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Kritiker von Argentiniens Präsidentin tot

19. Januar 2015

Mysteriöser Todesfall in Argentinien: Vor wenigen Tagen hatte Staatsanwalt Alberto Nisman schwere Vorwürfe gegen Präsidentin Kirchner erhoben. Jetzt wurde seine Leiche gefunden.

Argentinischer Staatsanwalt Alberto Nisman (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/M. Brindicci

Laut Autopsie starb der Staatsanwalt Alberto Nisman durch einen Kopfschuss, wie die staatliche Nachrichtenagentur Télam unter Berufung auf Justizkreise berichtete. Ob es sich um Selbstmord handelt, blieb weiter unklar. Die Behörden hatten zuvor mitgeteilt, dass Nisman von seiner Mutter in der Nacht im Badezimmer seiner Wohnung im schicken Wohnviertel Puerto Madero in Buenos Aires gefunden worden sei, nachdem ihn seine Sicherheitsleute nicht erreichen konnten. Die Oppositionsabgeordnete Patricia Bullrich äußerte sich "schockiert" über den Tod und sagte, Nisman habe wiederholt über Drohungen berichtet.

Tod kurz vor Aussage im Parlament

Der Jurist ermittelte zu dem Bombenanschlag auf die jüdische Wohlfahrtsorganisation Amia 1994, bei dem 85 Menschen getötet und 300 weitere verletzt worden waren. Der Jurist machte den Iran für den Anschlag verantwortlich und warf Präsidentin Cristina Kirchner sowie ihrem Vorgänger Carlos Menem (1989 bis 1999) vor, die Ermittlungen zu behindern, um das Verhältnis zu Teheran nicht zu belasten.

Nisman wollte sich eigentlich am heutigen Montag im Parlament äußern und Beweise für seine Vorwürfe gegen Kirchner und Außenminister Hector Timerman präsentieren. Der Staatsanwalt verfügte nach eigenen Angaben über Mitschnitte von Telefonaten, die bewiesen, dass Regierungsvertreter im Gegenzug für iranische Wirtschaftsaufträge zusagten, die Ermittlungen zurückzustellen. Nisman ordnete wegen der Vorwürfe an, Vermögen von Kirchner, Timerman und anderen Regierungsvertretern im Gesamtwert von umgerechnet knapp 20 Millionen Euro einzufrieren. Die Regierung hatte die Anklage als "lächerlich" bezeichnet. Der zuständige Richter sollte erst im Februar die Zulässigkeit der Anklage überprüfen.

Anschlag auf jüdische Organisation

Der Iran wird seit langem hinter dem Anschlag auf die jüdische Wohlfahrtsorganisation Amia vermutet. Das Attentat ereignete sich zwei Jahre nach einem Selbstmordanschlag auf die israelische Botschaft in Buenos Aires, bei dem 29 Menschen getötet und mehr als 200 weitere verletzt worden waren. Argentinien hat mit rund 300.000 Juden die größte jüdische Gemeinde Lateinamerikas. Der Iran weist jegliche Verantwortung für die Anschläge zurück.

Argentinien verlangt wegen der Anschläge die Auslieferung von acht Verdächtigen aus dem Iran, darunter der frühere Verteidigungsminister Ahmed Wahidi und der frühere Präsident Akbar Haschemi Rafsandschani. Im Jahr 2013 vereinbarten Argentinien und der Iran die Bildung einer "Wahrheitskommission" aus fünf unabhängigen Mitgliedern, um die Ereignisse aufzuklären. Teheran erlaubte zudem einem argentinischen Richter, zur Befragung der Verdächtigen in den Iran zu reisen.

cr/qu (dpa, afp, rtr)

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