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Kroatien und Russland im WM-Viertelfinale

2. Juli 2018

Nach Frankreich und Uruguay sind nun auch Russland und Kroatien eine Runde weiter. Beide Spiele wurden erst nach Elfmeterschießen entschieden. Und ein weiterer Top-Favorit schied damit früh aus dem WM-Turnier aus.

World Cup - Round of 16 - Croatia vs Denmark
Bild: Reuters/C. Barria

Geheimfavorit Kroatien darf nach einem Elfmeterkrimi mehr denn je vom ganz großen Wurf in Russland träumen. Torwart Danijel Subasic führte den WM-Dritten von 1998 im Nervenspiel vom Punkt gegen ungemein zähe Dänen mit drei Paraden gegen Christian Eriksen, Lasse Schöne und Nicolai Jörgensen zum 3:2-Erfolg. Den entscheidenden Elfmeter verwandelte Barca-Star Ivan Rakitic.

Nach Verlängerung, in der Superstar Luka Modric schon mit einem Foulelfmeter an Kasper Schmeichel gescheitert war (116.), hatte es im Achtelfinale in Nischni Nowgorod 1:1 (1:1, 1:1) gestanden. Schmeichels weitere Paraden im Elfmeterschießen gegen Milan Badelj und Josip Pivaric brachten Dänemark nichts.

Spektakulärste Anfangsphase der WM-Geschichte

Das vierte K.o.-Spiel lieferte die bislang spektakulärste Anfangsphase in Russland, nie in der WM-Geschichte erzielten beide Teams so schnell jeweils ein Tor. Das Spiel lief gerade 58 Sekunden, als Mathias Jörgensen nach einem langen Einwurf von Jonas Knudsen und einem Zuspiel des Neu-Dortmunders Thomas Delaney aus dem Gewühl heraus traf. Kroatiens Torwart Danijel Subasic, der den Ball mit dem Fuß ins eigene Tor lenkte, machte keine glückliche Figur.

Die Führung währte nicht mal drei Minuten, und das zweite Tor hatte eine noch kuriosere Vorgeschichte als das erste: Henrik Dalsgaard wollte den Ball im Strafraum mit einem Befreiungsschlag klären, traf aber seinen Mit spieler Andreas Christensen im Gesicht. Mandzukic fiel der Ball vor die Füße, der Ex-Münchner schoss ihn ins kurze Eck.

Nach dem Ausgleich versuchten beide Teams, ihre Defensivreihen zu ordnen und zu schließen. Das gelang ihnen recht gut. Vor allem die spielbestimmenden Kroaten schafften es nur noch selten bis in den Strafraum der Dänen. Das Team mit den Bundesliga-Profis Delaney und Yussuf Poulsen - der Angreifer von RB Leipzig stand nach seiner Gelbsperre wieder in der dänischen Startelf - setzte aber auch eigene Akzente und hatte die erste große Chance nach der hektischen Anfangsphase. Subasic war diesmal gegen Martin Braithwaite auf dem Posten.

Drei Elfmeter gehalten - und trotzdem raus: Dänemarks Torwart Kasper SchmeichelBild: Reuters/C. Barria

Dänemark näher dran an der Führung

Kroatien blieb zwar spielbestimmend - doch Dänemark war näher dran an der Führung. In der 42. Minute traf Christian Eriksen, Spielmacher von Tottenham Hotspur und Chef im dänischen Team, mit einem genialen Heber von der Strafraumgrenze das Lattenkreuz.

Nach der Pause wurde das Spiel immer zäher. Die ungemein giftigen Dänen ließen den Kroaten kaum noch Luft zum Atmen. Von der Leichtigkeit, mit der das Team von Coach Zlatko Dalic etwa Argentinien mit 3:0 entzauberte, war nichts mehr zu sehen. Beide Teams kamen in der regulären Spielzeit und der Verlängerung zwar noch zu Chancen, richtig zwingend war aber keine davon - bis Modric mit einem genialen Pass Frankfurts Pokalheld Ante Rebic in Szene setzte, den Torschütze Jörgensen von den Beinen holte. Doch Modric vergab den fälligen Elfmeter.

