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Krebsdiagnoserate bei jungen Erwachsenen steigt

21. August 2023

Frühdiagnosen helfen, Krebs erfolgreicher zu behandeln. Bestimmte Untersuchungen werden trotzdem erst in höherem Alter empfohlen.

Auf einem MRT-Bild wird in der Diagnostik ein Tumor festgestellt.
Krebs wird immer häufiger auch bei jungen Erwachsenen diagnostiziert. Viele Frühdiagnoseuntersuchungen werden trotzdem erst in höherem Alter empfohlen.Bild: Bernd Wüstneck/dpa/dpa-Zentralbild/picture alliance

Jährlich sterben schätzungsweise 10 Millionen Menschen an Krebs. Die Zahl der Krebsneuerkrankungen belief sich 2020 laut der International Agency for Research on Cancer (IARC) auf rund 19,3 Millionen – Tendenz steigend. Bis 2040 könnten sich die Krebsneuerkrankungen auf rund 30 Millionen belaufen, und die Anzahl der Krebstoten auf rund 16,3 Millionen jährlich ansteigen, so die IARC.

Lungenkrebs forderte aktuell mit rund 1,76 Millionen Toten weltweit die meisten Menschenleben, vor allem Männer sind betroffen. Die meisten Frauen weltweit sterben an Brustkrebs, der mit rund 627.000 Toten für 15 Prozent der krebsbedingten Sterbefälle unter Frauen verantwortlich ist – gefolgt von Lungen- (13,8 Prozent) und Darmkrebs (9,5 Prozent).

Krebs: Diagnosen bei jungen Erwachsenen nehmen zu

Laut einer neuen Studie werden in den USA bestimmte Krebsarten immer häufiger bei jüngeren Erwachsenen in den Dreißigern diagnostiziert. Für die Studie wurden zwischen 2010 und 2019 17 Register des National Cancer Institute mit mehr als 500.000 Fällen von Krebs im Frühstadium bei Patienten unter 50 Jahren untersucht. Demnach ist der Anstieg der diagnostizierten Fälle bei jungen Frauen mit 4,35 Prozent auf 35.721 Fälle am größten. Am häufigsten wurde Brustkrebs (12.649 Fälle), Schilddrüsenkrebs (5869) und Darmkrebs (4097) im Frühstadium diagnostiziert.

Dieser Anstieg ist laut Studien nicht auf die USA beschränkt. Eine im vergangenen Jahr veröffentlichte Untersuchung von Krebsregistern in 44 Ländern ergab, dass die Inzidenz von Krebserkrankungen im Frühstadium bei 14 Krebsarten, von denen viele das Verdauungssystem betreffen, rasch zunimmt.

Dass Krebs immer häufiger – auch bei jüngeren Erwachsenen in den Dreißigern – diagnostiziert wird, hat vor allem damit zu tun, dass die Früherkennungstests inzwischen viel genauer geworden sind und weil mehr und früher untersucht wird.

Verschiedene Arten der Krebsfrüherkennung

Inzwischen ist eine Krebsdiagnose längst kein Todesurteil mehr. Krebs kann heute in vielen Fällen geheilt werden. Dafür muss eine Krebserkrankung allerdings so früh wie möglich erkannt werden. Wenn ein Tumor im Frühstadium entdeckt wird, sind die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung immens. Es gibt dabei zwei Methoden der Krebsfrüherkennung: Frühdiagnose und Screening.

Die Frühdiagnose konzentriert sich auf individuelle Verdachtsfälle und Symptome, wenn zum Beispiel eine Frau Symptome wie einen Knoten in der Brust oder Veränderungen in der Haut bemerkt hat, während Screening-Tests routinemäßig bei einer großen Anzahl von Menschen durchgeführt werden, um potenzielle Fälle frühzeitig zu identifizieren. Beispiele sind das Brustkrebs-Screening mittels Mammographie oder das Gebärmutterhalskrebs-Screening.

Brustkrebs mit den Händen spüren

02:56

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Krebsfrüherkennung für verschiedene Krebsarten und Altersgruppen:

Achtung! Es ist sehr wichtig zu beachten, dass diese Empfehlungen natürlich sehr allgemeiner Natur sind und je nach individuellem Gesundheitszustand, familiärer Vorgeschichte und anderen Faktoren variieren können. Grundsätzlich ist es wichtig, regelmäßig einen Arzt zu konsultieren, um die besten Optionen für die persönliche Situation zu besprechen.

Brustkrebs:

  • Alter: Ab 30 Jahren jährliche Tastuntersuchung der Brust und die Achselhöhlen auf eventuelle Verhärtungen und vergrößerte Lymphknoten. Anleitung zur Selbstuntersuchung der Brust. Als alleinige Maßnahme zur Brustkrebsfrüherkennung reicht die ärztliche Tastuntersuchung der Brust für Frauen ab 30 Jahren aus Sicht der Deutschen Krebshilfe aber nicht aus. Frauen sollten ab 40 Jahren jährlich eine Mammographie in Erwägung ziehen. Einige Richtlinien wie auch die WHO empfehlen einen Beginn erst ab 50 Jahren. Für Frauen mit einer erblichen Belastung für Brustkrebs ist über das Mammographie-Screening hinaus ein spezielles und engmaschigeres Früherkennungsprogramm bereits für Frauen ab 25 Jahren sinnvoll.                
  • Methoden: Abtasten, Ultraschall, Mammographie (Röntgenuntersuchung der Brust), klinische Brustuntersuchung.

