Seit Jahrhunderten gibt es Streit zwischen London und Madrid um ein kleines Gebiet an der Südspitze der Iberischen Halbinsel. Vor den Brexit-Verhandlungen droht die Auseinandersetzung um Gibraltar zu eskalieren.
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Gibraltar - britische Enklave an der spanischen Küste
Es ist nur ein Felsen mit Ausläufern. Aber die Halbinsel ist umstritten: Seit 1713 steht sie unter britischer Souveränität, wird jedoch auch von Spanien beansprucht. Seit dem Brexit-Votum flammt dieser Streit neu auf.
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Idyll an Andalusien
6,5 Quadratkilometer Land und ein 426 Meter hoher Felsen: Die Halbinsel grenzt an die südspanische Region Andalusien. Und das Leben könnte so entspannt sein, wenn nicht der "Frieden von Utrecht" wäre oder Gibraltar nicht so strategisch wichtig an der gleichnamigen Meeresenge liegen würde.
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The Rock - oder doch el Peñón?
Der Frieden von Utrecht beendete 1713 den Spanischen Erbfolgekrieg. Dafür musste sich Spanien von einem Gutteil seiner Besitzungen trennen. Gibraltar fiel - ebenso wie die Balearen-Insel Menorca - an Großbritannien. Bis heute steht die Halbinsel, die in der Bucht von Algeciras liegt, unter britischer Souveränität, wird jedoch nach wie vor auch von Spanien beansprucht.
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Die Wahrzeichen: Affen
Gibraltar ist der einzige Ort in Europa, an dem Affen frei leben. Deswegen ist Gibraltar auch als "Affenfelsen" bekannt. Der Legende nach bleibt die Halbinsel so lange britisch, wie die Berberaffen den Felsen bewohnen. Als der Bestand im Zweiten Weltkrieg schrumpfte, soll Winston Churchill persönlich dafür gesorgt haben, Nachschub aus Marokko zu importieren.
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Einreise in die Kolonie
Wer vom spanischen Grenzort La Línea de la Concepción nach Gibraltar will, geht am besten zu Fuß. Wer per PKW einreisen will, muss zumeist lange Wartezeiten in Kauf nehmen, denn viele Spanier fahren zum Tanken auf die Halbinsel. Weil dort keine Mehrwertsteuer erhoben wird, ist Benzin konkurrenzlos billig - zum Leidwesen der andalusischen Tankwarte.
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Einreise über die Landebahn
Doch egal ob zu Fuß oder per Auto - um nach Gibraltar zu gelangen, muss man die Start- und Landebahn des Flughafens überqueren. Das ist weltweit einmalig. Zehnmal täglich starten und landen dort Passagiermaschinen; dann wird das Rollfeld für einige Minuten gesperrt. Alle Flüge kommen aus oder gehen nach Großbritannien.
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Noch wehen drei Flaggen
Drei Flaggen zeigen derzeit den Status der Halbinsel an: Der britische Union Jack, die erst 1982 eingeführte Flagge Gibraltars mit einer Burg und einem goldenen Schlüssel und die Flagge der EU. Diese wird aber am 29. März 2019 endgültig eingeholt - sehr zum Leidwesen der Einwohner. Denn die hatten beim Brexit-Referendum zu 96 Prozent für den Verbleib in der EU gestimmt.
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Dicht besiedelt
Rund 33.000 Menschen leben in Gibraltar. Damit ist die Halbinsel eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der Erde. Wer hier lebt, bekommt automatisch einen britischen Pass - zusätzlich zu seiner alten Staatsbürgerschaft. Einzige Amtssprache ist Englisch - auf den Straßen herrscht allerdings Rechtsverkehr.
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Britisch-andalusisches Flair
So sind auch die Straßenschilder und Abfallbehälter überwiegend Englisch beschriftet. Die britische Flagge ist allgegenwärtig. Doch die Sonne und das nahe Meer erwecken nicht nur in der Fußgängerzone der Main Street ein eher südspanisches Lebensgefühl.
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Fish & Chips statt Tapas & Paella
Überwiegend britisch ist die Gastronomie: In Gibraltar-Stadt reihen sich traditionelle Pubs aneinander. Und auch wenn sich auf der Speisekarte spanische Anklänge finden: Bezahlt wird am besten in Pfund - es sei denn, man will absurde Preisaufschläge in Kauf nehmen.
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Preis- und Anlage-Paradies
Apropos Preise: Gibraltar gilt als Steuerparadies. Extrem niedrige Steuersätze locken Anleger aus aller Welt an - sehr zum Verdruss Spaniens. Die Regierung in Madrid befürchtet, dass zahlreiche Spanier Schwarzgeld in Gibraltar bunkern. Wer kleinere Summen legal investieren möchte, ist bei den zahlreichen Schnäppchenläden gut aufgehoben.
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Souvenir, Souvenir
Auch für den ganz kleinen Geldbeutel gibt es Andenken - etwa die unvermeidbaren Magnete für die Kühlschranktür. Ob der Handelsstandort Gibraltar auch künftig so attraktiv bleiben wird, ist unklar. Denn die EU hat klargestellt, dass ein Handelsabkommen zwischen London und Brüssel auch von Spanien abgesegnet werden müsste.
