Mediziner aus Hongkong haben im Tierversuch herausgefunden, dass ein Krebs-Medikament auch gegen Grippe, SARS, MERS, ZIKA und viele andere Viren wirkt. Der Wirkstoff könnte allerdings auch starke Nebenwirkungen haben.
Demnach wirkt AM580 sowohl gegen die gängigsten Grippe-Stämme H1N1, H5N1 und H7N9 als auch gegen weit gefährlichere Viren. Dazu gehören etwa das schwere akute respiratorische Syndrom (SARS), das im Nahen Osten verbreitete MERS-Coronavirus, das durch Mücken übertragene ZIKA-Virus oder das humane Enterovirus 71, Erreger der Hand-Fuß-Mund-Krankheit, auch bekannt als "falsche Maul- und Klauenseuche".
Damit könnte das Medikament – falls es dafür einmal zugelassen wird – eine "wichtige Rolle bei der frühzeitigen Bekämpfung von Epidemien" spielen, sagte Yuen Kwok-yung.
Weil Viren sehr anpassungsfähig sind und schnell Resistenzen ausbilden können, versuchen Mediziner, sie nicht direkt zu bekämpfen, sondern ihnen quasi ihr Futter zu entziehen.
Das geht zum Beispiel, indem man den Viren bestimmte Fettsäuren oder Lipide verweigert, die sie zur Vermehrung brauchen. So funktioniert auch AM580.
Allerdings gibt es dabei auch ein Problem: Die Lipide kommen in den Zellen vor, die mit den Viren infiziert sind, und in denen auch die Vermehrung stattfindet. Das kann wiederum zu einer Beschädigung der Zelle selbst und damit zu weiteren Nebenwirkungen führen.
Nach der Behandlung müssen sich die Zellen auf jeden Fall wieder regenerieren. "Wenn dass nicht sehr vorsichtig geschieht, ist die Gefahr von Nebenwirkungen durchaus besorgniserregend," warnt der Mediziner.
In einem nächsten Schritt wollen die Forscher das Medikament nun an Schweinen und Affen testen, bevor die ersten Versuche an menschlichen Probanden erfolgen können. Das dürfte frühestens in acht Jahren soweit sein.
Die Grippe: eine nicht ungefährliche Viruserkrankung. Was hilft gegen Grippe? Wie wird der Impfstoff hergestellt? Ein paar Infos zu einer der häufigsten Viren-Erkrankungen hier.
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Schön, aber gefährlich
Vor allem für kleine Kinder und ältere Menschen sind Grippeviren gefährlich. Mit bloßem Auge sieht man sie nicht. Aber man merkt schnell, wenn sie da sind: an Fieber, Schüttelfrost, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen und Husten. Dabei bestehen die Viren aus nicht viel mehr als einer Eiweißhülle und einem kleinen Erbgutstrang.
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Keine Banalität
Eine mögliche Grippe-Pandemie macht den Menschen Angst. Denn sie kann gefährlich werden. Bei der Spanischen Grippe (1918-1920) starben über 25 Millionen Menschen. Darunter waren viele 20- bis 40-Jährige. Viele starben an den Folgen einer Lungenentzündung. Auch hier war der Grippevirus H1N1 schuld.
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Was hilft?
Bei einer Virusgrippe wird der Arzt meist nur die Symptome bekämpfen: Hustensaft und Schmerzmittel verschreiben, fiebersenkende Mittel geben oder dafür sorgen, dass der Patient schlafen kann. Für schwere Fälle hingegen gibt es antivirale Medikamente: Sie hemmen die Vermehrung des Virus im Körper.
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Knifflige Impfstoffherstellung
Gegen Grippe kann man sich impfen lassen. Allerdings verändert sich das Grippevirus durch Mutation sehr schnell. Jedes Jahr wird daher ein neuer Impfstoff entwickelt - unter streng sterilen Bedingungen. Er besteht aus inaktivierten Viruspartikeln der drei Virusstämme, die in dem Jahr besonders häufig sind.
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Grippeviren aus Hühnerembryos
Einige Impfstoffhersteller vermehren die Grippeviren in befruchteten Hühnereiern. Denn Grippeviren befallen auch Vögel - das bebrütete Hühnerei dient als primitiver Vogelersatz. Man gewinnt die Viren für den Impfstoff dann aus dem sich entwickelnden Hühnerembryo. Ein Hühnerei reicht in etwa für eine Impfdosis.
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Schweinegrippe
Influenzaviren befallen auch Schweine und lösen bei ihnen Atemwegserkrankungen aus. Dazu gehört auch der Virus-Subtyp H1N1. Er befällt viele Säugetierarten, auch den Menschen. 2009 kam es zu einer Pandemie mit einem Schweinegrippevirus.
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Panik - nicht nur in Hongkong
Die Schweinegrippe breitete sich 2009 von Mexiko und den USA auf über 200 Länder aus. Vor allem in Südasien, Ostafrika und Südamerika erkrankten viele Menschen. Laut Weltgesundheitsorganisation starben weltweit mehr als 18.000 Menschen an den Folgen der Schweinegrippe.
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Bedrohung Vogelgrippe
Grippeviren können auch Vögel befallen. Tiermediziner sprechen dann von Geflügelpest, das ist aber nur ein anderes Wort für Vogelgrippe. Im Grunde genommen kann jeder Influenza-A-Virus-Stamm Vogelgrippe auslösen, er muss sich lediglich auf Vögel als Wirt anpassen. Am bekanntesten sind die Typen H5N1, H7N9 und H5N8. Die Typen H5N1 und H7N9 können unter Umständen auf den Menschen übertragen werden.
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Und zu guter Letzt
Händewaschen ist die beste Vorbeugung gegen Grippeviren. Vor allem sollte man sich nicht mit ungewaschenen Fingern an Augen und Nase fassen - so steckt man sich nämlich leicht mit Erregern an.