Er gilt als künstlerisches Genie des 17. Jahrhunderts, schuf Porträts, mythologische und religiöse Werke. Und er verkehrte als Diplomat an europäischen Königshöfen. Eine Ausstellung geht mit Rubens auf Spurensuche.
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Barocker Malerfürst: Ausstellung von Peter Paul Rubens in Frankfurt
Der flämische Barockstar galt als Genie und prägte den Malstil seiner Epoche. Rubens selbst ließ sich von antiken und zeitgenössischen Kunstwerken inspirieren, wie eine Ausstellung im Städel-Museum zeigt.
Bild: KHM-Museumsverband
Ecce homo (um 1612)
"Seht, da ist der Mensch!" Mit diesen Worten soll laut Johannesevangelium der römische Statthalter Pontius Pilatus dem Volk den gefolterten Jesus von Nazareth präsentiert haben. Die biblische Geschichte faszinierte Künstler verschiedenster Epochen. Rubens' Darstellung stammt aus der Anfangsphase seiner Karriere und entstand um 1612.
Bild: The State Hermitage Museum, Sankt Petersburg 2017
Selbstporträt (um 1638)
Dieses Gemälde schuf Peter Paul Rubens etwa zwei Jahre vor seinem Tod. Ein ähnliches Bild von sich selbst hatte er bereits 1625 als Auftragsarbeit für den Prinzen von Wales und späteren englischen König Karl I. angefertigt, der ein großer Verehrer von Rubens war. In beiden Selbstbildnissen glänzt er mit den modischen Accessoires der Zeit wie großem Hut, Gewand, Umhang sowie weißem Kragen.
Bild: KHM-Museumsverband
Judith enthauptet Holofernes (um 1609/10)
Die bekannteste Darstellung der Ermordung des assyrischen Feldherren Holofernes durch die fromme jüdische Witwe Judith stammt zwar von Caravaggio, doch auch Rubens war von der Geschichte aus dem Alten Testament fasziniert. Seine bildliche Interpretation der Szene entstand um 1609/10.
Bild: Städel Museum-Artothek/U. Edelmann
Prometheus (1618)
Prometheus muss leiden: Er hat den Göttern das Feuer gestohlen und an die Menschen weitergegeben. Dafür wurde der Titan gefesselt und gefoltert. Regelmäßig wurde der dann laut Sage von einem Adler aufgesucht, der Stücke seiner Leber fraß, die sich anschließend stets erneuerte. Zusammen mit Frans Snyders (1579-1657), der den Adler malte, arbeitete Rubens rund sechs Jahre lang an dem Gemälde.
Bild: Philadelphia Museum of Art
Tod des Hippolytus (1611)
Auch dieses Werk von Rubens thematisiert eine Sage aus der griechischen Mythologie: Der Heros Hippolytus weist darin die Liebe seiner Stiefmutter zurück, die sich daraufhin das Leben nimmt. Zuvor hat sie behauptet, Hippolytus habe sie begehrt. Der Meeresgott Poseidon lässt ihn daraufhin von einem seiner Seeungeheuer angreifen. Dabei verunglückt Hippolytus' Pferdewagen und er kommt um.
Bild: The Fitzwilliam Museum, Cambridge
Venusfest nach Tizian (um 1635)
Mitte der 1630er Jahre lernte Rubens Tizians "Venusfest" (1518/19, Prado) vermutlich in einem Nachstich kennen und kopierte es. Die spielenden und einander küssenden Eroten im Bildvordergrund erinnern an den berühmten Venezianer. Auch die Lichtstimmung hat einiges dem Vorbild zu verdanken. Mit 3,5 Metern ist es allerdings doppelt so breit wie Tizians nahezu quadratische Fassung.
Bild: picture-alliance/akg-images/Nimatallah
Pan und Syrinx (1620er Jahre)
Ovids Metamorphosen erzählen vom Hirtengott Pan, der der Nymphe Syrinx nachstellt. Diese erotische Jagd malte Rubens in den 1620er Jahren für Landgraf Wilhelm VIII. von Hessen-Kassel. Rubens zeigt die Handlung auf der Kippe: Pan greift nach Syrinx, zu packen bekommt der Lüstling allerdings nur das Schilf, in das sich Syrinx gleich verwandeln wird. Die Fauna stammt von Jan Brueghel dem Älteren.
