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Politik

Korruptionsindex: USA verliert, Deutschland stagniert

Mara Bierbach
29. Januar 2019

Transparency International hat 180 Länder für seinen Jahresbericht 2018 untersucht. Ja, es gibt die üblichen Verdächtigen, aber auch interessante Verschiebungen im Ranking. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

Symbolbild Korruption Bestechung
Bild: Colourbox/Wolfgang Zwanzger

Wo gibt es besonders wenig Korruption?

Spitzenreiter bei der Bekämpfung von Korruption war laut Transparency International 2018 Dänemark mit 88 Punkten, gefolgt von Neuseeland, Singapur, Schweden und der Schweiz.

Mit Blick auf die unterschiedlichen Weltregionen stehen die Dinge am besten in Westeuropa und in der EU. Hier liegt das Durchschnittsergebnis bei 66 Punkten. Bei dem Ranking kann jedes Land einen Wert von 100 Punkten (keine Korruption) bis 0 Punkte (vollkommen korrupt) erreichen.

Welche Länder und Regionen sind am korruptesten?

Die schlechtesten Ergebnisse erzielten vier durch langwierige Bürgerkriege gebeutelte Länder: Somalia, Syrien, der Südsudan und Jemen, außerdem Nordkorea.

Die korrupteste Region ist laut dem Index Afrika südlich der Sahara, wo in vielen Ländern "ineffektive Institutionen und schwache demokratische Werte […] eine Gefahr für Anti-Korruptions-Maßnahmen darstellen", so Transparency International.

Ebenfalls deutlich unter dem Durchschnitt lagen 2018 Osteuropa und Zentralasien, wo laut dem Index "ein Mangel an politischem Willen und politischen Rechten sowie schwache Institutionen ein Umfeld schaffen, in dem Korruption ohne viel Widerstand gedeihen kann".

Was genau erfasst der Index?

Wie korrupt sind die Behörden in Belgien? Und wie viel Untreue gibt es in Ghana? Das lässt sich kaum messen. Schließlich finden illegale Aktivitäten ja meist im Verborgenen statt und sind somit kaum zu erfassen. Transparency erstellt sein jährliches Ranking deshalb mithilfe von zwölf renommierten internationalen Organisationen. Diese befragen Experten und Geschäftsleute zu ihrer Einschätzung, als wie korrupt sie die Zustände in den jeweiligen Ländern sehen. Deswegen nennt Transparency den Index Korruptionswahrnehmungsindex.

Laut Transparency erfasst der Index vor allem, wie gängig Bestechung, Veruntreuung und Vetternwirtschaft in den jeweiligen Ländern sind; aber auch, inwieweit es Gesetze gegen Korruption gibt und ob diese durchgesetzt werden. Das Ziel: Korruption weltweit sichtbar und vergleichbar machen.

Entscheidende Fragen bei der Erstellung des Index sind zum Beispiel: Haben bestimmte Interessengruppen einen zu starken Einfluss auf die Regierung? Werden staatliche Jobs nach Qualifikationen vergeben oder durch Beziehungen? Werden Whistleblower und Journalisten, die Korruption aufgedeckt haben, gesetzlich geschützt?

Wie steht es um Deutschland?

Deutschland liegt im Ranking auf Platz 11 von 180 Staaten, mit einem Wert von 80 Punkten, gleichauf mit dem Vereinigten Königreich. Besser schnitten neben Dänemark, Neuseeland, Finnland, Singapur, Schweden und der Schweiz noch Norwegen, die Niederlande, Kanada und Luxemburg ab.

Im Jahr zuvor belegte Deutschland Platz 12 mit 81 Punkten – es hat sich hier also kaum etwas verändert. Bereits damals kritisierte Transparency International: "Deutschland stagniert seit einigen Jahren." 

Die Organisation fordert unter anderem ein verpflichtendes Lobbyregister in Deutschland. Bisher gibt es kein Gesetz, dass Interessenvertreter und -verbände verpflichtet, sich auf einer öffentlichen Liste zu registrieren. 

Schneiden Demokratien besser ab als nichtdemokratische Länder?

Ja, eindeutig, auch wenn es Ausnahmen gibt. Eindeutig demokratisch geführte Länder kamen auf einen Durchschnittswert von 75 Punkte, während autokratische Regimes durchschnittlich nur 30 Punkte erzielten.

Laut Transparency International zeigt sich an den Beispielen Türkei und Ungarn, dass Korruption oft steigt, wenn ein Land beginnt, sich von demokratischen Werten abzuwenden. Zwischen 2012 und 2018 verlor Ungarn neun Punkte im Ranking, die Türkei acht.

Weltweit haben populistische Politiker versprochen, Korruption zu bekämpfen. Halten sie das Versprechen?

Laut Transparency International können populistische Politiker eher eine Gefahr für den Kampf gegen die Korruption darstellen. Die Organisation nennt unter anderem die USA als Bespiel: Hier gewann Donald Trump die Wahl auch mit dem Schlachtruf "Drain the swamp" ("Legt den Korruptionssumpf trocken!"). Tatsächlich ist der Korruptionssumpf in Washington seit Trumps Amtsantritt aber laut der Organisation eher nasser geworden: Die USA verloren 2018 vier Punkte im Anti-Korruptions-Ranking. Das liege daran, so Transparency, dass in den USA demokratische Grundregeln zunehmend in Frage gestellt würden und dass eine "Erosion ethischer Normen auf den höchsten Machtebenen" stattgefunden habe.

Lässt den Korruptionssumpf in Washington nass: US-Präsident Donald TrumpBild: picture-alliance/CNP/O. Douliery

"Korruption blüht vor allem da auf, wo die demokratischen Grundfesten geschwächt sind, und, wie wir es schon in vielen Ländern gesehen haben, nutzen dies populistische Politiker zu ihrem Vorteil", so Delia Ferreira Rubio, die Vorsitzende von Transparency International.

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