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Kreta bereitet sich auf die Urlaubssaison vor

Heidi Fuller-Love
22. März 2021

Griechenland will den Tourismus ab dem 14. Mai wieder hochfahren. Kreta gilt als das beliebteste europäische Reiseziel der Deutschen für den Sommer 2021. Aber ist die Insel schon bereit für den Ansturm?

Griechenland | Bucht von Agios Nikolaos auf der insel Kreta
Bild: Marcel Ibold/picture alliance

Um die steigende Zahl der COVID-19-Fälle einzudämmen, pendelt Griechenland seit November 2020 zwischen Einschränkungen und Lockerungen hin und her. Und die Tourismusbranche drängt auf Öffnungen, um zu überleben. Mehr als 20 Prozent des Bruttoinlandproduktes hängen am Gastgewerbe und jeder fünfte griechische Arbeitnehmer ist in diesem Sektor beschäftigt. 

Zuletzt hat der griechische Tourismusminister Harry Theoharis angekündigt, dass Touristen ab dem 14. Mai im Land willkommen sein werden, wenn sie geimpft sind, Antikörper haben oder negativ getestet wurden. Beifall gab es von Gloria Guevara, der Präsidentin des WTTC (World Travel & Tourism Council): "Dieser klare Fahrplan könnte die Tür zum Sommerurlaub für sonnenhungrige Touristen wieder öffnen."

Vor dem Lockdown - Touristen in den StraßenBild: Heidi Fuller-Love

Nicht genug Impfungen

Obwohl Kreta für den weltweit führenden Touristikkonzern TUI als die Nummer eins unter den Reisezielen der Deutschen in diesem Sommer gilt, ist die Insel noch lange nicht vorbereitet, auf einen Ansturm von Touristen. Von den 600.000 Einwohner auf Kreta wurden bisher nur ein paar Tausend geimpft. Obwohl Tourismusminister Theoharis angekündigt hat, dass Beschäftigte in der Tourismusbranche vor dem 14. Mai vorrangig geimpft werden sollen.

Viel Zeit für Renovierung und ReinigungsarbeitenBild: Heidi Fuller-Love

Das Elend der Saisonarbeiter

Nach den jüngsten Statistiken des griechischen Ministeriums für Arbeit und Soziales trifft die Pandemie vor allem Saisonarbeiter. Unter ihnen herrscht die höchste Arbeitslosenquote in der EU. Auf Kreta, wo mehr als die Hälfte der Einwohner in der Tourismusbranche beschäftigt ist, sind besonders die Saisonarbeiter von den Schließungen betroffen.

"Als wir im Juli letzten Jahres unser Hotel wieder öffneten, habe ich eine Stelle ausgeschrieben und in zwei Tagen mehr als 280 Bewerbungen erhalten. Ich musste das Telefon abklemmen, weil die Leute anriefen und mich anflehten, ihnen den Job zu geben - es tat mir in der Seele weh", erzählt Vicky Maltabe, Personalchefin im Luxusresort Stella Island.

Saisonarbeiter Giorgos Zervakis, der an der Rezeption 1000 Euro im Monat verdient und im Winter von der Olivenernte lebt, wartet verzweifelt darauf, dass die Hotels wieder öffnen. "Ich muss meine Familie ernähren - mit Versprechungen geht das nicht", beklagt sich der 30-Jährige.

Vicky Maltabe von Stella Island musste Bewerbern absagenBild: Heidi Fuller-Love

Hoffnung trotz Lockdown

Griechenland ist derzeit in zwei COVID-Zonen eingeteilt - rot steht für "gefährdet" und tiefrot bedeutet "sehr hohes Risiko". Wie Chania und Rethymnon im Westen der Insel ist auch Kretas Hauptstadt Heraklion menschenleer. Die Städte befinden sich zur Zeit in der tiefroten Zone: Geschäfte, Bars und Restaurants sind geschlossen. Ab 19 Uhr gilt eine Ausgangssperre.

"Das Leben hier ist aber immer noch viel besser als in Frankreich", erzählt der Franzose Patrice Lamouroux, der vor einem Monat nach Griechenland gezogen ist, um dem Lockdown in Frankreich zu "entkommen". "Aber ich kann mir schon kaum mehr vorstellen, wieder einen Kaffee trinken oder essen zu gehen, geschweige denn die Straßen voller Touristen zu sehen."

Viele Gastbetriebe nutzen den Lockdown, um ihre Fassaden zu streichen, die Innenräume zu renovieren oder ihre Räumlichkeiten für die kommende Saison umzubauen.

Leere Strände - inzwischen ein gewohntes BildBild: Heidi Fuller-Love

Das Abaton Island in Hersonissos, im Osten von Kreta, war eines der ersten Hotels, das nach dem ersten Lockdown für ausländische Touristen wieder geöffnet wurde. Der Besitzer Georgios Kaloutsakis ist sich sicher, dass es 2021 besser wird als im vergangenen Jahr. "Wir haben 2020 bewiesen, dass wir unseren Gästen einen sicheren Urlaub bieten können, auch wenn wir den ganzen Sommer über mit Stornierungen und Umbuchungen zu kämpfen hatten. Wir rechnen nicht damit, die Zahlen von 2019 zu erreichen, aber 50 Prozent davon sollten wir schaffen", sagt er zuversichtlich.

Andere sind sich da nicht so sicher. In Malia, einer Partyhochburg nicht weit von der Hauptstadt Heraklion, weiß Restaurantbesitzer Sofokleos noch nicht, ob er seinen Laden wieder öffnen wird. Sein Restaurant George's Bistro ist seit November 2020 geschlossen. "Für uns ist es noch schlimmer, denn wir sind jetzt schon seit fünf Monaten zu. Dieses Jahr weiß ich einfach nicht, ob ich es mir leisten kann, wieder zu öffnen."

Viele Restaurants haben die Pandemie nicht überlebtBild: Heidi Fuller-Love

Der Sommer kann kommen

Obwohl die Impfungen auf der größten Insel Griechenlands nur langsam vorangehen, gilt Kreta immer noch als eines der sichersten Reiseziele Europas für den Sommer 2021. "Dieses Jahr werden wir auf den Erfahrungen des letzten Jahres aufbauen, um sichere Ferien anbieten zu können. Wir freuen uns auf unsere Gäste und werden dafür sorgen, dass sie sich vom Stress des vergangenen Jahres erholen", sagt Georgios Kaloutsakis. 

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