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Politik

Kuczynski: Perus angezählter Präsident

Gabriel González Zorrilla
21. Dezember 2017

Der peruanische Präsident Kuczynski galt als Hoffnungsträger seines Landes. Sachkundig, ruhig und fern aller Populismen überzeugte er viele. Nun versinkt aber scheint es, das auch er dem Laster der Korruption erlag.

Peru Veranstaltung der Streitkräfte -  Pedro Pablo Kuczynski
Bild: picture alliance/dpa/Agentur Andina/P. Presidencia

Kritiker attestierten ihm zwar, viel von Wirtschaft und Politik zu verstehen, warfen ihm aber stets vor, kein politisches Gespür zu besitzen. Ganz falsch scheinen sie damit nicht zu liegen, denn 2016 hätte Kuczynski den größten Sieg seines Lebens hätte fast verschenkt: In einem lustlos geführten Wahlkampf verbrachte er zur Feier des Hochschulabschlusses seiner Tochter fast eine ganze Woche in den USA.

Erst eine starke letzte Fernsehdebatte und die Unterstützung einer breiten Anti-Fujimori-Allianz verhalfen dem Technokraten Kuczynski in der Stichwahl zum Sieg gegen Keiko Fujimori, Tochter des Ex-Diktators Alberto Fujimori, doch noch ins peruanische Präsidentenamt. 

Der damals 77-jährige Kuczynski hatte bis dahin sein halbes Leben in den USA verbracht. Nach einem Studium in Oxford und Princeton hatte er dort als Investmentbanker ein Vermögen angehäuft - und wohl auch eine Heimat gefunden. Seine Frau, die Finanzanalystin Nancy Lange, ist die Cousine der US-Schauspielerin Jessica Lange. Bis heute, erzählen Mitarbeiter aus seinem näheren Umfeld, fluche Kuczynski zuweilen auf Englisch.

Unaufgeregte Präsidentschaft

Mit Kuczynskis Wahl verbanden viele Peruaner die Hoffnung auf einen wirtschaftlichen Aufschwung - auch aufgrund dessen vorzüglicher Kontakte in die USA. Mit seiner technokratischen Art, die immun gegen jede Art von populistischer Volkstümlichkeit scheint, schien Kuczynski der Gegenentwurf zu so vielen Präsidenten in Lateinamerika zu sein. Und viele Peruaner hofften auf eine unaufgeregte Präsidenschaft.

Das peruanische Parlament entscheidet über die Eröffnung des Amtsenthebungsverfahren gegen KuczynskiBild: picture alliance/dpa/AP/M. Mejia

Mit Maßnahmen und Gesetzen gegen Korruption und die überbordende Bürokratie stiegen Kuczynskis Zustimmungswerte bald auf 63 Prozent. Zumal nachdem Vorwürfe gegen bekannt wurden, Ex-Präsident Alejandro Toledo (2001-2006) und Kuczynskis direkter Vorgänger Ollanta Humala (2011-2016) seien in die Korruptionsaffäre des brasilianischen Multikonzerns Odebrecht verwickelt.

Gegen Toledo, der 20 Millionen US-Dollar im Zusammenhang mit dem Bau eines Highways erhalten haben soll, liegt ein internationaler Haftbefehl vor. Humala sitzt seit Juli 2017 in peruanischer Untersuchungshaft, weil Odebrecht seinen Wahlkampf illegal untersützt haben soll.

Nun droht Amtenthebung

Ganz glatt lief Kuczynski erstes Amtsjahr dennoch nicht: Zum einen schlägt der milliardenschwere brasilianische Korruptionsskandal "Lava Jato" um den halbstaatlichen Ölkonzern Petrobras auf die peruanische Wirtschaft durch. Zum andern verursachte das perioisch auftretende Klimaphänomen "El Niño" Anfang 2017 besonders schwere Schäden. Kuczynski selbst bezeichnete die Bilanz seines ersten Amtsjahres lakonisch als "schlecht".

Die Präsidentschaftswahl hat Keiko Fujimori verlorenh, aber im Parlament die von ihr geführte Opposition eine MehrheitBild: Getty Images/AFP/L. Gonzales

Doch wegen alledem müsste er nicht um seine Präsidentschaft bangen. Dies muss er nun, weil auch er illegale Gelder von Odebrecht bekommen haben soll: Als Minister in Toledos Kabinett soll Kuczynski zwischen 2004 und 2006 782.000 US-Dollar Schmiergeld entgegengenommen haben.

Kuczynski bestreitet vehement alle Korruptionsvorwürfe und scheint gewillt im drohenden Amtsenthebungsverfahren um seine Präsidentschaft kämpfen zu wollen. Sein Sachverstand wird ihm dabei allerdings wohl nicht mehr reichen. Denn im Parlament, das nun über die Eröffnung des Verfahren entscheidet, hat die Opposition eine Mehrheit. Nun muss Kuczinski wohl doch noch zum Politiker reifen.