"Korruption tötet"
28. Januar 2021Pandemie bedeutet für alle Ausnahmezustand und das Nonstop. Seit einem Jahr kommt den Regierungen weltweit deshalb eine besondere Rolle zu. Sie müssen den Ausnahmezustand managen: medizinische Geräte besorgen, Masken importieren, Impfstoffe organisieren, Hilfspakete schnüren, Gelder verteilen. ″Pandemie ist leider auch eine gute Zeit für korrupte Regierungen″, sagt Daniel Eriksson, Geschäftsführer bei Transparency International.
Einmal im Jahr veröffentlicht die Nichtregierungsorganisation ihren Korruptionsindex. In diesem Jahr haben sich die Korruptionsexperten auf den Zusammenhang zwischen Korruption und Gesundheitsversorgung konzentriert. ″Es zeigt sich, dass es eine Verbindung zwischen dem Level an Korruption und der Antwort auf die Gesundheitskrise durch die Pandemie gibt″, so Eriksson im Gespräch mit der DW.
Zwei Drittel der Welt korrupt
Vor allem bei den Beschaffungsprozessen von medizinischem Geräten und Masken ginge es in autoritären Regierungen nicht transparent zu. ″Das macht diesen Prozess natürlich attraktiv, um Geld in die eigenen Taschen wandern zu lassen, um sich selbst zu bereichern auf die Kosten der Bevölkerung. Denn am Ende werde in ärmeren Ländern beispielsweise in Asien und Afrika weniger ins Gesundheitssystem investiert. ″Wir können hier sehr konkret sagen: Korruption tötet.″
Insgesamt bewege sich die Welt auf einem ähnlichen Korruptions-Level wie im Jahr zuvor. Für das jährliche Ranking vergibt Transparency International Punkte. Die Skala reicht von null für vollkommen korrupt bis zu 100 für absolut sauber. Im Jahr 2020 erreichen zwei Drittel aller Länder nicht die Mindestgrenze von 50 Punkten. ″Man könnte auch sagen, zwei Drittel der Welt sind korrupt. Aber es sind auch teilweise die Länder, die oben auf der Liste erscheinen, die Korruption in den Ländern am Ende der Liste erst ermöglichen.″
Laut Transparency erfasst der Index vor allem, wie gängig Bestechung, Veruntreuung und Vetternwirtschaft in den jeweiligen Ländern sind, aber auch, ob es Gesetze gegen Korruption gibt und ob diese durchgesetzt werden. Dafür befragt die Organisation Länderexperten und Führungskräfte.
Demokratische Länder schneiden besser ab
Nach dem aktuellen Ranking kann sich freuen, wer in Dänemark und Neuseeland lebt. Die beiden Länder erhalten die höchste Punktzahl, gefolgt von Finnland, Singapur, Schweden und Schweiz. Deutschland kommt im Ranking auf den 8. Platz und bekommt 80 Punkte wie in 2019.
Besonders düster sieht es in Somalia und im Südsudan aus. Dort ist laut der Organisation Korruption am meisten verbreitet. Ähnlich ist die Situation in Venezuela, Jemen und Syrien. Seit 2004 ermittelt die Organisation die Werte. "In einigen Ländern sehen wir, dass sie sich in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert haben″, sagt Eriksson. So geschehen sei es in Griechenland, Myanmar und Ecuador. Das Gegenteil sei der Fall im Libanon, Malawi und Bosnien Herzegowina. Insgesamt zeige sich aber: ″Je demokratischer, offener und transparenter Gesellschaften sind, desto fähiger sind sie auch, gegen Korruption vorzugehen. Und wir sehen auch, dass manche Länder eben die Meinungsfreiheit untergraben, Menschenrechte nicht beachten, das schädigt dann auch ihre Fähigkeit, gegen Korruption vorzugehen.″
Mit der Blockchain gegen Korruption?
Unter dem Strich schneidet laut den Ergebnissen von Transparency International Subsahara Afrika am schlechtesten weltweit ab mit einem durchschnittlichen Ergebnis von 32 Punkten. Westeuropa ist mit 66 Punkten im Durchschnitt Spitzenreiter der Regionen weltweit.
Seit 2004 wird der Korruptionsindex nun verfasst. Damit will die Organisation vor allem Vetternwirtschaft und Korruption weltweit sichtbar machen. ″Und wir wollen Veränderung erreichen", so Eriksson. In rund 100 Ländern ist die Organisation vor Ort. Derzeit arbeite man an einem Zehn-Jahres-Plan. Darin sollen vor allem Technologien wie die Blockchain eine Rolle spielen. Man könne diese Technologie dafür einsetzen, Gesellschaften widerstandsfähiger gegen Korruption zu machen. Ansonsten könnten autoritäre Regime die gleichen Technologien eben auch dafür nutzen, ″sich selbst weiter zu bereichern″.