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KunstEuropa

Die meistgesuchten Gemälde der Welt

Stuart Braun
4. Juni 2024

Verbrannt, versteckt, gestohlen: Manche Kunstwerke werden besonders interessant, wenn sie verschwinden - und besonders wertvoll. Über Kulturschätze, die bis heute als verschollen gelten.

Gemälde von Henri Matisse zeigt nackte Personen in impressionistischem Stil gemalt.
Gestohlen in Paris: Henri Matisse' Gemälde "La Pastorale"Bild: picture-alliance/dpa

Je länger Gemälde wieVincent van Goghs "Mohnblumen", Rembrandts verschollenes Meisterwerk "Christus im Sturm auf dem See Genezareth" oder die von den Nationalsozialisten geraubten Werke Gustav Klimts verschwunden sind, desto mehr vermisst sie das Publikum, das sie sehen möchte.

Im Jahr 1969 stahlen Diebe die "Geburt Christi mit den Heiligen Franziskus und Laurentius", ein frühbarockes Gemälde des italienischen Künstlers Caravaggio, das dieser 1609 vollendet hatte und das in einer Kirche in Palermo auf Sizilien hing. 55 Jahre später ist der Verbleib des Gemäldes immer noch ein Rätsel.

Das riesige, fast drei Meter hohe Werk, das die Geburt Jesu darstellt, wurde von zwei Dieben aus seinem Rahmen in der Kirche gestohlen. Es soll der sizilianischen Mafia in die Hände gefallen sein.

Nach Ermittlungen der US-Bundespolizei FBI, von Interpol und der italienischen Polizei zu dem berüchtigten Kunstdiebstahl wird vermutet, dass es sich in Sizilien befindet und einen Wert von rund 20 Millionen Dollar (18,43 Millionen Euro) haben könnte. Mehrere Mitglieder der Mafia sollen versucht haben, das Gemälde auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Einer von ihnen wurde 1981 verhaftet, nachdem er das Meisterwerk vergraben haben soll.

Diebstahl im Museum of Modern Art

2010 wurden aus dem Pariser Museum für Moderne Kunst fünf Gemälde im Wert von mehreren hundert Millionen Euro gestohlen, darunter Pablo Picassos "Taube mit grünen Erbsen", Henri Matisses "Pastorale" und Georges Braques "Olivenbaum in der Nähe von Estaque".

Auch diese Werke wurden nie gefunden - obwohl der Dieb vor Gericht stand. Ein Beamter der Stadt bezeichnete den in Frankreich beispiellosen Raubzug als "einen der größten Kunstdiebstähle aller Zeiten".

Der geraubte Caravaggio steht auf der vom FBI veröffentlichten Liste der zehn schwersten Kunstdiebstähle, zu denen auch Werke des niederländischen Meisters Vincent van Gogh gehören.

So wurde Van Goghs Gemälde "Mohnblumen" von 1887, das einen Wert von 55 Millionen Dollar hat, zweimal aus dem Mohamed Mahmoud Khalil Museum in Kairo gestohlen - das erste Mal 1977, bevor es ein Jahrzehnt später wiedergefunden wurde, und das zweite Mal im August 2010, als es zuletzt gesehen wurde.

Vier Gemälde von Vincent Van Gogh, Paul Cézanne, Edgar Degas und Claude Monet wurden 2008 aus einem Schweizer Museum gestohlen, was als "spektakulärer Kunstraub" bezeichnet wurde. Maskierte und bewaffnete Männer drangen in die Sammlung Emil Bührle im Kunsthaus Zürich ein, entwendeten die Meisterwerke und flüchteten mit einem Auto.

Vermisste Kunst wiedergefunden

Einige der Werke sind wieder zu ihren rechtmäßigen Besitzern zurückgekehrt. Die Täter des Diebstahls aus dem Grünen Gewölbe in Dresden im Jahr 2019, bei dem Juwelen aus dem 18. Jahrhundert im Wert von mehr als 113 Millionen Euro gestohlen wurden, wurden 2023 vor Gericht gestellt - auch wenn nicht alle Juwelen bei den Dieben gefunden werden konnten.

Das Grüne Gewölbe ist die Schatzkammer von August dem Starken in DresdenBild: picture-alliance/dpa/S. Kahnert

Unter den zahlreichen beschlagnahmten Gegenständen befand sich auch ein mit Diamanten besetzter Schwertgriff. Der ehemalige Anwalt Christopher A. Marinello gründete die in Großbritannien ansässige Organisation Art Recovery International (ARI), um bei der Wiederbeschaffung von gestohlenen und vermissten Kunstwerken zu helfen. So stellte er auch Informationen zur Verfügung, um bei der Wiederbeschaffung der Dresdner Juwelen zu helfen.

Marinello sagte der DW, er habe "eine Reihe von Hinweisen aus verschiedenen Quellen über den Verbleib der Kunstwerke erhalten". Marinello befasst sich auch mit Kunstwerken, die von den Nationalsozialisten geraubt wurden, darunter ein Werk der polnischen Art-déco-Malerin Tamara De Lempicka mit dem Titel "Myrto", das 1943 während des Zweiten Weltkrieges in Frankreich gestohlen wurde.

Suche nach NS-bedingt entzogenes Kulturgut dauert an

Die Suche nach diesen von den Nazis geraubten Meisterwerken, von denen viele aus jüdischen Familien und von Kunsthändlern stammen, ist oft schwierig.

"Menschen, die wissentlich von den Nazis gestohlene oder geraubte Kunstwerke besitzen, haben weder Skrupel noch die moralische Neigung, fremdes Eigentum zurückzugeben", sagt Marinello, der aktiv nach Raubkunst der französischen Impressionisten Pierre-Auguste Renoir, Camille Pissarro und Edgar Degas sucht.

"Solche Leute verstecken sich hinter deutschen Datenschutzgesetzen, um ihr unrechtmäßig erworbenes Eigentum auf Kosten der Opfer von Verbrechen und des Holocaust zu schützen", fügte er hinzu.

Dennoch, so der Ermittler, gelangten eine Reihe von Raubkunstwerken in die Hände von "ehrlichen Händlern und Auktionshäusern", die bereit seien, sich für die Rückgabe einzusetzen.

1976 beschloss der deutsche Performance-Künstler Ulay (1943-2020), Nazi-Kunst symbolisch zu plündern, indem er Adolf Hitlers Lieblingsgemälde "Der arme Poet" (1839) von Carl Spitzweg stahl.

Kunstraub als Statement

Ulay, der mit bürgerlichem Namen Frank Uwe Laysiepen hieß, schlenderte in die Berliner Nationalgalerie, schnappte sich das Kunstwerk und fuhr damit in den Kreuzberger Armenbezirk, um es in der Wohnung einer türkischen Familie aufzuhängen. Bevor er jedoch die Wohnung der Familie betrat, hielt er an einer Telefonzelle auf der Straße und rief die Museumsleitung an, um ihr mitzuteilen, wo sie das Kunstwerk zurückerhalten könne.

Ulay sagte später: "Ich habe erklärt, dass es sich um eine Demonstration und nicht um einen Diebstahl im herkömmlichen Sinne handelte. Er betrachtete es als eine "Protestaktion, in erster Linie gegen die Institutionalisierung der Kunst, in zweiter Linie gegen die Diskriminierung der ausländischen Arbeiter".

Adaption aus dem Englischen: Sabine Oelze. 

Stuart Braun Australischer DW-Journalist und Buchautor.