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Politik

Kosovo feiert mit Clinton "20 Jahre Freiheit"

12. Juni 2019

Mit einem Festakt hat das Kosovo an den 20. Jahrestag des Einzugs der NATO-Schutztruppe KFOR erinnert. Der damalige US-Präsident Clinton wird von der Menge bejubelt. Auch zwei andere Akteure reisten nach Pristina.

20. Jahrestag des Beitritts der NATO zum Kosovo
Zahlreiche Kosovo-Albaner feiern Bill Clinton als "ihren Retter" Bild: picture-alliance/V. Kryeziu

Mit den Worten "Willkommen zuhause" hat Kosovos Präsident Hashim Thaci den früheren US-Präsidenten Bill Clinton (72) als Ehrengast der Feierlichkeiten begrüßt. "Ich liebe dieses Land", sagte Clinton in der Hauptstadt Pristina vor einer jubelnden Menge. "Es wird immer zu den großen Ehren meines Lebens zählen, dass ich mit Ihnen gegen die ethnischen Säuberungen (der serbischen Kräfte) und für die Freiheit stand." Der kosovarische Ministerpräsident Ramush Haradinaj sagte zu Clinton: "Sie haben uns geholfen, den Krieg zu gewinnen, und wir haben gemeinsam Frieden geschaffen." Dank der Entschlossenheit der damaligen US-Führung "haben wir unser Recht auf Freiheit und Demokratie wahrgenommen und den Staat Kosovo aufgebaut".

Thaci hatte Clinton am Vorabend den "Orden der Freiheit" überreicht. Zu dem Staatsakt waren auch die damalige US-Außenministerin Madeleine Albright (82) und der damalige NATO-Oberkommandierende Wesley Clark (74) angereist.

Die damaligen Akteure (v.l.) Wesley Clark, Bill Clinton und Madeleine Albright Bild: picture-alliance/V. Kryeziu

KFOR rückt am 12. Juni ein

Unter dem von 1993 bis 2001 amtierenden Clinton hatte die NATO-Allianz im März 1999 in den bewaffneten Konflikt zwischen Serbien und aufständischen Albanern eingegriffen. Nachdem das Bündnis 78 Tage lang serbische Militärziele und Infrastruktur bombardiert und unter Beschuss genommen hatte, ordnete der damalige jugoslawische Präsident Slobodan Milosevic am 10. Juni 1999 den Rückzug seiner Truppen aus dem Kosovo an. Zwei Tage später, am 12. Juni, rückten die ersten Einheiten der NATO-Schutztruppe KFOR in die überwiegend von Albanern bewohnte serbische Provinz ein. Die Kosovo-Albaner sprachen von der Befreiung von einer Besatzungsherrschaft, die Minderheit der Kosovo-Serben befürchtete Racheakte, viele von ihnen flüchteten aus der Provinz. Die Verwaltung des Kosovos übernahm die UN-Administration UNMIK. 

Bill Clinton bei den Feierlichkeiten Bild: picture-alliance/V. Kryeziu

2008 erklärte das Kosovo mit Unterstützung der USA und zahlreicher anderer westlicher Staaten einseitig seine Unabhängigkeit von Serbien. Die Regierung in Belgrad betrachtet die Region dagegen nach wie vor als seine Provinz.

Im gewaltsamen Konflikt zwischen serbischen Einheiten und rebellierenden Kosovaren wurden 1998 und 1999 insgesamt etwa 11.000 Albaner, 2000 Serben und einige hundert Roma getötet. Bei den NATO-Angriffen starben laut Menschenrechtsorganisationen rund 500 Zivilisten.

In Pristina wird zu Ehren der damaligen Außenministerin Albright eine Büste enthüllt Bild: Office Kosovo Prime Minister

Korruption, hohe Arbeitslosigkeit...

Das Wirtschaftsleben im Kosovo ist auch zwei Jahrzehnte nach der Loslösung von Serbien von großen Problemen und von Korruption geprägt. "Das Kosovo bleibt ein schwacher Staat mit wenig Gerechtigkeit und hoher Arbeitslosigkeit", bemängelte der linksnationalistische Oppositionspolitiker Albin Kurti bei Facebook.

Mittlerweile ist das Kosovo von 110 Ländern anerkannt, nicht jedoch von Russland, China und fünf EU-Staaten. Die Gebietsstreitigkeiten mit Serbien sind weiter ungeklärt. Erst Ende April drängten Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron beide Seiten bei einem Westbalkan-Gipfel in Berlin zu einer Einigung.

Die KFOR-Mission ist nach wie vor für Sicherheit und Stabilität im Kosovo verantwortlich. Grundlage des Einsatzes ist die UN-Resolution 1244. Derzeit umfasst die KFOR rund 3500 Soldaten. Auch die Bundeswehr ist an ihr seit 20 Jahren beteiligt, es ist ihr längster Auslandseinsatz.

se/sti (afp, dpa, rtr, ap)