G7-Kulturminister für besseren Schutz von Kulturgütern
31. März 2017
Es war das erste Treffen seiner Art überhaupt: Zwei Tage lang haben die Kulturminister der G7-Staaten in Florenz über den Erhalt des kulturellen Erbes beraten - und mehrere konkrete Ziele ins Auge gefasst.
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Raubgrabungen, illegaler Handel mit Kulturgütern, Zerstörung durch Terrorgruppen und Krieg. Im Angesicht dieser Entwicklungen, die zahlreiche für die Menschheitsgeschichte bedeutende Kulturgüter bedrohen, sind in Florenz auf Initiative Italiens vom 30. bis 31. März erstmals die Kulturminister der führenden Industrienationen (G7) zu einer Konferenz zusammengekommen. Sowohl die Zuständigen für das Kulturressort von Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Japan, Kanada und den USA als auch verschiedene Experten nahmen an dem zweitägigen Treffen teil.
Engagement aller gefragt
In einer gemeinsam verabschiedeten Erklärung hielten sie fest, sich künftig stärker für den Schutz des Kulturguts einzusetzen. "Wir sind uns absolut einig, dass Kulturgutschutz aller Anstrengungen bedarf, und werden unseren Einsatz für den Kulturgutschutz intensivieren", teilte die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Maria Böhmer, mit. "Wir sehen uns mit Terrorismus konfrontiert, der die Zerstörung von Kulturgütern als gezielte Strategie einsetzt, und mit Naturkatastrophen. Das treibt die Menschen um", so Böhmer weiter.
Angriff aufs Kulturerbe - Die Zerstörungswut des IS
Palmyra war einst eine blühende Oasenstadt. Nach dem Wüten von IS-Terroristen, ist nur eine Trümmerwüste geblieben. Der Wiederaufbau wird schwierig. Weltweit haben viele Weltkulturstätten das gleiche Schicksal erlebt.
Bild: picture-alliance/dpa/V. Sharifulin
Früher und Heute
Von der antiken Oasenstadt Palmyra, die durchzogen war von prächtigen Tempeln, Säulenalleen und Thermen ist nicht viel übrig geblieben. 2015 machte die IS-Terrormiliz diesen kostbaren Baal-Tempel dem Erdboden gleich. Der libanesische Fotograf Joseph Eid, dessen Bilder derzeit im Kestner-Museum ausgestellt sind, hält sein Foto von 2014 vor die Ruinen. Die UNESCO konnte die Stadt nicht schützen.
Bild: Getty Images/AFP/J. Eid
Ein Trümmerfeld
Auch andere Stadtteile der eigentlich geschützten UNESCO-Kulturerbestätte in Palmyra sind der Zerstörungswut der marodierenden IS-Milizen zum Opfer gefallen. Diese Aufnahmen sind im März 2016 gemacht worden. An Wiederaufbau ist erstmal nicht zu denken.
Bild: picture-alliance/dpa/V. Sharifulin
Patrouillen durch Palmyra
Inzwischen haben syrische Regierungs-Truppen die Stadt Palmyra wieder zurückerobert. Seit März 2017 fahren täglich militärische Patrouillen durch die Ruinen - zum Schutz vor weiteren Angriffen der IS-Terrormilizen, die zum zweiten Mal mit Hilfe russischer Luftangriffe zurückgeschlagen werden konnten. Das Bild zeigt die Reste des antiken Triumphbogens, der weitgehend zerstört ist.
Bild: REUTERS/O. Sanadiki
Mar Elian in Syrien
Die antike Klosteranlage Mar Elian, die von Christen südöstlich der Stadt Homs gebaut worden ist, war ebenfalls ein prächtiges Bauwerk, das unter dem Schutz der UNESCO-Welterbe-Verordnung stand. Trotzdem blieb auch dieses Kulturgut von den IS-Milizen nicht verschont.
Bild: picture-alliance/dpa/Islamischer Staat
Zerstörung und Propaganda
Die Echtheit diese Szene konnte nicht eindeutig bestätigt werden. Das Bild ist ein Screenshot eines Propagandavideos der Terrormiliz "Islamischer Staat", das angeblich zeigt, wie IS-Kämpfer mit Bulldozern die Mauern der Klosteranlage von Mar Elian einreißen. Inzwischen wurde die Stadt al-Qaryatain von der syrischen Armee zurückerobert und das Kloster soll wieder aufgebaut werden.
Bild: picture-alliance/dpa
Al-Hadra im Irak
Anfang 2015 zerstörten IS-Milizen auch Teile der antiken Stadt Al-Hadra - ehemals Hauptstadt des ersten arabischen Königreiches - die hier vor dem Angriff zu sehen ist. Jahrtausende alte Statuen aus assyrischer Zeit in der nordirakischen Stadt Mossul und an der Grabungsstätte Ninive wurden ebenfalls eingerissen. Die historische Stadt Nimrud sollen die Dschihadisten mit Bulldozern überfahren haben.
Bild: picture-alliance/N. Tondini/Robert Harding
Bamiyan-Tal: Zerstörung durch die Taliban
2001 zertrümmerten die afghanischen Taliban die Buddhastatuen von Bamiyan, die im 6. Jahrhundert aus dem roten Sandstein gemeißelt wurden. Auch sie konnten nicht von der UNESCO oder der Weltgemeinschaft geschützt werden. Zurückblieben nur die leeren Höhlen. Inzwischen werden die über 50 Meter hohen Stauen mit Hilfe von 3D-Druckern rekonstruiert.
Bild: AP
Timbuktu in Mali
Diese Minarette aus Lehm, wie sie in Mali in dieser Bauweise häufig zu sehen sind, zerstörten die IS-Truppen 2012. Inzwischen sind die religiösen Gebäude nach historischem Vorbild wieder aufgebaut worden. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat die Zerstörung von Weltkulturerbe inzwischen bei einem Prozess gegen einen Islamisten unter Strafe gestellt.
Bild: picture-alliance/dpa/E.Schneider
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Der Archäologe und Berater von UNESCO-Generaldirektorin Irina Bokova, Mounir Bouchenaki, verwies während des Treffens auf die Unzulänglichkeiten der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten. Diese sei nur auf Staaten anwendbar, nicht aber auf kriminelle Organisationen oder Terroristen. Ob die Konvention überarbeitet werden soll, ist bislang nicht bekannt.
Neue Erasmus-Initiative
Böhmer sagte weiter, man sei sich außerdem einig gewesen, dass die Jugend, die eines Tages die Bewahrung der Kulturgüter übernehme, für das Erbe der Menschheit und den Wert der Kultur nachhaltig begeistert werden müsse. Daher haben sie und ihre Kollegen aus Frankreich und Italien sich darauf verständigt, für 2018 die Initiative "Erasmus-Kultur" zu erarbeiten, um der jungen Generation die gemeinsamen kulturellen Wurzeln, die europäische Identität, näherzubringen.
Böhmer bezeichnete die erste Kulturministerkonferenz der G7 als einen "historischen Schritt". Laut Böhmer brauche es "Kontinuität, um den Dialog der Kultur zu stärken." Die G7 begreifen "Kultur als Kern der Entwicklung von Frieden und Zivilisation, von gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklung." Daher soll das Treffen von nun jährlich stattfinden.