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Politik

Berlin: Krisenstab tagt nach Taliban-Attacke

11. November 2016

Nach dem Angriff auf das deutsche Generalkonsulat in der afghanischen Stadt Masar-i-Scharif haben Bundeswehrsoldaten zwei Motorradfahrer erschossen. In Berlin trat der Krisenstab des Auswärtigen Amts zusammen.

Zerstörte Autos vor dem stark beschädigten deutschen Konsulat in Mazar-i-Sharif (Foto: Reuters/A. Usyan)
Bild: Reuters/A. Usyan

Ein Sprecher der betroffenen Provinz Balch sagte, die Motorradfahrer hätten nicht angehalten, als sie dazu aufgefordert worden seien. "Spiegel online" berichtete, dass ein weiterer Motorradfahrer schwer verletzt worden sei.

Bei dem Anschlag auf das deutsche Generalkonsulat in der nordafghanischen Stadt Masar-i-Scharif wurden nach Angaben von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sechs Menschen getötet. Alle deutschen und afghanischen Mitarbeiter des Vertretung seien unverletzt geblieben, sagte Steinmeier in Berlin. Wer die Bilder von den Zerstörungen durch den Sprengstoffanschlag gesehen habe, den könne es kaum verwundern, dass Menschen getötet und "sehr sehr viele" verletzt worden seien. Nach Angaben von Ärzten erlitten mindestens 128 Menschen Verletzungen.

Das deutsche Generalkonsulat in Masar-i-Sharif nach seiner Eröffnung im Jahr 2013 Bild: picture-alliance/dpa/N. Armer

Bei dem Attentat starb auch ein Angreifer, ein weiterer konnte gefasst werden. Zu der Tat hatten sich die radikalislamischen Taliban bekannt und es als Vergeltung für einen US-Luftangriff nahe der nordafghanischen Stadt Kundus bezeichnet. Die Deutschen seien an der Attacke beteiligt gewesen, sie hätten den US-Streitkräften die notwendigen nachrichtendienstlichen Informationen zukommen lassen, sagte ein Taliban-Sprecher. Vor einer Woche waren bei dem Luftangriff auf Taliban-Stellungen mehr als 30 Zivilisten getötet und 19 verletzt worden. Die Attacke löste international Kritik aus. Nach Auskunft der Bundesregierung waren deutsche Soldaten nicht beteiligt. 

Steinmeier: Krisenstab wird über weiteres Vorgehen in Afghanistan beraten

Steinmeier teilte ferner mit, die "schwer bewaffnete Terroristen" hätten erst nach Kämpfen auf dem Gelände sowie im Gebäude des Generalkonsulats zurückgeschlagen werden können. Daran seien das Sicherheitspersonal sowie deutsche, georgische, belgische und lettische Sondereinsatzkräfte der NATO-Mission "Resolute Support" beteiligt gewesen. Im Auswärtigen Amt kam am Morgen erneut der Krisenstab zusammen. Auf die Frage, was der Anschlag für das weitere deutsche Engagement vor Ort bedeute, sagte Steinmeier, diese Frage werde in dem Gremium besprochen werden. 

Masar-i-Scharif ist die größte Stadt und das wirtschaftliche Zentrum im Norden Afghanistans. Das deutsche Konsulat ist in einem großen Gebäude auf einem weitläufigen Anwesen untergebracht, das von mehreren Meter hohen Mauern umgeben und stark gesichert ist. Die diplomatische Vertretung liegt in der Nähe der Blauen Moschee in der Innenstadt. Sie war erst im Juni 2013 vom damaligen Außenminister Guido Westerwelle eröffnet worden.

Noch 800 deutsche Soldaten in Masar-i-Scharif

Am Stadtrand liegt ein großer Stützpunkt der NATO-Truppen, die allerdings nur noch zur Beratung und Ausbildung und nicht mehr für Kampfeinsätze im Land sind. Die Verantwortung für den NATO-Einsatz im Norden Afghanistans trägt die Bundeswehr. In Masar sind noch etwa 800 deutsche Soldaten im Einsatz, weitere 1000 Soldaten in dem Camp kommen aus 20 Partnernationen.

Die NATO hatte ihren Kampfeinsatz in Afghanistan Ende 2014 offiziell beendet und den afghanischen Sicherheitskräften die Verantwortung übergeben. Die verbliebenen NATO-Truppen konzentrierten sich seitdem auf Ausbildung, Beratung und Unterstützung der heimischen Sicherheitskräfte in ihrem Anti-Terror-Kampf.

sti/stu (afp, dpa, rtr)