mit den Korksandalen eines bekannten deutschen Unternehmens angefangen", schmunzelt Carlos de Jesus, der Marketingdirektor von Amorim. "Jetzt gibt es sogar Regenschirme und teure Miniröcke aus Kork." Ein Modetrend, den portugiesische und internationale Designer aufgegriffen haben. Inzwischen werden auch Handtaschen, Hüte, Schreibutensilien, selbst Schürzen angeboten und erfreuen sich reger Nachfrage.

Kork wird in der Raumfahrt als Dämm- und Isolationsstoff eingesetzt, ist wegen seines geringen Gewichts in der Flugzeugindustrie beliebt. Sogar Straßenbahnen werden durch das Naturprodukt besser: Der Amorim-Konzern habe sich mit Siemens zusammengetan, um die leichteste Straßenbahn der Welt zu bauen, erklärt de Jesus stolz: "Indem wir andere Werkstoffe durch Kork ersetzt haben, konnten wir 18 Tonnen Gewicht einsparen."

... zum Baustoff

Vor allem beim Bau jedoch wird Kork immer unverzichtbarer: Als hochwertiger Bodenbelag oder Wandverkleidung schützt er vor Lärm, Kälte und Feuchtigkeit. Die aus gepressten und verklebten Korkstückchen hergestellten Folien und Kacheln machen bereits fast ein Viertel der portugiesischen Korkexporte aus. "In diesem Bereich verkaufen wir bereits rund 110 Millionen Euro", rechnet de Jesus vor. "Deutschland ist dabei unser Hauptabnehmer."

Analysen im firmeneigenen Labor helfen beim Kampf gegen den KorkgeschmackBild: DW/J. Faget

Bei Flaschenkorken hat sich viel verändert. In einigen Ländern, darunter Deutschland, setzen sich Schraubverschlüsse zunehmend durch, doch der Weltmarkt für klassische Korken wächst noch immer.

Presskorken aus Korkgranulat sollen im unteren Preissegment mit Schraubverschlüssen aus Aluminium konkurrieren; es gibt sie auch - etwas teurer - mit Naturkorkscheiben an den Enden. "Die Preise beginnen bei drei Cent, ein Top-Naturkorken kann aber auch schnell zwei Euro oder mehr kosten", sagt Carlos de Jesus.

Kampf dem Korkgeschmack

Unterschiede gibt es bei der Qualität: "Wir haben viel Arbeit und viel Geld in die Verbesserung unserer Korken gesteckt", versichert der Manager. Dabei haben die portugiesischen Korkhersteller vor allem dem 'Korkgeschmack' den Kampf angesagt. Der entsteht durch eine TCA genannte Substanz, von der bereits geringste Mengen den Wein verderben können. Kork und Korken werden darum heutzutage mehrmals analysiert und gereinigt. "Dank modernster Methoden können wir inzwischen sogar garantieren, dass unsere Korken TCA-frei sind", versichert de Jesus.

Korkschneideroboter sollen bald Arbeiter ersetzenBild: DW/J. Faget

Kork ist zu einer portugiesischen Erfolgsstory geworden. Selbst die lange vernachlässigten portugiesischen Korkeichenwälder - sie machen rund 750.000 Hektar aus - wachsen inzwischen wieder, obwohl sie nicht gerade schnellen Gewinn abwerfen: Eine Korkeiche kann erst nach 25 Jahren zum ersten Mal und anschließend nur alle zehn Jahre geschält werden.

Der technische Fortschritt bei der Verarbeitung der Korkrinde dagegen geht immer schneller. Die Männer an den Stanzmaschinen für Naturkorken bei Amorim könnten bald der Vergangenheit angehören. Nebenan laufen bereits die ersten Stanzroboter, die ebenfalls die Qualität der Rindenstreifen überprüfen, bevor sie die Korken schneiden - elektronisch und doppelt so schnell.

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