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Krawalle bei Protesten gegen Ausgangssperre

25. Januar 2021

Die Bilanz der Krawalle in den Niederlanden sorgt für Entsetzen. Regierungschef Rutte spricht von "krimineller Gewalt". Die Polizei fürchtet weitere heftige Proteste gegen die verschärften Corona-Maßnahmen.

Flammen schlagen aus einem Auto, das vor dem Bahnhof von Eindhoven auf dem Kopf liegt
"Bürgerkriegsähnlich" nennt der Bürgermeister von Eindhoven die KrawalleBild: Rob Engelaar/ANP/dpa/picture alliance

Am Tag nach den schweren Ausschreitungen von Gegnern der Corona-Maßnahmen in den Niederlanden bieten viele Städte ein Bild der Verwüstung: Straßen und Plätze sind übersät mit Glasscherben und Steinen. Auch ausgebrannte Autos sind zu sehen. Ministerpräsident Mark Rutte verurteilte die Gewalt scharf. "Das ist absolut unzulässig, das hat nichts zu tun mit Protesten, sondern ist kriminelle Gewalt", sagte Rutte in Den Haag.

Am Samstagabend war erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie eine Ausgangssperre in Kraft getreten. In mehr als zehn Städten im Land waren am späten Sonntagabend Proteste gegen die Corona-Maßnahmen und die Ausgangssperre eskaliert. Die Polizei sprach von den schwersten Krawallen in 40 Jahren und rechnet mit weiteren Unruhen in den kommenden Tagen.

Verabredung über Social-Media-Kanäle

Über die sozialen Netzwerke war zu Protesten gegen die Ausgangssperre aufgerufen worden. Die Polizei geht in ersten Analysen davon aus, dass unterschiedliche Gruppierungen sich an der Gewalt beteiligt  hatten. Dazu gehörten Corona-Leugner, Fußball-Hooligans und Neo-Nazis.

Großer Schaden und Plünderungen im Hauptbahnhof von Eindhoven Bild: Rob Engelaar/ANP/picture alliance

Die Ausschreitungen hatten in Amsterdam und Eindhoven begonnen. Demonstranten hatten Polizisten mit Feuerwerk und Steinen angegriffen. Mit Wasserwerfern und Tränengas hatte die Polizei zuvor verbotene Demonstrationen aufgelöst. Am Abend kurz vor Beginn der Ausgangssperre um 21 Uhr hatten sich die Unruhen dann auf andere Städte im ganzen Land ausgeweitet. Erst gegen Mitternacht hatte die Polizei die Lage unter Kontrolle.

Etwa 200 Festnahmen

In Den Haag wurden Autos in Brand gesteckt. Unruhen gab es auch in Tilburg, Enschede, Venlo, Roermond, Breda, Arnheim und Apeldoorn.

In der südöstlichen Provinz Limburg an der deutschen Grenze wurde die Militärpolizei zu Hilfe gerufen. In Enschede griffen Randalierer ein Krankenhaus mit Steinwürfen an.

In Amsterdam setzte die Polizei Wasserwerfer gegen Demonstranten einBild: Eva Plevier/REUTERS

In Amsterdam ging die Polizei mit Pferden, Hunden und Schlagstöcken gegen die Demonstranten vor. Mehr als 200 Personen wurden landesweit festgenommen. Allein in Amsterdam gab es etwa 170 Festnahmen.

Heftige Zusammenstöße bei Protesten in EindhovenBild: Rob Engelaar/ANP/AFP/Getty Images

Besonders heftig waren die Krawalle in Eindhoven, im Osten des Landes. Der Bahnhof wurde demoliert, Läden geplündert. "Hooligans kamen aus allen Ecken des Landes, sie hatten sich über die sozialen Medien verabredet", sagte der Bürgermeister von Eindhoven, John Jorritsma. "Wenn man auf diese Weise das Land in Brand steckt, dann ähnelt das einem Bürgerkrieg." In Eindhoven wurden mehr als 30 Menschen festgenommen.

Corona-Testzentrum angegriffen

Bereits am Abend zuvor hatte es in der Kleinstadt Urk nördlich von Amsterdam Krawalle gegeben. Dort hatten Jugendliche nach Polizeiangaben ein Corona-Testzentrum des Gesundheitsamtes in Brand gesteckt.

Am Samstagabend war erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie eine Ausgangssperre in Kraft getreten. Die Bürger müssen von 21.00 bis 4.30 Uhr in ihren Wohnungen bleiben. Verstöße werden mit Geldbußen von 95 Euro bestraft. Es ist die erste Ausgangssperre in dem EU-Land seit dem Zweiten Weltkrieg. Sie soll zunächst bis zum 9. Februar in Kraft bleiben und bei der Eindämmung der ansteckenderen Coronavirus-Variante helfen, die zuerst in England festgestellt worden war.

Krawalle auch in Deutschland?

Mitte Januar hatte die Regierung in Den Haag bereits den Lockdown bis 9. Februar verlängert. Schulen, Restaurants und alle nicht notwendigen Geschäfte sind geschlossen. Zudem darf sich nicht mehr als ein Gast in einem Haushalt aufhalten.

Auch die deutsche Bundesregierung schließt Gewalttaten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie nicht aus. Sie hält Angriffe auf Impfzentren oder Hersteller von Corona-Impfstoffen für möglich.

cw/kle/uh (dpa, afp)

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