Peter R. de Vries wurde vergangene Woche auf offener Straße in Amsterdam angeschossen. Seitdem kämpfte er im Krankenhaus um sein Leben - und verlor.
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Der niederländische Kriminalreporter Peter R. de Vries ist einem Medienbericht zufolge an seinen schweren Verletzungen nach einem Anschlag gestorben. Dies berichtete seine Familie im Fernsehsender RTL. "Peter kämpfte bis zum Schluss, aber er konnte nicht gewinnen", zitierte der Sender die Familie. In der Mitteilung heißt es weiter: "Wir sind unglaublich stolz auf ihn, gleichzeitig untröstlich."
De Vries war in der vergangenen Woche in der Amsterdamer Innenstadt nach der Aufzeichnung einer Fernsehsendung über einen Banden-Prozess mit mehreren Schüssen niedergestreckt worden. Er war auch Berater eines der Kronzeugen in dem Verfahren.
Anschlag auch auf die Pressefreiheit
Als Investigativ-Journalist im Milieu der Organisierten Kriminalität hatte sich der 64-Jährige in den vergangenen Jahren profiliert. Nach der Tat wurden mehrere Männer festgenommen, darunter auch der mögliche Schütze. Unter anderem das niederländische Königshaus hatte sich bestürzt gezeigt. Die Tat gilt auch als Anschlag auf die freie Berichterstattung der Presse. "Das ist ein Angriff auf einen mutigen Journalisten und damit ein Angriff auf die Pressefreiheit", sagte Regierungschef Mark Rutte.
Drohungen gegen TV-Station
Wenige Tage nach dem Mordanschlag auf de Vries war in Amsterdam eine Fernsehsendung wegen Drohungen abgesagt worden. Das Studio im Zentrum der niederländischen Hauptstadt wurde nach Angaben von RTL aus Sicherheitsgründen geräumt.
Der mit de Vries befreundete Rechtsanwalt Peter C. Schouten, schrieb in einer Reaktion auf Twitter: "Vielleicht wird es Zeit, Einheiten der Armee oder der Königlichen Gendarmerie einzusetzen, um Medienunternehmen vor Psychoterror zu schützen." Der Anwalt steht in dem großangelegten Prozess dem Kronzeugen bei, den de Vries bislang als Vertrauensperson beriet.
"Mitten in Europa": Gewalt gegen Journalisten
Der Anschlag auf den niederländischen Reporter Peter de Vries hat ganz Europa erschüttert. In der EU steht es insgesamt gut um die Pressefreiheit. Und doch werden auch hier immer wieder Journalisten zur Zielscheibe.
Bild: Getty Images/AFP/Stringer
Amsterdam unter Schock
Dienstagabend - mitten in Amsterdam. Der bekannte Kriminalreporter Peter de Vries verlässt ein TV-Studio und wird von Unbekannten niedergeschossen. Es gibt klare Hinweise, dass die organisierte Kriminalität hinter dem Anschlag steckt. Zwei Männer werden nur wenige Stunden nach der Tat festgenommen.
Bild: Evert Elzinga/ANP/picture alliance
Mitten in Europa!
De Vries hatte über die organisierte Kriminalität in seinem Heimatland berichtet und war Berater eines Kronzeugen, der gegen einen international bekannten Gangsterboss aussagen soll. Vor einigen Jahren waren bereits der Bruder sowie der Anwalt des Kronzeugen Mordanschlägen zum Opfer gefallen. Nun kämpft de Vries von mehreren Schüssen getroffen in einem Amsterdamer Krankenhaus um sein Leben.
Bild: ANP/imago images
Zwischen Hoffen und Bangen
"So etwas kann doch mitten in Europa nicht passieren!" - das war die spontane Reaktion vieler Niederländer, die sich am Tatort einfanden und dort Blumen und Genesungswünsche niederlegten. Dabei ist de Vries nicht der erste Journalist, auf den in der Europäischen Union ein Mordanschlag verübt wurde.