Auch Russland darf anfangen zu träumen

Neben Kroatien war zuvor auch Russland sensationell ins Viertelfinale eingezogen. "Wir haben zwei Jahre hart für diesen Moment gearbeitet und heute einen großartigen Job gemacht", sagte Stanislaw Tschertschessow, der Trainer der Russen, nach dem 4:3 im Elfmeterkrimi des WM-Achtelfinals gegen den am Ende tief gefallenen Titelfavoriten Spanien.

"Das ist eine fantastische WM. Nicht nur unsere Fans, sondernalle Zuschauer spüren diese Atmosphäre", sagte Igor Akinfejew, der mit seinen Paraden gegen Koke und Iago Aspas zum Volkshelden aufstieg: „Am Samstag (20.00 Uhr MESZ) hat der Gastgeber in Sotschi gegen Kroatien die Chance, ins Halbfinale einzuziehen.

Spanien mit völlig verkorkstem Turnier

Wird nicht mehr für Spanien auflaufen: Andres IniestaBild: picture-alliance/AP Photo/D. Vincent

Die Spanier fahren dagegen nach einem völlig verkorksten Turnier frustriert nach Hause. Nach 120 enttäuschenden Spielminuten hatte es 1:1 (1:1, 1:1) gestanden, in der Lotterie des Elfmeterschießens endete eine WM, die schon mit dem Theater und der Entlassung von Trainer Julen Lopetegui unwürdig begonnen hatte.

 "Die Hauptschuldigen im Fußball sind wir Spieler. Es wäre opportunistisch zu sagen, dass der Weggang Lopeteguis der entscheidende Faktor für unser Aus war. Alles war wichtig", sagte Andres Iniesta. Der Weltmeister von Südafrika war erst nach 67 Minuten ins Spiel gekommen und verabschiedete sich nach dem Schlusspfiff seines 131. Länderspiel aus der Nationalmannschaft. "Manchmal ist das Ende nicht wie im Traum", sagte Iniesta, Schütze des 1:0-Siegtores im WM-Endspiel 2010 gegen die Niederlande.

Nach Titelverteidiger Deutschland, dem WM-Zweiten Argentinien und EM-Champion Portugal ist damit das nächste Schwergewicht des Weltfußballs in Russland früh ausgeschieden. Die Hausherren, als Weltranglisten-70. und damit als nominell schwächste Mannschaft ins Turnier gestartet, träumen weiter. Ein erstes "kleines Wunder" (Artem Dschjuba) haben die Russen bereits vollbracht.

Standfußball erinnert an DFB-Elf

Dschjuba (41.) hatte mit seinem dritten Turniertreffer per Handelfmeter das Eigentor von Alexander Ignaschewitsch (12.) ausgeglichen. "Im Laufe der zweiten Halbzeit haben wir versucht, unser Tor zu verteidigen und auf das Elfmeterschießen gehofft", sagte Akinfejew. Das gelang vor 78.011 Zuschauern unter gütiger Mithilfe der erschreckend behäbigen Spanier, die mit ihrem Standfußball frappierend an die leblosen Auftritte der deutschen Weltmeister erinnerten.

Zwar legten die Russen wieder einmal neun Kilometer mehr als ihre Gegner zurück, zeigten dabei aber kaum große Fußballkunst. Die Kontermöglichkeiten verpufften durch die technischen Schwächen. Den Mut verlor der Außenseiter jedoch nie, auch das 0:3 im letzten Gruppenspiel gegen Uruguay hatte keine Spuren hinterlassen. Selbst das Missgeschick von Ignaschewitsch (38.) warf die Russen nicht aus der Bahn.

jhr (sid/dpa)

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