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Kulturgüter mit nassen Füßen

Ingrid Arnold20. August 2002

Europäische Städte versinken im Hochwasser, darunter auch Kulturstädte wie Prag und Dresden. Die Verwüstungen werden Deutsche und Tschechen Milliarden Euro kosten. Die Schäden an Kulturgütern sind kaum abschätzbar.

Wertvolle Kulturgüter in Gefahr: Die Semperoper in DresdenBild: AP

Noch immer steht ein Teil der tschechischen Hauptstadt Prag unter Wasser. Die Schäden an den historischen Bauten der 800 Jahre alten Stadt werden erst nach und nach sichtbar. Eine völlige Überflutung des von der UNESCO geschützten Prager Stadtzentrums mit seinen zahllosen historischen Bauten und Museen blieb den Pragern erspart.

Weltkulturerbe in Gefahr

Doch im alten Stadtkern drangen die Wassermassen trotz der Schutzdämme aus Sandsäcken in fast alle Keller ein. In einem beispiellosen Kraftakt rettete die Feuerwehr das 1883 eröffnete Prager Nationaltheater am Ostufer der Moldau. Mit Dieselpumpen wurde das Wasser aus dem überschwemmten Keller gepumpt. Auch der barocke Palais Lichtenstein, der in der Nähe der Karlsbrücke liegt, ist weiter vom Wasser eingeschlossen. Die weltberühmte Brücke aus dem 14. Jahrhundert dürfte indes die Fluten überstanden haben. Ein Schock für Literaturfreunde: Die deutsche Buchhandlung in Prag, kultureller Geheimtipp und Ort der Begegnung, versank völlig in den Fluten der Moldau. Der gesamte Warenbestand wurde vernichtet.

Denkmalschützer befürchten, dass Baudenkmäler des UNESCO-Weltkulturerbes unwiederbringlich verloren sein könnten: Im südböhmischen Cesky Krumlov setzte die Moldau alle Gebäude des Renaissance-Stadtkerns unter Wasser. In der Stadt Pisek fiel die älteste Steinbrücke Mitteleuropas, Kameny Most, den Fluten zum Opfer.

Bewegliche Schätze in Sicherheit

Hoffnung gibt es in Dessauer Stadtteil Ziebig: Hier konnte sich das Bauhaus auf die drohenden Hochwasserwelle vorbereiten. Die Ausstellung ist geschlossen, unersetzbare Gemälde, Fotos und Dokumente konnten rechtzeitig an einen sicheren Ort gebracht werden. Das Haus selbst , das zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, ist allerdings akut vom Hochwasser der Elbe bedroht.

Auch in Dresden werden schon seit Tagen fieberhaft Kunstschätze in Sicherheit gebracht, darunter die Kunstwerke der Staatlichen Kunstsammlungen. "Das letzte Bild war raus, das Wasser kam", beschrieb Martin Roth, Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, die Bergungsaktion. Innerhalb weniger Stunden hatten rund 200 Helfer die 4000 Gemälde aus dem Depot der Sempergalerie in Sicherheit gebracht.

Große Werke mussten zurückbleiben

Auch die 400 Werke - Reliefs, Büsten, Statuen und Gefäße der Skulpturensammlung konnten aus den Katakomben des Albertinums geborgen und gesichert werden. Aus dem Zwinger wurden rund 6000 alte Meister gerettet. Nur die größten Werke mussten im überschwemmten Depot bleiben. Sie wurden an der Decke aufgehängt, weil man sie ohne Fahrstuhl nicht heraustragen konnte.

Doch nur Bewegliches kann gerettet werden. Die Gebäude dagegen sind den Fluten ausgeliefert. Semperoper, Zwinger und Albertinum in der Dresdner Altstadt dürften Schäden davontragen. Im Schauspielhaus ist die Unterbühne überflutet. Schon jetzt steht fest: Auch nach der Hochwasserkatastrophe werden die Museen und Kultureinrichtungen in Dresden für mehrere Wochen geschlossen bleiben müssen.

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