Bonn, den 23.4.2004, DW-RADIO/Kroatisch, Gordana Simonovic

Viele Kroaten hatten die Gelegenheit, in amerikanischen Filmen zu sehen, welchen Schutz Kronzeugen genießen. Mitarbeiter der kroatischen Sicherheitskräfte und der Justiz müssten – allein ihrer Professionalität wegen – auch wissen, wie so etwas funktioniert. Doch im Fall Milan Levar, der als Zeuge über Verbrechen gegen Serben in Gospic aussagen wollte, gab es keinen Schutz. Nun erhält seine Familie eine Entschädigung. Einzelheiten von Gordana Simonovic:

Die Republik Kroatien hat einem Vergleich mit der Familie des ermordeten Zeugen des internationalen Kriegsverbrecher-Tribunals [ICTY], Milan Levar, zugestimmt. So erhalten seine Ehefrau Vesna und sein Sohn Leon je 220 000 Kuna (rund 30 210 Euro – MD). Leon wird außerdem bis zu seiner Volljährigkeit oder bis zum Abschluss der Ausbildung 2 500 Kuna (rund 340 Euro – MD) monatlich erhalten.

Der Staat hat einem Vergleich mit der Familie Levar zugestimmt, nachdem bewiesen worden war, dass sich die kroatischen Behörden 1998, wie vom Haager Tribunal gefordert, dazu verpflichtet hatten, Levar und seine Familie zu beschützen, was jedoch nicht geschehen ist. Der Antrag auf Schutz von Levar ist vielmehr niemals aus Zagreb an die Polizei-Direktion in Lika-Senj weitergeleitet worden. Bei dem Vergleich räumte Kroatien ein, dass es an dem noch nicht aufgeklärten Mord an Milan Levar schuld sei. Levar kam vor seinem Haus in Gospic am 28. August 2000 durch einen Sprengstoffanschlag ums Leben.

Milan Levar hatte sich freiwillig als Zeuge gemeldet, um vor dem Tribunal über von Kroaten begangene Verbrechen an Serben in Gospic 1991 auszusagen. In seiner Zeugenaussage hatte er Mirko Norac und Tihomir Oreskovic erwähnt, die zu einem späteren Zeitpunkt zu Haftstrafen wegen Kriegsverbrechen der so genannten Gospic-Gruppe verurteilt wurden. (...) (md)