1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kroatiens Premier Ivica Racan in Berlin

21. Januar 2003

– Auftakt der Europa-Tournee auf der Suche nach Unterstützung für den EU-Beitritt des Landes

Köln, 21.1.2003, DW-radio / Kroatisch, Lidija Klasic

"Kurz, intensiv und erfolgreich" – so hat Kroatiens Premier Ivica Racan seinen vierstündigen Berlin-Besuch gestern (20.1.) beschreiben. Nach einem Treffen mit Bundeskanzler Gerhard Schröder bestätigte Racan einer kleinen Gruppe von Journalisten, Schröder verstehe und unterstütze den Wunsch Kroatiens, baldmöglichst Vollmitglied der EU zu werden. "Das Gespräch war sehr herzlich und freundschaftlich ... ", sagte Racan, "ich darf Kanzler Schröder zitieren: Sie können, wann immer Sie wollen, einen Antrag stellen, Deutschland wird ihn unterstützen ... Er hat sich sehr für unsere Reformen und die erzielten Fortschritte in Kroatien interessiert".

Kroatien befindet sich nicht unter den zwölf Staaten, denen auf dem Gipfeltreffen in Kopenhagen in Aussicht gestellt wurde, dass sie sich höchstwahrscheinlich in zwei Runden 2004 und 2007 der EU anschließen können. Außer Slowenien ist darunter kein Staat, der aus dem ehemaligen Jugoslawien hervorgegangen ist. Im Falle Kroatiens liegen die Gründe dafür in der verfehlten Politik der Vergangenheit – aber auch darin, dass sozusagen demokratische und juristische Aufgaben eines Staates für sämtliche Länder, die sich Brüssel anschließen wollen, unvollständig verrichtet werden. Dies sei im Gespräch mit Kanzler Schröder nicht näher erörtert worden, sagte Racan. Dem Gast zufolge haben der deutsche Kanzler und der kroatische Premier ebensowenig die neuste Nachricht aus Den Haag kommentiert, dass sich noch ein mutmaßlicher Kriegsverbrecher - der bisherige serbische Präsident Milan Milutinovic – dem internationalen Kriegsverbrecher freiwillig gestellt hat. Für Kroatien wie auch für die meisten Länder auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien stellt die unzureichende Zusammenarbeit mit dem Tribunal augenblicklich den Haupthinderungsgrund für eine beschleunigte EU-Annäherung dar. Als Racan explizit danach gefragt wurde, sagte er, Zagreb sei sich dessen bewusst und unternehme, was es könne. Ebenso verhielte es sich auch bei dem, was Europa außerdem noch von Zagreb verlange – und zwar mit den Nachbarn in der Region, vollends zu kooperieren. "Die Sicherheit in der Region ist in unserem nationalen Interesse. Es ist uns nicht gleichgültig, ob die Staaten in unserer Nachbarschaft demokratisch und stabil sind oder nicht – dies trägt auch zu unserer eigenen Sicherheit bei. Es ist uns gelungen, das schwierige Problem um die Prevlaka-Halbinsel zu lösen. Nun erwägen wir auch, die Visumspflicht für jugoslawische Staatsbürger aufzuheben".

Der Berlin-Besuch Racans ist nur die erste Station auf einer Tournee durch zahlreiche europäische Hauptstädte, bei der Kroatiens Premier Unterstützung (für den EU-Beitritt – MD) sucht. Kroatien hat einen festen Zeitplan – es möchte die Voraussetzungen für den EU-Beitritt bis Ende 2006 erfüllen und den offiziellen Beitrittsantrag bereits kommenden Monat stellen. In Zagreb besteht die Hoffnung, dass dann 2007 – was nun Rumänien und Bulgarien in Aussicht gestellt wurde - ein realistischer Termin für die Aufnahme in die EU ist. In Berlin ist von deutscher Seite lediglich bestätigt worden, dass die Gespräche stattgefunden hätten, über ihren Inhalt gab es allerdings keinerlei Angaben. (...) (md)