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Kranich lässt die Muskeln spielen

Thomas Kohlmann23. August 2002

Während die US-Konkurrenz ums Überleben kämpft, verdreifacht die Lufthansa ihren Halbjahresprofit. Wieso geht es den amerikanischen Fluglinien so schlecht?

Lufthansa fliegt der US-Konkurrenz davonBild: AP

Gegen den Branchentrend hat die Lufthansa den Gewinn im ersten Halbjahr 2002 auf 332 Millionen Euro hochgeschraubt. Die Anleger trieben die Lufthansa-Aktien am Mittwoch (22. August 2002), als die Sechsmonats-Zahlen verkündet wurden, um mehr als neun Prozent in die Höhe. In den Wochen davor hatten allerdings die Hiobs-Botschaften aus den USA die Kranich-Aktie ins Trudeln gebracht.

Konzentration auf Heimatmarkt

Anders als der international breit aufgestellte deutsche Branchenprimus konzentrieren sich die US-Airlines in erster Linie auf den heimischen Markt. Der liegt ein Jahr nach den Terror-Attacken noch immer am Boden. Und so kämpft eine ganze Branche ums Überleben, obwohl die Regierung in Washington unmittelbar nach dem 11. September 15 Milliarden Dollar Soforthilfe zur Verfügung gestellt hatte. Nicht nur die europäische Konkurrenz ging auf die Barrikaden, brandmarkte die Milliarden aus Washington als unerlaubte Subventionen. Auch Branchen-Kenner in den USA kritisieren das Rettungspaket der US-Regierung. Durch die staatliche Finanzspritze werde die überfällige Marktbereinigung am amerikanisichen Himmel herausgezögert – verhindern könne man sie letztendlich nicht.

Neue Phase

"Die Pleite von US Airways und die Krise bei United Airlines zeigen, dass die Krise der Luftfahrtbranche ein Jahr nach dem 11. September in eine neue Phase getreten ist. Bislang waren nur kleinere amerikanischen Airlines betroffen. Jetzt geht es den Großen an den Kragen", meint Andreas Spaeth, Journalist und Luftfahrt-Branchenkenner aus Hamburg.

Zuerst hatte die Nummer sieben in den USA, US Airways, am 12. August Gläubigerschutz nach "Chapter 11" beantragt. Der Paragraf des US-Konkursrechts bietet zahlungsunfähigen US-Firmen Schutz vor Gläubigern, um sich neu zu ordnen. Noch im Juli hatte US Airways eine staatliche Beihilfe von einer Milliarde bekommen – offenbar zu spät.

Pleitegeier kreist weiter

Ein weiterer Wackel-Kandidat auf dem US-Markt ist der Lufthansa-Partner United Airlines. Dem Kranich-Verbündeten aus der "Star Alliance" steht - ähnlich wie US Airways - schon seit mehr als einem Jahr das Wasser bis zum Hals: "US Airways und United waren schon lange vor dem 11. September die wichtigen, voll zahlenden Geschäftskunden durch die US-Rezession weggebrochen", erklärt Andreas Spaeth: "Schon im Frühjahr 2001 waren die Gewinne eingebrochen, beide Airlines schrieben tief-rote Zahlen." Den Versuch der weltweiten Nummer zwei United, die kleine US Airways, zu schlucken, hatte damals Kartellbehörde in Washington verhindert.

Gesundschrumpfen in den USA

Im Kampf der angeschlagenen Luftfahrt-Riesen verfolgt die weltgrößte Fluggesellschaft American Airlines ein anderes Konzept: Zwar will auch sie sich gesundschrumpfen, 7000 von 110.000 Jobs streichen und 83 Passagier-Jets verkaufen. Doch in die Gewinnzone wollen die Flieger aus Fort Worth vor allem durch eine völlige Neuorganisation der Flugpläne. Ein Trend, der Schule machen könnte, meinen Branchenexperten, und den Flugverkehr weltweit völlig umkrempeln würde.

Chapter 11 muss nicht das Ende für ein Unternehmen bedeuten. Das gilt besonders für die US-Luftfahrt-Branche. Schon häufig haben sich Airlines, die in eine finanzielle Schieflage geraten waren, unter dem Gläubigerschutz neu geordnet und überlebt. Beispiel Continental: Schon zweimal haben sich die Texaner unter den Schutz von Chapter 11 gerettet – und in schlankerer Form überlebt.

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