Gebärmutterhalskrebs:

  • Alter: Frauen sollten ab dem Alter von 21 Jahren mit regelmäßigen Gebärmutterhalskrebs-Screenings beginnen.
  • Methoden: Pap-Test (Zellabstrich) alle 3 Jahre, HPV-Test (Humanes Papillomavirus) alle 5 Jahre (kann je nach Altersgruppe variieren).

Lungenkrebs:

  • Alter: Es gibt derzeit keine allgemein empfohlene Screening-Methode für Lungenkrebs bei asymptomatischen Personen ohne erhöhtes Risiko. Aber ein Lungenkarzinom verursacht im frühen Stadium nur selten Beschwerden. Husten, Gewichtsverlust, Luftnot oder Schmerzen in der Brust können auf Lungenkrebs hinweisen. Kleine Tumoren werden fast immer zufällig zum Beispiel bei einer Röntgenuntersuchung des Brustkorbs entdeckt. Bei starken Rauchern oder anderen Risikofaktoren kann eine jährliche Niedrigdosis-CT-Scan in Betracht gezogen werden.
  • Methoden: Niedrigdosis-CT-Scan (Computertomographie), Gewebeproben aus der Lunge (Bronchoskopie).

Darmkrebs:

  • Alter: Ab dem Alter von 50 Jahren wird eine regelmäßige Darmkrebsvorsorge empfohlen.
  • Methoden: Koloskopie (Darmspiegelung) alle 10 Jahre oder Stuhltests auf Blut im Stuhl (z. B. alle 1-3 Jahre).

Magenkrebs:

  • Alter: Es gibt keine allgemeine Empfehlung für die Vorsorgeuntersuchung ohne spezifische Risikofaktoren. Magenkrebs im Frühstadium ist oft asymptomatisch, was die Früherkennung erschwert.
  • Methoden: Bei spezifischen Risikofaktoren oder Symptomen kann eine Endoskopie (Magen-Darm-Spiegelung) durchgeführt werden.

Hautkrebs:

  • Alter: Es gibt keine festgelegte Altersgrenze, aber regelmäßige Hautuntersuchungen sind wichtig, insbesondere bei Verdacht auf Hautkrebs oder erhöhtem Risiko. Ab 35 Jahren empfiehlt sich ein Screening alle zwei Jahre.
  • Methoden: Ganzkörper-Hautuntersuchungen durch einen Dermatologen, Selbstuntersuchung.

Prostatakrebs:

  • Alter: Ab 45 Jahren soll jährlich eine Tastuntersuchung durchgeführt werden. Für Männer ab 50 Jahren wird eine individuelle Abwägung von Nutzen und Risiken der Prostatakrebsvorsorge empfohlen.
  • Methoden: PSA-Test (Bluttest zur Messung des prostataspezifischen Antigens), digitale rektale Untersuchung.
  • Krebs vorbeugen - das kannst du tun!

    26:05

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Alter ausschlaggebend

Obwohl Krebs zunehmend auch bei jüngeren Menschen diagnostiziert wird, werden bestimmte Frühdiagnoseuntersuchungen trotzdem erst in höherem Alter empfohlen. Der Grund: Die Altersempfehlungen werden oft aufgrund der Wahrscheinlichkeit von Krebserkrankungen und des Nutzens von Früherkennungsmaßnahmen festgelegt. Bestimmte Krebsarten treten in höherem Alter häufiger auf, bei Darmkrebs beispielsweise steigt das Risiko nach dem 50. Lebensjahr signifikant an.

Die Kosten für das flächendeckende Screening jüngerer Altersgruppen könnte da möglicherweise nicht im Verhältnis zum erwarteten Nutzen stehen. Ausschlaggebend sind dabei verschiedenen Faktoren wie etwa wissenschaftliche Erkenntnisse, Risikofaktoren, Kosten-Nutzen-Abwägungen, Verfügbarkeit von Ressourcen und Gesundheitssystemen sowie ethische Überlegungen.

Kosten-Nutzen-Abwägung der WHO

Statistiken mögen als Grundlage für Richtlinien gelten, aber bekanntlich hält sich der Krebs nicht immer an Statistiken, auch jüngere Menschen oder sogar Kinder sind betroffen. Im Zweifel muss jeder selbst entscheiden, wann er welche Krebsvorsorge in Anspruch nehmen und gegebenenfalls auch selber zahlen will. 

Die Kosten übernehmen Krankenkassen oftmals nicht oder nur zum Teil. Denn laut WHO sollen Screening-Programme nur durchgeführt werden, wenn ihre Wirksamkeit erwiesen ist, wenn die Ressourcen (Personal, Ausrüstung usw.) ausreichen, um nahezu die gesamte Zielgruppe zu erfassen, wenn Einrichtungen zur Bestätigung der Diagnose sowie zur Behandlung und Nachsorge vorhanden sind und wenn die Prävalenz der Krankheit hoch genug ist – also wenn die Krankheit in der definierten Gruppe weitverbreitet ist – um den Aufwand und die Kosten des Screenings zu rechtfertigen.

 

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