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Kroatiens Präsident Mesic besucht Brüssel

27. Februar 2004

– Zagreb für Alleingang in die EU

Zagreb, 27.2.2004, VECERNJI LIST, kroat., aus Brüssel

Erstmals war gestern im Großen Sitzungssaal des Europäischen Parlaments Kroatisch zu vernehmen. Anlässlich seines Brüssel-Besuches wandte sich Kroatiens Präsident Stjepan Mesic an die EU-Parlamentarier. Seine Ansprache begann mit einer Schweigeminute für den mazedonischen Präsidenten Boris Trajkovski.

In seiner Begrüßungsansprache betonte Parlamentspräsident Pat Cox, "unser gemeinsames Ziel ist es, dass Kroatien EU-Mitglied wird. Die Aussicht auf Mitgliedschaft ist für Kroatien ein Ansporn, die Herausforderung zu meistern: einen Rechtsstaat, vollkommene Zusammenarbeit mit dem Haager Kriegsverbrechertribunal [ICTY] sowie Solidarität mit den Nachbarn zu erzielen." Er stellte Mesic als "den ersten Staatsführer vor, der vor dem Internationalen Kriegsverbrechertribunal aussagte und so anderen ein Beispiel gab." Cox begrüßte ferner, "mit Hochachtung [Mesics] mutige Führungsrolle bei der Versöhnung als beispielhaft für die Region, auch wenn diese Geste zwischen dem Präsidenten von Serbien und Montenegro Svetozar Marovic und Mesic zuhause nicht gleich alle begrüßten."

Der Applaus wurde unterbrochen von einem Zwischenruf von Mario Borghezio von der Lega Nord: "Istrien, Rijeka, Zadar, Dalmatien! Warum achten Sie nicht die Rechte der Italiener?" Darauf reagierten die Abgeordneten mit Entrüstung, Mesic indes nickte nur in seine Richtung. Danach sagte Mesic der Presse, Borghezios Zwischenruf sei "ein Beweis dafür, dass wir alle Demokratie erlernen müssen."

In seiner Rede betonte Mesic, die Zusammenarbeit mit dem ICTY sei der einzige Modus, um die Kollektivschuld von einem Volk auf individuelle Schuld zu übertragen. Dafür bekam Mesic Applaus. (...)

Mesic rief das Europäische Parlament dazu auf, eine gesonderte Kommission für die Zusammenarbeit mit Kroatien einzurichten, statt es wie bislang in der für Südosteuropa zu belassen. Die Abgeordneten sollten ferner in ihren Finanzetats von 2007 bis 2013 Gelder für den EU-Beitritt Kroatiens mitberücksichtigen. (md)