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Unklare Aussichten
Zumindest die Verwaltung Gibraltars zeigt sich besorgt: Regierungschef Fabián Picardo sagte, Gibraltar werde weder politisches Pfand noch Opfer beim Brexit werden. Wie blank die Nerven auf britischer Seite liegen, machte der Ex-Chef der Konservativen Partei, Michael Howard, deutlich: Der sprach bereits von einem möglichen Krieg.
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Keep calm!
Doch auch wenn die Zukunft unsicher ist: Was bleibt, ist ein wunderschönes Fleckchen Erde in Sichtweite zu Afrika mit genügend Sonne und Strand, um die Sorgen erst einmal auf die lange Bank zu schieben.
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Nur wenige Tage nach der EU-Austrittserklärung Großbritanniens gibt es großen Krach um die Zukunft Gibraltars. Das britische Überseegebiet im Süden Spaniens habe die volle Unterstützung der Londoner Regierung, sagte Premierministerin Theresa May und stellte sich damit demonstrativ hinter die Enklave. London wolle gemeinsam mit Gibraltar für das "bestmögliche Ergebnis" bei den Brexit-Verhandlungen arbeiten, sagte May in einem Telefonat mit dem Regierungschef der Enklave, Fabián Picardo.
Gleichzeitig verwies sie Spanien in seine Schranken. Sie werde es nicht zulassen, dass Gibraltar gegen den Willen der Einwohner unter andere Kontrolle gerate, betonte May mit Blick auf Besitzansprüche Madrids. Picardo zeigte sich in Interviews zuversichtlich, dass Großbritannien für Gibraltar kämpfen werde.
Es wird schon über einen möglichen Krieg gesprochen
Die Halbinsel Gibraltar liegt an der Meerenge zwischen dem Mittelmeer und dem Atlantischen Ozean. Sie war im Jahr 1713 im Frieden von Utrecht von Spanien an Großbritannien übergeben worden, wird aber regelmäßig von Madrid zurückgefordert. Bislang pufferte die EU die Spannungen zwischen beiden Ländern ab.
Vetorecht zu Spanien für Gibraltar beim Brexit
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Der frühere Vorsitzende der Konservativen Partei Michael Howard hält es nach britischen Medienberichten sogar für möglich, dass May zu einem Krieg zur Verteidigung Gibraltars bereit sei. Emily Thornberry von der oppositionellen Labour-Partei nannte seinen Kommentar aufrührerisch. Die Liberalen Demokraten bezeichneten es als unglaublich, dass nur wenige Tage nach der EU-Austrittserklärung bereits über einen möglichen Krieg gesprochen werde.
Unterstützung von Außenminister Boris Johnson
Bei den Brexit-Gesprächen soll die spanische Regierung ein Vetorecht bei Entscheidungen über Gibraltar bekommen. Dies geht aus einem EU-Entwurf für die Verhandlungsleitlinien hervor. Während London und Gibraltar den Vorschlag scharf kritisierten, äußerte Madrid sich sehr zufrieden.
Gibraltar werde weder ein politisches Pfand noch Opfer beim Austritt aus der Europäischen Union werden, sagte Picardo dem britischen Nachrichtensender Sky News. Die Leitlinien erlaubten Spanien, "Briten auf Gibraltar zu diskriminieren" und eigene Ziele zu verfolgen. Auch der britische Außenminister Boris Johnson sagte Gibraltar im Kurznachrichtendienst Twitter seine volle Unterstützung zu.
Der spanische Außenminister Alfonso Dastis sagte der Zeitung "El País", sein Land beabsichtige nicht, nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU die Grenze zu Gibraltar zu schließen. "Wir möchten, dass die Spanier, die außerhalb Gibraltars leben und in Gibraltar arbeiten, dies auch weiter tun können."
Der Landzipfel lockt mit niedrigen Steuersätzen
Großbritannien hatte am vergangenen Mittwoch den EU-Austritt offiziell verkündet. EU-Ratspräsident Donald Tusk verschickte am Freitag den Entwurf für die Verhandlungsleitlinien an die verbleibenden 27 Mitgliedstaaten. Darin heißt es: "Wenn das Vereinigte Königreich die Union verlässt, darf kein Abkommen der EU mit dem Vereinigten Königreich ohne Einverständnis zwischen dem Königreich Spanien und dem Vereinigten Königreich auf das Gebiet von Gibraltar angewandt werden."
Über den Entwurf für die Verhandlungsleitlinien soll nun in den nächsten Wochen diskutiert werden. Für den 29. April ist ein EU-Sondergipfel in Brüssel angesetzt. Dort sollen die Staats- und Regierungschefs der verbleibenden EU-Staaten die Verhandlungsleitlinien beschließen.
Pro Jahr besuchen etwa zehn Millionen Urlauber Gibraltar, das auch "Affenfelsen" genannt wird. Mit seinen niedrigen Steuersätzen lockt der Landzipfel, der etwa 32.000 Einwohner hat, auch viele Finanzinstitute, Versicherungen und Betreiber von Online-Spielen an. Bei einem Referendum im Jahr 2002 stimmten 99 Prozent der Bewohner für einen Verbleib bei Großbritannien. Beim Brexit-Referendum vor neun Monaten votierten etwa 96 Prozent gegen die Trennung von der EU.