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Krieg in der Ukraine: Was ist Putins Verhandlungsstrategie?

Grzegorz Szymanowski
14. März 2025

Russlands Präsident sagt, er unterstütze "im Prinzip" die Idee einer Waffenruhe in der Ukraine. Doch Wladimir Putin knüpft sein "Ja" an zahlreiche Bedingungen - und die sagen viel über Russlands eigentliche Ziele aus.

Russland - Treffen zwischen Putin und Lukaschenko im Kreml
Wladimir Putin kommentierte den Vorschlag einer Waffenruhe am 13. März in MoskauBild: Maxim Shemetov/AFP

Eine Sache wollte Wladimir Putin dringend loswerden. Noch bevor sich der russische Präsident über eine Waffenruhe im Krieg gegen die Ukraine äußerte, richtete er "Worte der Dankbarkeit" an den US-Präsidenten Donald Trump. "Dafür, dass er der Regelung in der Ukraine so viel Aufmerksamkeit schenkt", sagte Putin in Moskau am 13. März.

Das war kein Zufall. "Putin möchte, dass Trump an Putins Interesse an einem Deal glaubt," sagt Anton Barbaschin, Politologe und Redaktionsleiter des analytischen Portals "Riddle Russia". Putin wolle Trump nicht irritieren, so wie es der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gemacht habe. Der russische Präsident "will alle nötigen Knöpfe drücken, um Trump dazu zu bringen, mit ihm zu sprechen und einen Deal abzuschließen," so Barbaschin.

Das Treffen zwischen Wolodymyr Selenskyj und Donald Trump im Weißen Haus am 28. Februar endete mit einem EklatBild: Saul Loeb/AFP/Getty Images

Doch Putins Vorstellung davon, wie dieser Deal aussehen soll, könnte eine andere sein als die von Trump. Der US-Präsident wünscht sich zuerst eine 30-tägige Kampfunterbrechung zwischen der Ukraine und Russland. Putin ließ verlauten, er unterstütze dies zwar, es gebe aber "Fragen, die wir diskutieren müssen." Welche Fragen meint er und was sagen sie über Russlands weiteres Vorgehen aus?

Russland will die Verhandlungen erweitern

Putins Einwände, die er als Fragen formuliert hat, sind eigentlich klare Forderungen: Die ukrainischen Soldaten, die noch auf russischem Territorium in der Oblast Kursk kämpfen, sollen sich ergeben. Die Ukraine dürfe während der Waffenruhe keine neuen Soldaten mobilisieren. Und der Westen müsse in dieser Zeit seine Waffenlieferungen an Kyjiw stoppen.

Putin zufolge solle die Waffenruhe "zu einem langfristigen Frieden führen und die Ursachen für den Konflikt beseitigen." Diese vage Formulierung sollte die Verhandlungen in Richtung Moskaus langfristiger Ziele in der Ukraine lenken. "Russland strebt einen Waffenstillstand an, der direkt zu Friedensverhandlungen führen soll," sagt Barbaschin. Moskau möchte sich deshalb gleich mehrere Zugeständnisse sichern. Unter anderem eine Bestätigung, dass die Ukraine niemals Teil der NATO sein werde, "und zwar sowohl von der NATO als auch von der Ukraine," so der Experte.

"Putin möchte Trump nicht verprellen"

10:03

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Außerdem gehört zu den Kriegszielen, die Putin öffentlich formulierte, auch die Forderung nach einem vollständigen Rückzug der Ukraine aus den Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson, die derzeit nur teilweise von russischen Streitkräften besetzt sind.

Würde die Ukraine zustimmen?

Kremlnahe Experten glauben, dass Putins Bedingungen von Trump akzeptiert werden könnten. "Die USA könnten der Forderung nach einem Waffenembargo durchaus zustimmen, weil Trump kein weiteres amerikanisches Geld für die Ukraine ausgeben möchte", schrieb der Moskauer Politologe Sergej Markow in seinem Telegramkanal. Auch sei eine weitere Mobilisierung in der Ukraine so unpopulär, dass ihre Aufhebung die ukrainische Regierung stärken könne.

Doch in der Realität liefern die USA nach einer kurzen Pause nun wieder Waffen an die Ukraine. Und die Mobilisierung bleibt für das angegriffene Land der einzige Weg, ihre Verteidigung aufrechtzuerhalten. Eine Zusage aus der Ukraine erscheint daher wenig plausibel.

"Die Ukraine hat trotz allem, was man aus Washington hört, tatsächlich noch viele Trümpfe in der Hand," sagt Sicherheitsexperte Dmitri Alperowitsch der DW. Sie könne sich entscheiden, sich mit europäischer Hilfe weiter zu verteidigen, auch ohne die USA. "Es wäre viel schwieriger, aber sie haben diese Option", so der Politanalyst.

Russland spielt auf Zeit, ohne Trump zu verschrecken

Außerdem, glauben viele Experten, spiele Putin auf Zeit. Zeit, die seine Armee braucht, um die ukrainischen Truppen aus dem eigenen Territorium in der Oblast Kursk zu verdrängen. Und Zeit, um Trump von einem umfassenderen Deal zu überzeugen, zum Beispiel bei einem Gipfeltreffen.

Hat seinen militärischen Vorteil fest im Blick: Russlands Staatschef Wladimir PutinBild: Kremlin Press Office/TASS/IMAGO

Sollte es Putin gelingen, seine Wünsche durchzusetzen, "würde dies den Weg für eine weitaus umfassendere Diskussion über die europäische Sicherheitsarchitektur ebnen," sagte Anton Barbaschin. Trump, dessen Skepsis gegenüber der NATO kein Geheimnis ist, könnte sich auf diese Diskussion einlassen. Für Russland wäre das eine einmalige Chance.

Dabei erscheinen Trumps Optionen begrenzt, auf Putin einzuwirken. Trotz der gegen Russland verhängten Sanktionen brüstet sich Wladimir Putin mit einer noch immer weitgehend funktionierenden Wirtschaft, die zum großen Teil durch die Rüstungsausgaben angekurbelt wird. "Trump hat kaum Möglichkeiten, einer russischen Ablehnung oder einer langwierigen Scheineinwilligung entgegenzuwirken", schrieb Alexander Baunow vom Carnegie Russia Eurasia Center in Berlin in einem Kommentar. "Die wirksamste Methode wird Zuckerbrot statt Peitsche sein: die Versuchung, ein großes Abkommen zu schließen", schätzte er ein. Und das wäre ganz im Sinne von Wladimir Putin.