Kostspieliger Kampf der USA gegen die Huthi-Miliz im Jemen
1. Mai 2025
Die Zeichen im Konflikt zwischen den USA und der vom Iran unterstützten Huthi-Miliz im Jemen stehen weiter auf Eskalation. So wurde etwa am vergangenen Sonntag (27.04.) bei einem mutmaßlichen US-Angriff auch ein Internierungslager für Migranten im Gouvernement Saada getroffen. Zahlreiche Migranten aus Afrika wurden dabei getötet, die meisten wohl aus Äthiopien. Von dort stammen die meisten der Menschen aus Afrika, die auf der Suche nach einem besseren, menschenwürdigen Leben im Ausland zunächst oft den Jemen durchqueren. Ihre Anzahl ist laut UN-Angaben gerade in diesem Jahr stark angestiegen.
Laut der von den Huthi kontrollierten Nachrichtenagentur Saba lag die Zahl der Todesopfer bei dem US-Angriff bei fast 200. Associated Press (AP) berichtet, es seien mindestens 70 Menschen gestorben.
"Wir bewerten die Kampfschäden derzeit und untersuchen diese Behauptungen", erklärte das für die Überwachung der Militäroperationen und Streitkräfte im Nahen Osten verantwortliche US Central Command (Centcom).
Zudem gab Centcom bekannt, die USA hätten seit Beginn der so genannten "Operation Rough Rider" Mitte März 800 Angriffe auf Ziele im Jemen geführt.
"Dabei wurden Hunderte von Huthi-Kämpfern und zahlreiche Huthi-Anführer getötet, darunter hochrangige Raketen- und Drohnen-Experten", schrieb Dave Eastburn, Sprecher von CENTCOM, auf X.
US-Drohnen vom Himmel geholt
Laut Centcom sollen die Starts ballistischer Raketen der von den USA als Terrororganisation eingestuften Huthi um 69 Prozent zurückgegangen sein. Auch die Angriffe so genannter Einweg-Drohnen verringerten sich demnach um 55 Prozent.
Derweil berichtete AP, es sei der Huthi-Miliz - diese selbst nennt sich selbst "Ansar Allah" (übersetzbar etwa als "Helfer Gottes") - in den vergangenen Wochen gelungen, mindestens sieben US-amerikanische MQ-9 Reaper-Drohnen abzuschießen. Deren Gesamtwert betrage über 200 Millionen US-Dollar (175 Millionen Euro).
Die New York Times berichtet ergänzend, die Kosten der aktuellen US-Operationen gegen die Huthi hätten bereits eine Milliarde US-Dollar (877 Millionen Euro) überschritten.
Damit ist der Kampf gegen die Huthi, der die Miliz von weitere Angriffen auf Israel und die internationale Schifffahrt im Roten Meer abhalten soll, die derzeit kostspieligste US-Militäroperation. Ein baldiges Ende gilt als unwahrscheinlich.
"Wir werden den Druck erhöhen"
"Wir werden den Druck weiter erhöhen, bis die ungehinderte Schifffahrt und die amerikanische Abschreckung in der Region wiederhergestellt sind", erklärte Centcom-Sprecher Eastburn.
Laut einem Bericht, den die Huthi-kontrollierte Agentur Saba veröffentlichte, konterte das von der Miliz geführte Justizministerium mit einer Erklärung. In dieser wurde betont, es sei das legitime Recht des Jemen , seine Souveränität und Bürger gemäß UN-Charta zu verteidigen. Angriffe auf Zivilisten seien ein Verbrechen.
Abwehr mit iranischer Hilfe
Die amerikanischen MQ-9 Reaper-Drohnen spielen eine zentrale Rolle in der "Operation Rough Rider". "Sie können sehr lange in der Luft bleiben und jegliche Bodenaktivitäten registrieren", sagt Fabian Hinz, Verteidigungs- und Militäranalyst beim britischen Thinktank International Institute for Strategic Studies, im DW-Gespräch. "Fahndet man etwa nach mobilen Raketenabschussrampen am Boden, ist so ein System äußerst hilfreich."
Der Nachteil dieses Drohnentyps: seine geringe Geschwindigkeit. Dies liege daran, dass sie ursprünglich für Einsätze in Afghanistan oder Mali entwickelt wurden", so Hinz. "Dort verfügen bewaffnete Gruppen über keine echten Luftabwehrsysteme."
Demgegenüber verfügen die Huthi laut dem Experten über zwei Luftabwehrsysteme: "Als sie 2015 an die Macht kamen, übernahmen sie einige Flugabwehrsysteme der jemenitischen Armee. Zugleich erhalten sie auch Lieferungen aus dem Iran." Darunter befinde sich auch das Raketensystem "358". "Das haben die Iraner speziell entwickelt, um MQ-9-Reaper-Drohnen abzuschießen", so Hinz.
Hinz schließt zudem nicht aus, dass der Iran Art und Umfang seiner Lieferungen verändert haben könnte: "Teheran könnte qualitativ verbesserte oder neue Systeme oder einfach auch nur mehr Systeme liefern. Es kann außerdem auch sein, dass die Huthi selbst ihre Aufklärungsfähigkeiten ausgebaut haben."
Die britische Organisation Conflict Armament Research (CAR) dokumentiert die Herkunft eingesetzter Waffen anhand von Lieferketten. Auch dort stellt man fest: "Die Huthi sind bei der Versorgung mit strategischen Systemen sehr stark vom Iran abhängig", sagt Taimur Khan, bei CAR zuständig für Regionale Operationen in der Golfregion, der DW. "Das gilt insbesondere für Raketensysteme, mit denen sie Handelsschiffe oder weiter entfernte Länder wie Israel angreifen."
Allerdings profitierten die Huthi auch von Materialien aus China, so Khan: "Von dort beziehen sie so genannte Dual-Use-Güter, die sich auch in Drohnen und Raketen einbauen lassen."
Bereits Anfang März hieß es in einem CAR-Bericht, die Huthi bemühten sich um Wasserstoff-Brennstoffzellen aus China. "Generell versuchen die Huthi derzeit, die Kapazitäten ihrer Drohnen auszubauen", so Khan. Anfang April kritisierte ein Sprecher des US-Außenministeriums, ein chinesisches Satellitenunternehmen unterstütze die Angriffe der Huthi auf US-Ziele. Die sei ein klares Zeichen, dass Peking - wie auch Moskau - die Huthi zunehmend unterstütze.
Geänderte Risikokalkulation
Gleichzeitig seien aber auch die Angriffe der USA auf die Huthi "aggressiver" geworden, meint Fabian Hinz. "Militärische Einsätze setzen eine Risikobewertung voraus. Dabei wägt man ab, ob sich der Einsatz eines bestimmten Systems lohnt."
Seiner Ansicht nach haben die USA ihre Risikobewertung unter der Regierung Trump geändert. So etwa stuften sie die Huthi im Januar wieder als ausländische Terrororganisation ein. Die Regierung Biden hatten die Huthi zuvor von der Liste gestrichen. Und im März warnten die USA den Iran, den Huthi Waffen zu liefern - allerdings bisher ohne Erfolg und ohne Konsequenzen.
Experten halten es für unwahrscheinlich, dass die USA die Huthi allein durch Luftangriffe besiegen könnten. Die Miliz gilt nach einem jahrelangen, erst 2022 beendeten Bürgerkrieg gegen die jemenitische Regierung als gut ausgerüstet und kriegserprobt.
Aus dem Englischen adaptiert von Kersten Knipp.