Bild: Koen Van Weel/dpa/picture alliance
Wo "Demokratia" geboren wurde
Vor drei Monaten erst, am 9. April, wurde der griechische Journalist Giorgos Karaivaz auf offener Straße im Athener Vorort Alimos erschossen. Zwei maskierte Personen auf einem Motorrad hatten insgesamt zehn Schüsse auf ihn abgefeuert. Auch Karaivaz war ein erfahrener Kriminalreporter, der über organisierte Kriminalität und über die Korruption unter griechischen Beamten berichtet hatte.
Die maltesische Investigativjournalistin Daphne Caruana Galizia hatte über Korruptionsfälle in der maltesischen Politik und Wirtschaft berichtet. Im Oktober 2017 wurde sie durch die Explosion einer Autobombe ermordet. Ein Mann wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt, nachdem er sich schuldig bekannt hatte. Mutmaßlicher Drahtzieher war ein prominenter Geschäftsmann - er steht derzeit noch vor Gericht.
Bild: picture-alliance/dpa/L. Klimkeit
Ermordet im eigenen Haus
Der slowakische Investigativjournalist Ján Kuciak und seine Verlobte Martina Kušnírová wurden am 21. Februar 2018 von Auftragsmördern erschossen. Er hatte über Verbindungen slowakischer Politiker und Oligarchen zum organisierten Verbrechen, über Steuerhinterziehung und Korruption berichtet. Der Mord löste eine schwere Regierungskrise aus und führte zum Rücktritt des damaligen Premiers Fico.
Bild: Mikula Martin/dpa/picture alliance
"Befreit die Medien!"
2015 wurde der polnische Journalist Łukasz Masiak in einem Bowling-Club erschlagen. Vor seinem Tod hatte er über Korruption, Drogenhandel, Umweltverschmutzung und willkürliche Verhaftungen berichtet. Polen steht wegen zunehmender Beschneidungen der Pressefreiheit in der Kritik. Im Bild sind Bürger zu sehen, die gegen einen neuen Schritt der polnischen Regierung gegen freie Medien protestieren.
Bild: Attila Husejnow/SOPA Images/ZUMAPRESS.com/picture alliance
Ich bin Charlie.
Januar 2015. Beim Terrorangriff auf die Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo in Paris wurden zwölf Menschen ermordet - darunter mehrere Journalisten und Karikaturisten. Hunderttausende protestierten danach weltweit unter dem Hashtag "Je suis Charlie" für die Meinungs- und Pressefreiheit. Beim Anschlag auf das Bataclan im November 2015 wurde der Musikjournalist Guillaume Decherf getötet.
Bild: picture-alliance/dpa
Türkischer Journalist in Berlin angegriffen
Der Anschlag auf de Vries am Dienstag war nicht der jüngste Angriff auf Journalisten in Europa. Der türkische Erdogan-kritische Journalist Erk Acarer wurde nur einen Tag später von drei Männern vor seinem Haus in Berlin überfallen. "Ich bin mit Messer und Fäusten angegriffen worden“, twitterte er. Die Männer hätten ihm gedroht, wiederzukommen, falls er nicht mit dem Schreiben aufhöre.
Bild: twitter/eacarer
Reporter mit Grenzen?
Nicht immer müssen Journalisten in Europa gleich um ihr Leben fürchten. Doch werden sie zunehmend an einer freien Berichterstattung gehindert - sei es durch aggressive Demonstranten oder durch restriktive Sicherheitskräfte, wie hier in Paris während einer Kundgebung gegen ein verschärftes französisches Sicherheitsgesetz.
Bild: Siegfried Modola/Getty Images
Nicht ideal, aber...
Trotz unbestreitbarer Probleme bleibt die EU ein vergleichsweise sicherer Hafen für Journalistinnen und Journalisten. Hier leben auch zahlreiche nicht-europäische Medienschaffende, für die es in ihren Heimatstaaten wesentlich schwerer wäre, ihre Arbeit frei und ohne Angst auszuüben. Die Presse- und Meinungsfreiheit ist ein Eckpfeiler der Europäischen Union.