Krisenfest und konservativ
16. Juni 2009Der 67-Jährige blickt auf eine lange politische Karriere zurück. Schon als Student der Bildenden Kunst und Architektur in Teheran engagierte sich Mir Hussein Mussawi in islamisch-fundamentalistischen Gruppen gegen das Schah-Regime. Als der ungeliebte Herrscher schließlich 1979 unter dem Druck der Straße das Land verließ und der islamische Führer Ayatollah Khomeini einen Gottesstaat errichtete, führte Mussawi das Zentralkomitee der Islamisch-Republikanischen Partei (IRP).
Krisenmanager in Kriegszeiten
Seine Fähigkeiten als Krisenmanager konnte Mussawi als Ministerpräsident 1981 bis 1989 während des Krieges gegen den benachbarten Irak unter Beweis stellen. Damals gelang es ihm, ein strenges und funktionierendes System der Nahrungsmittel-Rationierung und Preiskontrolle einzurichten. Entsprechend traut man ihm auch heute im Kampf gegen die Wirtschaftskrise im Land viel zu.
Befürworter des Atomprogramms
Mussawi gilt als vorsichtiger Reformer, der das System der Islamischen Republik nicht in Frage stellt. Er wendet sich jedoch gegen die Außenpolitik Ahmadineschads, die besonders im Westen als unberechenbar gefürchtet wird. Der reformorientierte Mussawi lehnt die Anti-Israel-Propaganda des Amtsinhabers und dessen Holocaust-Leugnung ab. Allerdings tritt er dafür ein, das umstrittene Atomprogramm fortzuführen.
Pragmatisch, aber konservativ
Ein "Liberaler" im europäischen Sinn ist Mussawi nicht. Er gehört zu den islamischen Revolutionären der ersten Stunde. Damit fühlt er sich der Herrschaft des Obersten Religionsgelehrten verpflichtet - dem von Ayatollah Khomeini, dem Gründer der Islamischen Republik, verkündeten Staatsprinzip. Mussawi selbst definiert seinen Standort zwischen den Lagern: ein pragmatischer Konservativer, im System verankert, doch mit Blick für Irans gravierende Probleme.
Unterstützung der Frauen
Obwohl Mussawi nicht als charismatisch gilt, setzt der reformorientierte Teil der iranischen Bevölkerung große Hoffnung in den erfahrenen Politiker. Neben der Jugend in den Städten hat Mussawi auch viele weibliche Anhänger, da er sich für die Gleichberechtigung von Mann und Frau ausspricht. Auch Intellektuelle und Künstler stehen hinter dem diplomierten Maler und Architekten.
Autorin: Olja Ebel
Redaktion: Martin Schrader