Bild: MHK, Gemäldegalerie Alte Meister/Ute Brunzel
Tizian: Venus und Adonis (1555)
Nicht nur die Antike, auch die Renaissance-Maler inspirierten Rubens. Tizian malte diese klassische Szene der Mythologie, die Venus im Rückenakt zeigt. Sie versucht Adonis aufzuhalten, der sich von ihr losreißt, um mit seinen Hunden zur Jagd zu ziehen. Tizian arbeitet mit geschlechtsspezifischen Kontrasten: der starke Krieger, die schwache Frau mit einem hellen Körper, nackt versus bekleidet.
Bild: J. Paul Getty Museum
Venus Frigida (1614)
Peter Paul Rubens stellte in seinem Gemälde eine andere Venus dar. In "Venus Frigida" bezieht er sich auf ein antikes Sprichwort des römischen Dichters Terenz. Ohne Ceres und Bacchus friert Venus. Was übersetzt soviel heißt wie: Ohne Brot und Wein verhungert Venus. Die Liebesgöttin wirkt schutzlos in ihrer Nackheit. ihren Schleier hat sie ihrem kleinen Söhnchen Amor übergeworfen.
Bild: lukasweb.be - Art in Flanders vzw
Das Urteil des Paris (1639)
Das Bild zeigt eine mythologische Szene aus dem griechischen Götterkreis: Der Jüngling Paris muss sich entscheiden, welche der drei Göttinnen Athene, Hera oder Aphrodite die Schönste ist. Der Götterbote Hermes hält den Preis - einen goldenen Apfel - in der Hand und wartet auf Paris' Entscheidung.
Bild: Museo Nacional del Prado, Madrid
Der Tugendheld von der Siegesgöttin gekrönt (1615/16)
Mit dem Fuß steht der siegreiche und tugendhafte römische General auf der von ihm bezwungenen Zwietracht. Als Auszeichnung für seinen erfolgreichen Kampf schmückt ihn die Siegesgöttin Nike mit einem Lorbeerkranz. Das Gemälde entstand um 1615/16 und war eine Auftragsarbeit einer Antwerpener Schützengilde, die Rubens' Werk in ihrem Festsaal aufhängte.
Rubens' eindrucksvolles Gemälde stammt aus den Jahren um 1617/18. Ihre Schlangenhaare hatte Medusa der Eifersucht der Athene zu verdanken - genauso wie ihren Tod. Laut griechischer Mythologie sah Athene die schöne Medusa als Konkurrentin und verwandelte sie deshalb zunächst in ein Ungeheuer. Später ließ sie Medusa dann von Zeus' Sohn Perseus enthaupten.
Bild: KHM-Museumsverband
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Er gilt als Star des Barockzeitalters und prägte viele Generationen von Malern nach ihm. Eine Ausstellung im Städel Museum in Frankfurt am Main untersucht, wie Peter Paul Rubens zu seinen Motiven fand.
Sein Talent wurde Rubens nicht in die Wiege gelegt. Er war das sechste von insgesamt sieben Kindern des Rechtsanwalts Jan Rubens und seiner Frau Maria Pypelincks, die beide aus Antwerpen stammten. Da die Familie im Zuge der Religionsunruhen fliehen musste - Rubens Senior war reformiert, erblickte er das Licht der Welt am 28. Juni 1577 fern seiner Heimatstadt in Siegen. Erst nach dem Tod des Vaters zog die Familie zurück nach Antwerpen, wo der junge Peter Paul eine Zeit lang als Page in den Diensten der Gräfin Marquerite de Ligne stand.
Lukasgilde als Sprungbrett
Doch Rubens wollte mehr - und mehr als alles andere wollte er malen. Also ging er bei den Koryphäen seiner Zeit wie Tobias Verhaecht, Adam van Noort und Otto van Veen in die Lehre. Er war gerade mal 21 Jahre alt, als er als Meister in die Lukasgilde, die Antwerpener Malerzunft, aufgenommen wurde. Zwei Jahre später zog er nach Italien und wurde Hofmaler beim Herzog von Mantua.
