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Möbel-Klassiker von Ray und Charles Eames

Stefan Dege19. Oktober 2015

Designklassiker von Ray und Charles Eames sind weltberühmt. Aber auch mit Malerei, Grafik, Fotografie und Video-Installationen setzte das Designerpaar Maßstäbe. In London ist nun ihr künstlerisches Spektrum zu sehen.

Ausstellung "The world of Charles and Ray Eames" EINSCHRÄNKUNG BITTE BEACHTEN
Bild: Eames Office LLC

Der Anspruch ist hoch: Die Barbican Art Gallery im Barbican Centre, dem größten Kultur- und Konferenzzentrum von London, zeigt "The world of Charles and Ray Eames" (zu Deutsch: "Die Welt von Charles und Ray Eames"). Die Ausstellung gibt tiefe Einblicke in das kreative Universum des Designer-Duos. Das umfasst längst nicht nur Architektur und Möbel. Auch bei Graphik, Produktdesign, Malerei, Film, Skulpturen, Fotografie und nicht zuletzt Multimedia-Installationen haben die Eames Maßstäbe gesetzt. Vorgeführt werden Leben und Werk von Ray (1912 bis 1988) und Charles Eames (1907 bis 1978).

Lounge Chair – König der Sessel

Viele Eames-Entwürfe sind längst Klassiker. In zahllosen Vortrags-, Hör- und Plenarsälen, Chefzimmern und Tagungsräumen, Restaurants und Kantinen nehmen Menschen heute auf Eames Plastikschalensitzen, Sperrholzstühlen, Draht- und Drehgestellen Platz. Der Deutsche Bundestag ist ebenso damit bestuhlt wie eine Kirche in Tschechien oder der Flughafen in Dubai. "Die Eames waren Meister des funktionalen Designs", sagt Mateo Kries, Kunsthistoriker und Leiter des Vitra-Design-Museums, das den Nachlass des Designer-Tandems beherbergt. "Sie entwarfen massentaugliche Dinge, gebrauchbar und funktional, die aber auch den Alltag verschönern." Eames-Entwürfe waren nicht nur pragmatisches Gebrauchsdesign, sie waren immer auch ästhetisches Statement.

Ein solches ist der berühmte "Lounge Chair". Fans verehren ihn als den König aller Sessel, mit dem der bürgerliche Polstersessel wieder auferstand, allerdings in zeitgenössischer Form und mit komplett neuer Technologie. Seine Bauweise verdankt der Klassiker der US-Kriegsindustrie. Für sie entwickelten die Eames in den 1940er-Jahren Flugzeugteile, Beinschienen und Tragbahren aus dreidimensional verformten Sperrholzplatten. Aus der - bis dahin unbekannten - Technik des Verbiegens von Schichtholz unter heißem Dampf leiteten sie Möbelentwürfe ab.

Eames reimt sich auf Dreams

Spätere Möbel entstanden aus Fiberglas, Aluguss oder Draht. "Die Eames brachten immer bahnbrechende Erfindungen ein", resümiert Kries. In Deutschland wird der Lounge Chair seit Jahrzehnten von dem Möbelhersteller Vitra im badischen Weil am Rhein produziert. Die Hinterlassenschaft von Ray und Charles Eames wird heute im "Eames Office" in Los Angeles verwaltet, gepflegt und vermarktet.

Wie zufällig reimt sich "Eames" auf "dreams" (Träume). Das ungleiche Paar verstand es, sich als hollywoodreife Marke zu inszenieren. Der zum Architekten ausgebildete Konstrukteur und die im Stil des Abstrakten Expressionismus geschulte Malerin lernten sich 1940 an der Kunstakademie in Michigan kennen. Gemeinsam zogen sie in die Traumfabrikstadt Los Angeles. Auf alten Fotografien sieht man das Paar als heitere Konsumenten der eigenen Produkte - hier fröhlich händchenhaltend, dort mit verliebtem Blick. Mal im eigenen Wohnzimmer, mal beim Herstellen und Ausprobieren ihrer Möbel.

Wer in dem Designer-Duo den Ton angab, darüber streitet die Fachwelt. "Beide arbeiteten auf Augenhöhe", meint Experte Kries, "keiner von beiden stand im Hintergrund". Freilich habe es eine klare Aufgabentrennung gegeben. "Ray war für den künstlerischen Teil zuständig, Charles für den technischen." Sie war Künstlerin, er hatte Freude an technischen Experimenten: die stimulierende Symbiose eines Designerpaares.

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