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PolitikAfrika

Korruption: Bergbau-Tycoon vor Gericht

Martina Schwikowski
13. Januar 2021

In Genf wird Israeli Beny Steinmetz der Prozess gemacht. Er soll in Guinea lukrative Schürfrechte für Eisenerz mit Schmiergeldern erkauft haben. Ihm drohen zehn Jahre Haft.

Schweiz | Korruptionsprozess in Genf | Beny Steinmetz
Bild: AFP via Getty Images

Schmiergelder, Urkundenfälschung und Milliardenzahlungen für Bergbaurechte im westafrikanischen Guinea - die Vorwürfe der Genfer Staatsanwaltschaft gegen den israelischen Rohstoffhändler Beny Steinmetz wiegen schwer. Zusammen mit zwei mutmaßlichen Komplizen muss sich der 64-Jährige nun für diese Taten verantworten.

Seit Montag steht er in Genf vor Gericht. Dort war bis 2016 sein Wohnsitz und die Schaltzentrale seiner Aktivitäten in der Rohstoffbranche. Heute lebt Steinmetz in Israel, die Korruptionsvorwürfe bestreitet er. Ihm drohen mehrere Jahre Haft.

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"Profite auf dem Rücken armer Länder"

Die Schweizer Nichtregierungsorganisation (NGO) "Public Eye" hatte die dubiosen Machenschaften des israelischen Geschäftsmannes schon lange im Blick: "Die Steinmetz-Affäre ist eine traurige Veranschaulichung dessen, was man den Fluch der Rohstoffe nennt - also der Tatsache, dass ein Land, das so reich an Bodenschätzen ist wie Guinea, in einer extremen und paradoxen Armut gefangen ist", sagt die NGO-Sprecherin Géraldine Viret im DW-Interview.

"Der Fall Steinmetz zeigt auch die verheerenden Folgen der Intransparenz, die sich Konzerngruppen und Gesellschaften zunutze machen, um auf dem Rücken armer Länder gigantische Profite einzufahren. Wir müssen noch mehr Transparenz im Rohstoffsektor erreichen, das ist unabdingbar", fordert Viret.

Beny Steinmetz erschien am Montag in Begleitung seiner Anwälte zur Anhörung in GenfBild: AFP via Getty Images

Der Bergbau-Milliardär machte sein Vermögen zunächst mit Diamanten, handelte später aber mit diversen Rohstoffen. Er präsentiert sich auf seiner Internetseite als Geschäftsmann und Philanthrop: Durch seine Stiftung finanziert er Projekte für Kinder und Jugendliche weltweit. Zu Reichtum kam Steinmetz auch mit dem Abbau von Eisenerzen in Guinea. Dabei machte er sich offenbar die damalige Präsidentengattin Mamadie Touré und deren Einfluss auf ihren Mann zunutze.

Touré war die vierte Ehefrau des 2008 verstorbenen guineischen Präsidenten Lansana Conté und lebt heute in den Vereinigten Staaten. Laut Anklageschrift soll Steinmetz Touré zwischen 2006 und 2012 zehn Millionen Dollar (8,2 Millionen Euro) Bestechungsgelder gezahlt haben. Unter anderem über Schweizer Bankkonten.

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Millionen Dollar Schmiergelder flossen nach Guinea

Im Gegenzug soll die Beny Steinmetz Group Resources (BSGR) Konzessionen erhalten haben, um die Bodenschätze der Simandou-Mine im Südosten des Landes zu nutzen. Die 110 Kilometer lange Hügelkette Simandou gilt als Speicher eines der größten Eisenerzvorkommen weltweit. Die Bestechung hatte angeblich auch zum Ziel, den britisch-australischen Konkurrenten Rio Tinto bei diesem lukrativen Geschäft auszubooten.

Das Spiel mit den Mächtigen: Präsident Lansana Conté und seine Frau sollen Millionenbeträge erhalten habenBild: Getty Images/AFP/Seyllou

Laut den umfangreichen Gerichtsakten sind Geldströme von mindestens 8,5 Millionen US-Dollar an Touré dokumentiert, die über komplizierte Verbindungen zur Präsidentenfamilie des westafrikanischen Landes gelangt sein sollen: So berichtet die NGO Public Eye auf ihrer Webseite. Steinmetz wird vorgeworfen, er habe zur Verschleierung dieser korrupten Geschäfte undurchsichtige Firmenkonstrukte geschaffen. Viele davon wurden laut Public Eye von Genf aus gesteuert.

Neuer Präsident entzieht Lizenz

Nach dem Tod von Diktator Lansana Conté 2008 begann das Steinmetz-Imperium zu bröckeln. Nach dem Machtwechsel leitete Guinea Untersuchungen wegen des Verdachts auf Korruption ein. 2010 verkaufte die Steinmetz-Gruppe 51% der Lizenzen für 2,5 Milliarden Dollar an  den brasilianischen Rohstoffgiganten Vale.

Und kurz darauf ordnete der neu gewählte erste demokratische Präsident Guineas, Alpha Condé, eine Untersuchung der Vergabepraxis von Schürfrechten unter seinen Vorgängern an. So sei ans Licht gekommen, dass die BSGR 2008 von Diktator Lansana Conté für 165 Millionen Dollar die Konzession für Block 1 und 2 des Eisenvorkommens von Simandou erworben hatte, schreibt Public Eye. Steinmetz verlor daraufhin seine Lizenz.

"Auf dem Rücken armer Länder": Zu Reichtum gelangte Beny Steinmetz auch mit Diamantenminen in Sierra LeoneBild: Getty Images/AFP/I. Sanogo

In dem westafrikanischen Land wird der Prozess aufmerksam verfolgt: "Das Wichtigste für Guinea ist, der Korruption im Bergbau ein Ende zu bereiten. Wir beobachten genau, welche Lehren für zukünftige Vertragsverhandlungen der guineische Staat aus diesem Prozess ziehen wird", sagt Dansa Kourouma im DW-Interview. Er ist Präsident des nationalen Rates zivilgesellschaftlicher Organisationen in Guinea (CNOSCG), der sich der sozialpolitischen Entwicklung und Förderung der Demokratie in Guinea verschrieben hat.

Reichtum nicht erschlossen - Menschen enttäuscht

Die Regierung Guineas tritt in diesem Prozess nicht als Klägerin auf, denn sie hat sich bereits 2019 mit Beny Steinmetz geeinigt: Damals erklärte sich die BSGR bereit, auf die Rechte an Simandou zu verzichten, wenn Guinea die Korruptionsvorwürfe fallen lässt. Ein Jahr später, 2020, gab die Regierung grünes Licht für die Förderung der Eisenerzvorkommen in den Blöcken eins und zwei des Mont Simandou durch das chinesisch-singapurisch-guineische Konsortium SMB-Winning.

Der investigative Journalist Akoumba Diallo aus Guinea widmete der Vergabe und Kontrolle von Schürfrechten in Guinea sogar ein Buch. Für ihn ist Simandou ein Synonym für Hoffnung und Enttäuschung zugleich: "Hoffnung, weil wir glauben, dass die Ausbeutung von Simandou das Bruttoinlandsprodukt Guineas revolutionieren, Reichtum auf lokaler Ebene schaffen und das gesamte Territorium erschließen könnte", sagt er im DW-Interview. "Aber auch Enttäuschung, weil die Menschen immer darauf gewartet haben, dass sich dieses Rohstoff-Versprechen erfüllt." Bisher jedenfalls spürt die Bevölkerung in dem armen Land davon wenig.

Mitarbeit: Carole Assignon

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