Beeindruckt von den Palazzi des Landes studierte er eifrig Architektur und die Werke der Antike, die sein Schaffen zeitlebens nachhaltig beeinflussten. Weil seine Mutter schwer erkrankt war, kehrte Rubens 1608 nach Antwerpen zurück. Sein Ruf als begnadeter Maler war längst bis in seine Heimatstadt gedrungen - und so versuchten die Stadtväter, ihn dort zu halten: Sie überschütteten ihn mit lukrativen Aufträgen, versprachen ihm Steuerfreiheit und lockten ihn mit dem Posten des Hofmalers bei dem Statthalter-Ehepaar der Spanisch-Niederlande, Erzherzog Albert und der Infantin Isabelle. Rubens blieb und wurde reich.
Rubens' Werkstatt glich einer Malfabrik
Davon zeugt noch heute das prächtige, als Museum zugängliche ehemalige Wohnhaus des flämischen Malers. In dem Palais, den er selbst nach dem Vorbild eines italienischen Palazzo entwarf, war auch die Werkstatt des Künstlers untergebracht, in der er bis zu 100 Mitarbeiter gleichzeitig beschäftigte.
Denn Rubens' Gemälde waren begehrt - und zwar so sehr, dass er sie gar nicht alle allein hätte malen können. Also machte er häufig nur die Entwürfe und überließ die Ausführung immer öfter seinen Angestellten. Darunter finden sich so illustre Namen wie Anthonis van Dyck, Frans Snyders oder Jan Bruegel der Ältere.
Rubens ließ die Farben leuchten
Rubens' Markenzeichen waren leuchtende Farben, gelungene Proportionen, Gestalten in Bewegung und nicht zuletzt üppige sinnliche Frauen mit der klassischen "Rubensfigur". Immer häufiger malte er für den Adel, darunter für die französische Königin Maria de Medici und deren Sohn Louis XIII. oder den englischen König Karl I.
Rubens fühlte sich aber nicht nur im Atelier wohl, sondern auch auf der politischen Bühne. Als Ratgeber und Unterhändler avancierte er an den Höfen in Madrid, Paris, Den Haag und London zu einem der angesehensten Diplomaten seiner Zeit, Selbst einen Waffenstillstand zwischen den verfeinden Ländern Spanien und England konnte er auf sein Konto verbuchen. Kein anderer Künstler wirkte mit seiner Kunst so direkt auf die politischen Prozesse seiner Zeit ein.
Mehr und mehr verband er seine geschäftlichen mit seinen politischen Interessen. Seine Geschäftskontakte kamen nicht selten seinen diplomatischen Missionen zugute - und umgekehrt. In den 1630er Jahren konzentrierte sich Rubens wieder vornehmlich auf seine Kunst.
Ausstellung in Frankfurt zeigt Rubens und seine Vorbilder
Am 30. Mai 1640 verstarb Rubens in seiner Heimatstadt Antwerpen, nachdem ihm die Gicht in seinen letzten Lebensjahren stark zugesetzt hatte. Begraben wurde er in der Antwerpener Sankt Jakobskirche. Nach Rubens' Tod ließ seine Witwe Helene Fourment unvollendete Werke ihres Mannes von Johann Bockhorst, einem engen Mitarbeiter des Künstlers, fertigstellen.
Mit seinen dramatischen großformatigen Bildern hat Peter Paul Rubens die europäische Barockkunst geprägt wie kaum ein anderer Maler. Unter dem Titel "Rubens. Kraft der Verwandlung" sollen die antiken Vorbilder für Rubens beleuchtet werden. Auch der Einfluss großer Maler der italienischen Renaissance wie Tizian oder Tintoretto werden gezeigt. So können die Besucher die Fortentwicklung der Bildthemen nachvollziehen. Aber auch Rubens' Innovationen, die nachfolgende Künstlergenerationen eifrig aufgriffen und neu arrangierten, werden ausgestellt.