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Kreativdirektor: "Mode aus Deutschland wird belächelt"

Gero Schließ
4. Juli 2017

Zur Fashion Week feiert sich Berlin als die deutsche Modehauptstadt. Doch international hat deutsche Mode immer noch einen schweren Stand, meint Thomas Steinbrück, Kreativdirektor von Reebok, im DW-Interview.

Thomas Steinbrück
Bild: European Fashion Award

Frage: Herr Steinbrück, Sie sind Kreativdirektor der US-Sportmarke Reebok und leben hauptsächlich in Boston. Sie haben also den Blick von außen auf das Modeland Deutschland. Wie ist der Stand, was sehen Sie?

Thomas Steinbrück: Also ich finde, es immer noch nicht einfach. Die jungen Designer sind kreativ, aber ich glaube, das Gesamtbild der deutschen Mode ist immer noch: gute Handarbeit, standfeste Mode. Es muss mehr getan werden von Regierungsstellen, um  junge Designer zu fördern. Zur Zeit wird Mode aus Deutschland immer noch ein bisschen belächelt und nicht als großer Industriezweig beachtet.

Ist das wirklich der Blick der Amerikaner auf uns?

Ja. Außer Boss kennt man eigentlich keine deutsche Mode. Früher gab es noch Escada. Wenn man heute "German Fashion" sagt, kommt Boss. Und dann kommen gleich Firmen wie Adidas oder Puma. Das ist das, was die Amerikaner dann auch mit deutscher Mode verbinden (lacht).

So wie es in New York ein sehr lebendige Designer-Szene gibt, ist doch auch Berlin voll von jungen Designern. Einige von Ihnen zeigen jetzt bei der Berlin Fashion Week ihre Mode, beispielsweise im Berliner Mode Salon. Und es gibt ja auch ein German Fashion Council, das sich um Designernachwuchs kümmert. Sind Sie da nicht zu streng?

Die Versuche sind immer da. Und Christiane Arp, die Chefredakteurin der Vogue und Mitgründerin des Fashion Council, macht das auch super. Ich finde es toll, dass sie deutsche Jungdesigner fördert. Aber es kommt nicht der kommerzielle Durchbruch für diese jungen Designer. Sie schaffen es nicht, aus diesem Jungdesigner-Niveau herauszukommen und den großen internationalen Durchbruch zu bewerkstelligen. Das bedarf Förderung und viel Investment. Mode ist heute leider auch viel Marketing. Es braucht sehr viel Kapital, um eine Marke zu branden und an den Mann zu bringen. Kreativität alleine hilft nicht.

Mode des Junggdesigners Danny Reinke bei der Berlin Fashion WeekBild: picture alliance/dpa/S. Stache

Reebok hat ja in Deutschland ein "Trendbüro". Und Sie sind jetzt hier in Berlin. Arbeiten Sie mit deutschen Designern zusammen?

Wir bei Reebok haben uns tatsächlich ein paar von diesen Designern angeschaut, um etwas mit ihnen zu machen. Darum geht es: Connection zu schaffen und die Leute zu präsentieren.

Was müssen die Designer mitbringen, um für Sie interessant und am Markt erfolgreich sein zu können?

Reebok ist ja eine Marke, die sich neu aufstellt, die sehr stark nach Kreativität sucht. Wir haben geschaut: Wer ist kreativ, wer ist anders als die anderen? Da haben wir zwei, drei Leute gefunden, die wir ganz spannend fanden.

Können Sie sich vorstellen, dass wie bei den Künstlern auch einmal amerikanische Modedesigner nach Berlin kommen, um hier zu arbeiten?

Wir machen das ja. Wir haben ja ein kleines Trend-Büro hier eröffnet. Und das macht ja Adidas auch umgekehrt. Adidas hat "The Farm" in Brooklyn. Sie holen ihre Designer aus Herzogenaurach raus und bringen sie mit der Brooklyn-Szene zusammen. Wir machen es andersherum: Wir wollen unsere Designer mit der Berliner Kunst- und Undergroundszene zusammenbringen. Dieser Austausch ist ganz, ganz wichtig. Und dafür ist Berlin super.

Der deutsch-amerikanische Designer Thomas Steinbrück ist seit letztem Jahr Kreativdirektor des US-Sportlabels Reebok und lebt in Boston. Außerdem ist er Juror beim Europäischen Fashion Award FASH.   

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