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Politik

Krawalle bei Gelbwesten-Protesten

20. April 2019

Noch keine Woche ist vergangen seit dem Brand in der Kathedrale Notre-Dame, da brennt es in Paris schon wieder. Diesmal sind es wieder Fahrzeuge und Barrikaden der "Gelbwesten"-Bewegung, die in Flammen aufgehen.

Frankreich 23. Gelbwesten Protesttag in Paris
Bild: Reuters/Y. Herman

An die nach dem Feuer in Notre-Dame beschworene Solidarität der Franzosen fühlen sich die Demonstranten offenbar nicht gebunden. Am 23. Protesttag der regierungskritischen "Gelbwesten"-Bewegung hat es in der französischen Hauptstadt abermals Zusammenstöße mit der Polizei gegeben. Bei Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten gingen Barrikaden und Fahrzeuge in Flammen auf. In der Innenstadt setzten Sicherheitskräfte Tränengas gegen Demonstranten ein.

Demonstranten im TränengasnebelBild: Getty Images/AFP/L. Bonaventure

Die Proteste konzentrieren sich hauptsächlich im Pariser Osten. Aber auch an dem Boulevard zwischen der Place de la Bastille und der Place de la République kam es zu Rangeleien zwischen Demonstranten und Polizisten. Der Bereich unmittelbar um die schwer beschädigte Kirche Notre-Dame war für die Demonstranten gesperrt.

Die Polizei nahm nach eigenen Angaben mehr als 200 Menschen fest, zudem führte sie gut 20.000 Personenkontrollen aus. 

Brennende Barrikaden am Seine-Ufer ...Bild: Getty Images/AFP/Z. Abdelkafi

Für das Osterwochenende hatten einige Führungsfiguren der zersplitterten "Gelbwesten"-Bewegung bereits vor Wochen zu Protesten im ganzen Lande aufgerufen und mobilisiert. Innenminister Christophe Castaner hatte ein großes Sicherheitsaufgebot angekündigt, um mögliche Ausschreitungen zu verhindern. Landesweit wurden mehr als 60.000 Mitarbeiter von Polizei und Gendarmerie mobilisiert. Bei früheren "Gelbwesten"-Protesten waren Gebäude angezündet, Fenster eingeworfen und Geschäfte geplündert worden.

Es war wohl das letzte Protestwochenende der "Gelbwesten"-Bewegung, ehe Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Donnerstag seine Reformpläne vorstellen will, die er unter dem Druck der anhaltenden Demonstrationen entwickelt hat.

... nicht weit davon entfernt - friedliche Demonstranten (links im Hintergrund die Turmspitzen von Notre-Dame)Bild: AFP/Z. Abdelkafi

Die "Gelbwesten" protestieren seit fünf Monaten für mehr soziale Gerechtigkeit und niedrigere Steuern. Im Dezember hatte Macron zunächst Zugeständnisse im Umfang von rund zehn Milliarden Euro angekündigt, unter anderem einen höheren Mindestlohn. Von Mitte Januar bis Mitte März ließ der Präsident die Bürger zudem im Rahmen einer "großen nationalen Debatte" befragen, um "die Wut in Lösungen zu verwandeln".

Diskussion über Spenden für die Kathedrale

Zusätzlichen Unmut weckten unter einigen Anhängern der Bewegung die hohen Spenden, die in kurzer Zeit für den Wiederaufbau von Notre-Dame zusammenkamen, während andere Hilfsprojekte um jeden Euro kämpfen müssen.

Frankreichs Regierungsbeauftragter für Kulturgüter rief in der Debatte um hohe Spenden für den Wiederaufbau der Kathedrale zu mehr Gelassenheit auf. "Man kann nicht schockiert sein von der Tatsache, dass die Menschen das Gefühl haben, dass Notre-Dame de Paris etwas ist, das die Seele Frankreichs ist", sagte Stéphane Bern dem Sender Franceinfo. "Ich würde mir wünschen, dass man zwei Milliarden gibt, damit niemand mehr auf der Straße schlafen muss", betonte er. Gleichzeitig müsse man aber bedenken, dass Spenden eine freiwillige Angelegenheit sind.

qu/wa/uh (dpa, afp, rtr)

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